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Überlastungsbedingte Verletzungen von Sehnen sind typische Beschwerden von
Sportlern jeden Alters und Leistungsanspruchs. Gerade die lasttragenden
unteren Extremitäten, besonders die Achilles- und die Patellarsehne, sind
bei vielen Aktivitäten und Sportarten für Tendinopathien anfällig. Doch
was tun, wenn die Sehne durch Überlastung verletzt ist?

Von Tendinopathien spricht man, wenn eine schmerzhafte und in ihrer
Funktion eingeschränkte Sehnenstruktur vorliegt. Sportler haben dabei
erhebliche Einbußen ihrer Leistungsfähigkeit mit der potenziellen Gefahr
eines Sehnenrisses. Gründe für Tendinopathien können eine eingeschränkte
Stoffwechselaktivität des Sehnengewebes mit veränderter
Kollagenzusammensetzung mit feinsten Rissen auf mikrostruktureller Ebene
sein. Oder auch Entzündungsprozesse, die mit der Synthese und Interaktion
proinflammatorischer Substanzen einhergehen.

Detaillierte Kenntnisse über die den Sehnenstoffwechsel beeinflussende
Belastungsformen sind für Ärzte, Therapeuten und den Sportler deshalb
unerlässlich.

Bekannte Trainingsparameter für Sportler sind die Intensität (Höhe und
Richtung der mechanischen Belastungen), Umfang (Dauer der mechanischen
Belastungen), Frequenz (Häufigkeit der mechanischen Belastung je
Zeiteinheit), Regenerationszeiten sowie die Geschwindigkeit des
mechanischen Kraftanstieges (Kraftanstiegsrate und Kraftimpuls).

Aus biomechanischer Sicht hat die Richtung der Krafteinwirkungen
entscheidende Bedeutung. Axiale
Traktionsbelastungen (Zugbelastung) sind physiologischer mechanischer
Natur für kraftübertragende Sehnen und daher ideal, um optimale, der
Zugrichtung entsprechende Umbau- und Anpassungsprozesse auszulösen.

Verschiedene Therapien möglich

Die jeweilige Therapie muss immer individuell auf den Patienten
zugeschnitten sein. Eckpfeiler sind
die Aufklärung des Patienten und die realistische Einschätzung der
individuellen zeitlichen Ressourcen. Ein Trainingstagebuch mit der Vorgabe
und Dokumentation von Therapie- und Trainingsmaßnahmen sowie der
Veränderungen des Schmerzempfindens (z. B. visuelle Analogscala)
ist sinnvoll.

Priv.-Doz. Dr. med. Thilo Hotfiel, Orthopäde, Unfallchirurg und Vorstand
in der GOTS erklärt: „Das ´exzentrische Training´ hat sich in einer
Vielzahl hochqualitativer Studien als therapeutischer Goldstandard in der
konservativen Behandlung der Achilles und Patellarsehnen-Tendinopathie
etabliert. Für Anpassungen des Sehnengewebes ist allerdings die Höhe der
einwirkenden Kräfte, die Geschwindigkeit und Qualität der
Bewegungsausführung sowie deren Dauer bedeutsamer als die Kontraktionsform
der mechanischen Spannung erzeugenden Muskulatur. Neben dem exzentrischen
Krafttraining zeigen deshalb ebenso das isometrische, konzentrische und
(Heavy) Slow Resistance Training gute klinische Ergebnisse.“

Die verschiedenen Trainingsformen sind in Abhängigkeit des Stadiums, der
Lokalisation, der Belastungsfähigkeit und des Schmerzniveaus
durchzuführen. Mit abnehmenden Beschwerden gilt es nach einer ersten Phase
langsamer und besonders kontrollierten Übungen die Belastungen zu steigern
und sowohl verstärkt schnellkräftige als auch sportspezifische
Bewegungsmuster in das Trainingsprogramm zu integrieren.

Auch die extrakorporale Stoßwellentherapie (ESTW) zeigt bei einigen
Tendinopathien positive Effekte. Bei Mid-Portion-Tendinopathien ist häufig
eine Kombination von ESTW und exzentrischem Krafttraining wirksam.

Auf die peri- und peritendinöse Injektion von Glucocorticoiden
(Cortisonpräparate) sollte bei Tendinopathien verzichtet werden.

Originalpublikation:
https://www.springermedizin.de/ueberlastungsbedingte-
tendinopathien/18054106