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Vom 13. bis zum 16. März widmen sich die Ulmer Denkanstöße einem
gesellschaftlich hoch relevanten Thema: der Einsamkeit. In Vorträgen, bei
Diskussionsrunden und Kulturveranstaltungen beleuchten so unterschiedliche
Persönlichkeiten wie Soziologieprofessor Hartmut Rosa, Profi-Bergsteiger
Alexander Huber oder der ehemalige Topmanager Dr. Thomas Middelhoff
verschiedenste Aspekte des "Alleinseins mit sich selbst". Den
Abschlussvortrag am Samstag, 16. März, hält der bekannte Ulmer Psychiater
und Medienkritiker Professor Manfred Spitzer.

1000 Facebook-Freunde, ständig erreichbar und trotzdem einsam? Gerade in
diesen Zeiten, in denen das nächste Tinder-Date oder der neue berufliche
Kontakt bei XING nur wenige Wischbewegungen entfernt sind, ist
„Einsamkeit“ ein bedeutendes Thema. So bedeutend, dass in Großbritannien
sogar ein Ministerium zur Bekämpfung der Einsamkeit eingerichtet wurde.
Verschiedenen Aspekten des „Alleinseins mit sich selbst“ widmen sich die
diesjährigen Ulmer Denkanstöße vom 13. bis zum 16. März. Unter dem Titel
„Einsamkeit – Isolation und Freiraum?!“ haben das Humboldt-Studienzentrum
der Universität Ulm, die Kulturabteilung der Stadt Ulm sowie die Stiftung
Bildung und Soziales der Sparda-Bank Baden-Württemberg ein umfangreiches
Programm zusammengestellt.

„Einsam ist nicht gleich unglücklich: Seit jeher nutzen nicht nur
Intellektuelle den bewussten Rückzug aus der Gesellschaft als Quelle der
Inspiration“, sagt Professorin Renate Breuninger, Geschäftsführerin des
Humboldt-Studienzentrums. Auf der anderen Seite scheint gerade unsere
durchdigitalisierte Gesellschaft, in der Familienbande immer rissiger
werden, soziale Isolation zu fördern. An vier Tagen beleuchten die Ulmer
Denkanstöße im Stadthaus verschiedene Facetten der Einsamkeit. Den
Eröffnungsvortrag am Donnerstagabend (19:30 Uhr) hält der bekannte Jenaer
Soziologe und Politikwissenschaftler Professor Hartmut Rosa. Unter dem
Titel „Die Unverfügbarkeit der Gefühle“ beschreibt Rosa ein Spannungsfeld
unserer Zeit:  Auf der einen Seite ist die Welt in ungeahntem Ausmaß
verfügbar, und auf der anderen Seite nimmt der Frust darüber zu, dass das
Leben nicht immer hält, was es verspricht. Der Soziologe glaubt, dass dem
allgemeinen Unmut – auch ausgedrückt durch Proteste von Wutbürgern oder
Gelbwesten – die Verwechslung von Verfügbarkeit und Erreichbarkeit
zugrunde liegt.

Der Freitagnachmittag (ab 14:00 Uhr) steht unter dem Motto „Einsamkeit in
Höhen und Tiefen“. Das Spektrum der Impulsreferate reicht von den
Erfahrungen eines Zimmermanns auf der Walz bis zur Abgeschiedenheit eines
Mönchs im Kloster. Der wohl prominenteste Referent, Dr. Thomas Middelhoff,
hat das Vorstandsbüro mit einer Gefängniszelle getauscht. Bei den Ulmer
Denkanstößen berichtet er sowohl von der Einsamkeit eines Topmanagers, der
alleine weitreichende Entscheidungen treffen muss, als auch von seinen
Erfahrungen als Häftling mit stark begrenztem Kontakt zur Außenwelt.
Deutlich positiver besetzt versprechen die Einsamkeitserfahrungen von
Profibergsteiger Alexander Huber zu werden. Ob in den Alpen, in Pakistan
oder in der Arktis: Der jüngere des bekannten Duos „Huberbuam“ hat die
herausforderndsten Gipfel der Welt erklommen. In seinem Abendvortrag bei
den Ulmer Denkanstößen berichtet der studierte Physiker von bewussten
Alleingängen und Gemeinschaftserfahrungen – untermalt von beeindruckenden
Bildern.

Wege aus der Einsamkeit zeigen Impulsreferate am Samstag (ab 14:00 Uhr)
auf: Referentin Lydia Staltner hat beispielsweise den Verein „LichtBlick
Seniorenhilfe“ gegründet, der Bedürftigen durch Spenden wie Winterschuhe
oder Einladungen zu gesponserten Veranstaltungen die Teilhabe am
gesellschaftlichen Leben ermöglicht. Ganz ohne Geld kommt das ebenfalls
vorgestellte Augsburger Projekt „Opendot“ aus: Durch Klebepunkte an der
Haustür signalisieren die Bewohner Gesprächsbereitschaft und weisen so
Wege aus der Anonymität. Von der wissenschaftlichen Perspektive aus nähern
sich schließlich der Soziologe Dr. Janosch Schobin und der Psychiater
Professor Manfred Spitzer dem Alleinsein. Lokalmatador Spitzer, der es mit
seinem Buch „Einsamkeit – die unerkannte Krankheit“ erneut in die
Bestsellerlisten geschafft hat, hält den Abschlussvortrag.

Die Ulmer Denkanstöße werden von einem Kulturprogramm umrahmt, das ein
Dunkelkonzert und den Film „Lost in Translation“ im Xinedome umfasst. Der
Eintritt ist frei, die Organisatorinnen und Organisatoren bitten jedoch um
Spenden für die Vesperkirche Ulm.

Veranstaltung im Überblick:

12. Ulmer Denkanstöße
Einsamkeit – Isolation und Freiraum?!
Mittwoch, 13. März, bis Samstag, 16. März
Stadthaus Ulm
Münsterplatz 50
89073 Ulm

Eröffnungsvortrag:
Prof. Dr. Hartmut Rosa
„Die Unverfügbarkeit der Gefühle“
Donnerstag, 14. März, um 19:30 Uhr

Impulsreferate und Diskussionen:
Freitag- und Samstagnachmittag, 15. und 16. März, ab 14:00 Uhr

Vortrag
Alexander Huber
„Einsamkeit in den Bergen“
Freitag, 15. März, 17:00 Uhr

Abschlussvortrag
Prof. Dr. Dr. Manfred Spitzer
„Gemeinsam statt einsam – wissenschaftliche Erkenntnisse zu Einsamkeit und
sozialer Isolation“
Samstag, 16. März, 17:00 Uhr

Kulturprogramm:

Kinofilm
„Lost in Translation“
Mittwoch, 13. März
18:00 Uhr
Xinedome
Am Lederhof 1
89073 Ulm

Dunkelkonzert
Jürgen Grözinger (Perkussion)
Milan Vrsajkov, Violoncello
Cello-Suiten von Bach und Schlagwerk-Interpretationen
Mittwoch, 13. März
20:30 Uhr

wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. Dr. h.c. Renate Breuninger: 0731/5023460, renate.breuninger@uni-
ulm.de

Arten der Pressemitteilung:
Buntes aus der Wissenschaft
Kooperationen

Sachgebiete:
Gesellschaft
Philosophie / Ethik
Psychologie

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.ulmer-denkanstoesse.de