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Promotionspreis 2019 der Leibniz-Gemeinschaft: Dr. Catrin Ciemer (Leibniz-PIK) und Dr. Felix Haaß (Leibniz-GIGA )  Bild: David Ausserhofer
Promotionspreis 2019 der Leibniz-Gemeinschaft: Dr. Catrin Ciemer (Leibniz-PIK) und Dr. Felix Haaß (Leibniz-GIGA ) Bild: David Ausserhofer

Politikwissenschaftler untersuchte die Auswirkungen von Entwicklungshilfe
in Post-Konflikt-Gesellschaften, Physikerin die Auswirkungen des
Klimawandels auf den Amazonas-Regenwald.

Auf ihrer Jahrestagung in Berlin hat die Leibniz-Gemeinschaft die
herausragenden Doktorarbeiten des Politikwissenschaftlers Felix Haaß aus
Hamburg in der Kategorie Geistes- und Sozialwissenschaften sowie der
Physikerin Catrin Ciemer aus Potsdam in der Kategorie Natur- und
Technikwissenschaften mit ihrem Leibniz-Promotionspreis ausgezeichnet. Die
Dissertationen beschäftigen sich mit dem Einfluss von Entwicklungshilfe
auf Demokratisierungsprozesse in Post-Konflikt-Gesellschaften und mit den
Auswirkungen des Klimawandels auf den Amazonas-Regenwald. Die beiden
prämierten Arbeiten wurden als beste aus knapp 900 Promotionen ausgewählt,
die im Jahr 2018 an Leibniz-Instituten abgeschlossen wurden.

Dr. Felix Haaß (34) vom GIGA   Leibniz-Institut für Globale und Regionale
Studien in Hamburg untersuchte in seiner Dissertation zum Thema „Buying
Democracy? The Political Economy of Foreign Aid, Power-Sharing
Governments, and Post-Conflict Political Development“ den Einfluss von
Entwicklungsprojekten auf die Entstehung demokratischer Institutionen nach
Bürgerkriegen. Dabei zeigte er, dass in von Entwicklungshilfe abhängigen
Ländern mit Gemeinschaftsregierungen der ehemaligen Bürgerkriegsparteien
zwar häufig schnell demokratische Wahlen abgehalten werden. Allerdings
versuchen die alten Eliten mit anderen Methoden, ihren Machtverlust zu
verhindern, etwa durch Einschränkungen bei der Unabhängigkeit der Justiz
oder durch die Begünstigung von partikularen Interessensgruppen. Mit
seiner Arbeit zeigt Haaß die ambivalenten Effekte von Machtteilung und
unbeabsichtigte Folgen von demokratiefördernden Entwicklungshilfemaßnahmen
auf. Als möglichen Ausweg skizziert Haaß dabei die Förderung von
Programmen der Zivilgesellschaft, um die Verantwortlichkeit für den
Demokratisierungsprozess möglichst breit in der Gesellschaft zu verankern.
Felix Haaß studierte Politikwissenschaften in Mannheim und Tübingen. Seine
Dissertation entstand an der Philosophischen Fakultät der Ernst-Moritz-
Arndt-Universität Greifswald im Rahmen des vom GIGA eingeworbenen Leibniz-
Wettbewerbsprojekts „Institutions for Sustainable Peace - Comparing
Institutional Options for Divided Societies and Post-Conflict Countries“.
Aktuell ist Felix Haaß als Post-Doc im Drittmittel-Projekt „The Anatomy of
Repression in Authoritarian States“ der Deutschen Stiftung
Friedensforschung an der Universität Osnabrück sowie als Research Fellow
am GIGA tätig.

Publikationen:
Haaß, Felix. „The Democracy Dilemma. Aid, Power-Sharing, and Post-Conflict
Democratization.“ Conflict Management and Peace Science. (first Published
March 27, 2019)
DOI: <https://doi.org/10.1177/0738894219830960>

Haaß, Felix and Martin Ottmann. „Profits from Peace. The Political Economy
of Power-Sharing and Post-Conflict Corruption.” World Development. vol.
99(11): p. 60-74 (November 2017).
DOI: <https://doi.org/10.1016/j.worlddev.2017.07.006>

<www.giga-hamburg.de/de/team/haaß>

Dr. Catrin Ciemer (31) vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung in
der Leibniz-Gemeinschaft (PIK) befasste sich in ihrem Promotionsvorhaben
„Complex systems analysis of changing rainfall regimes in South America
and their implications for the Amazon rainforest“ mit den Auswirkungen von
Veränderungen der Niederschlagsmenge und -häufigkeit im Amazonas sowie der
zukünftigen Entwicklung des Regenwaldes unter den Bedingungen des
Klimawandels. Durch die Anwendung des Konzepts komplexer Netzwerke gelang
ihr erstmalig eine treffsichere Vorhersage von Dürren im Amazonasgebiet
bis zu einem Jahr im Voraus. Außerdem untersuchte Catrin Ciemer die
Widerstandsfähigkeit (Resilienz) der Vegetation im tropischen Südamerika.
Dabei konnte sie nachweisen, dass diese entgegen der bisherigen
Lehrmeinung nicht konstant ist, sondern sich in entsprechenden Gebieten
durch einen Langzeittrainingseffekt der jährlichen
Niederschlagsunterschiede substantiell erhöhen kann. Die Arbeit von Catrin
Ciemer gewinnt besondere Relevanz dadurch, dass der Amazonas, der auch als
„Lunge der Erde“ bezeichnet wird, als Kohlenstoffspeicher nicht nur für
das globale Klima eine entscheidende Rolle spielt, sondern mit dem
Vorkommen von etwa 25 Prozent der weltweiten Pflanzenvielfalt auch ein
Hotspot der Biodiversität ist.
Nach einem Physikstudium an der Goethe-Universität Frankfurt am Main und
der Freien Universität Berlin verfolgte Catrin Ciemer ihr
Dissertationsvorhaben im Rahmen der deutsch-brasilianischen
Graduiertenschule 1740 der Humboldt-Universität Berlin und der Universität
Sao Paulo, an der das PIK beteiligt ist. Zurzeit ist Catrin Ciemer
weiterhin am Postdam-Institut beschäftigt.

Publikationen:
Catrin Ciemer, Niklas Boers, Henrique MJ Barbosa, Jürgen Kurths und Anja
Rammig: Temporal evolution of the spatial covariability of rainfall in
South America. Climate Dynamics, vol. 51(1-2), page 371-382 (Oktober
2017).
DOI: <https://doi.org/10.1007/s00382-017-3929-x>

Catrin Ciemer, Niklas Boers, Marina Hirota, Jürgen Kurths, Finn Müller-
Hansen, Rafael S. Oliveira und Ricarda Winkelmann: Higher resilience to
climatic disturbances in tropical vegetation exposed to more variable
rainfall. Nature Geoscience, 12, page 174-179 (März 2019).
DOI: <https://doi.org/10.1038/s41561-019-0312-z>

<www.pik-potsdam.de/members/ciemer/catrin-a-ciemer>

Der Promotionspreis der Leibniz-Gemeinschaft:
Der Promotionspreis der Leibniz-Gemeinschaft wird jährlich für die besten
Doktorarbeiten aus Leibniz-Instituten in den Kategorien „Geistes- und
Sozialwissenschaften“ und „Natur- und Technikwissenschaften“ vergeben. Die
prämierten Arbeiten müssen sich neben einer herausragenden Bewertung durch
eine fächerübergreifende Bedeutung, einen Anwendungsbezug und Publikation
in Fachzeitschriften oder Präsentationen auf Fachkonferenzen auszeichnen.
Er ist mit jeweils 3.000 Euro dotiert. Die Auswahl der Preisträgerinnen
und Preisträger trifft die elfköpfige Leibniz-Preisjury, die aus Personen
des öffentlichen Lebens und leitenden Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftlern unter dem Vorsitz von Leibniz-Präsident Matthias Kleiner
besteht, aus den Vorschlägen der wissenschaftlichen Sektionen der Leibniz-
Gemeinschaft.
<www.leibniz-gemeinschaft.de/karriere/karriere-in-der-wissenschaft
/promotion-in-der-leibniz-gemeinschaft/promotionspreis.html
>

Weitere Pressefotos der Preisträger finden Sie unter
<www.leibniz-gemeinschaft.de/ueber-uns/neues/presse/pressefotos.html>

Pressekontakt für die Leibniz-Gemeinschaft:
Christoph Herbort-von Loeper
stellv. Leiter Kommunikation
Tel.: 030 / 20 60 49 – 48; Mobil: 0174 / 310 81 74
<herbort@leibniz-gemeinschaft.de>

Die Leibniz-Gemeinschaft
Die Leibniz-Gemeinschaft verbindet 95 selbständige
Forschungseinrichtungen. Ihre Ausrichtung reicht von den Natur-,
Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Raum- und
Sozialwissenschaften bis zu den Geisteswissenschaften. Leibniz-Institute
widmen sich gesellschaftlich, ökonomisch und ökologisch relevanten Fragen.
Sie betreiben erkenntnis- und anwendungsorientierte Forschung, auch in den
übergreifenden Leibniz-Forschungsverbünden, sind oder unterhalten
wissenschaftliche Infrastrukturen und bieten forschungsbasierte
Dienstleistungen an. Die Leibniz-Gemeinschaft setzt Schwerpunkte im
Wissenstransfer, vor allem mit den Leibniz-Forschungsmuseen. Sie berät und
informiert Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Leibniz-
Einrichtungen pflegen enge Kooperationen mit den Hochschulen - u.a. in
Form der Leibniz-WissenschaftsCampi, mit der Industrie und anderen
Partnern im In- und Ausland. Sie unterliegen einem transparenten und
unabhängigen Begutachtungsverfahren. Aufgrund ihrer gesamtstaatlichen
Bedeutung fördern Bund und Länder die Institute der Leibniz-Gemeinschaft
gemeinsam. Die Leibniz-Institute beschäftigen knapp 20.000 Personen,
darunter etwa die Hälfte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Der
Gesamtetat der Institute liegt bei mehr als 1,9 Milliarden Euro.
<www.leibniz-gemeinschaft.de>