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Die Unstatistik des Monats November ist die zu erwartende wenig
differenzierte Berichterstattung über die PISA-Studie. In der Diskussion
ihrer Ergebnisse sollte nicht nur der Rang Deutschlands in einem
problematischen internationalen Vergleich betrachtet werden. Vielmehr
sollte man sich stärker auf die Lösung der eigenen Probleme im
Bildungssystem konzentrieren.

Die Unstatistik des Monats November ist die zu erwartende wenig
differenzierte Berichterstattung über die PISA-Studie. Diese Unstatistik
ist also vorbeugend, da die Studie erst am 3. Dezember der Öffentlichkeit
präsentiert wird. Ziel ist es dieses Mal, die PISA-Berichterstattung im
Voraus besser zu machen, statt im Nachhinein darüber zu schreiben. Bereits
vor der offiziellen Publikation der internationalen OECD-
Schulleistungsuntersuchung („Programme for International Student
Assessment“) Anfang Dezember sorgt die neueste Ausgabe der Studie für
einiges Rauschen im deutschen Blätterwald. So berichtete beispielsweise
die Frankfurter Allgemeine Zeitung am 28. No-vember in einem Gastbeitrag
des Bildungsforschers Rainer Bölling unter dem Titel „Schiefer als der
schiefe Turm“ von verschiedenen Problemen zurückliegender PISA-Studien.

Ziel der Studie ist das Messen und Vergleichen von Schulleistungen in
Lesen, Mathematik und Naturwissenschaften. Diese Zahlen beruhen auf
Stichproben. Dagegen wäre auch nichts einzuwenden, würden diese in allen
Ländern gleichmäßig nach den gleichen Standards der Statistik erhoben. Das
geschieht aber nicht. In manchen asiatischen Ländern etwa, die bei PISA
regelmäßig Spitzenplätze belegen, nehmen nur rund 80 Prozent der Schüler
in den zufällig ausgewählten Schulen an den Testaufgaben teil, in
Deutschland über 95 Prozent. Welche Schüler fallen durch den Rost? Hier
gibt es durchaus Hinweise, dass in manchen Ländern vor allem schlechtere
Schüler am PISA-Prüfungstag krank werden oder die Schule schwänzen. Damit
werden dann aber Äpfel mit Birnen verglichen.

Auch der wachsende Migrantenanteil bei Schülerinnen und Schülern in
Deutschland ist eine wichtige Ursache für das im internationalen Vergleich
eher mittelmäßige Abschneiden deutscher Schulen. Als Gegenargument wird
oft das Beispiel Kanada aufgeführt, wo es ebenfalls einen hohen
Migrantenanteil gibt, ohne dass dies den Schulleistungen Abbruch täte.
Aber in Kanada zeigen Kinder mit Migrationshintergrund als Folge einer
selektiven Einwanderungspolitik im Durchschnitt bessere schulische
Leistungen als einheimische, sie ziehen den Durchschnitt tendenziell nach
oben. In Deutschland schneiden Kinder mit Migrationshintergrund im
Durchschnitt in der Schule schlechter ab als einheimische, insbesondere,
weil sie teils erst einmal die deutsche Sprache lernen müssen. Sie drücken
den Durchschnitt daher tendenziell nach unten.

Statt reiner Rang-Vergleiche Ergebnisse differenziert betrachten

Es bleibt zu hoffen, dass diesmal eine im Vergleich zur Vergangenheit
differenziertere Berichterstattung und öffentliche Diskussion der
Ergebnisse der PISA-Studie erfolgt. So haben die Autoren der Studien
bereits in der Vergangenheit sogenannte Konfidenzintervalle ausgewiesen,
die die durch die Stichprobenziehung entstehende Unsicherheit in den
Schätzergebnissen berücksichtigen. Dabei fallen die Unterschiede zwischen
den einzelnen Staaten teilweise so gering aus, dass viele dieser
Unterschiede statistisch nicht signifikant sind. Auch wurde in diesen
Berichten ausführlich auf die Unterschiede zwischen Kindern mit und ohne
Migrationshintergrund hingewiesen.  Beides – sowohl die Unsicherheit der
Ergebnisse als auch die Unterschiede zwischen Kindern mit und ohne
Migrationshintergrund – wurde in der öffentlichen Diskussion zu PISA
jedoch weitgehend ignoriert.

Daher unsere Bitte, in der Diskussion der Ergebnisse der PISA-Studie nicht
nur den Rang Deutschlands in einem problematischen internationalen
Vergleich zu betrachten. Vielmehr sollte man sich stärker auf die Lösung
der eigenen Probleme im Bildungssystem konzentrieren. Hier kann die PISA-
Studie durchaus Erkenntnisse zu relativen Defiziten in einzelnen Bereichen
liefern.