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Der Lehrstuhl für Marketing und Innovation und das Centrum für
Marktforschung der Universität Passau arbeiten im Innovationsprojekt
„Bidirektionales Lademanagement – BDL“ zusammen mit Partnern aus Praxis
und Wissenschaft an einem derzeit einzigartigen Vorhaben: der
ganzheitlichen Integration von Elektrofahrzeugen in das Energienetz in
Deutschland. Die im Projekt entwickelte Technologie soll zu einer
effizienteren Nutzung grüner Energie und gleichzeitig mehr
Versorgungssicherheit beitragen. Das Team der Universität Passau stellen
mit ihrer Forschung sicher, dass die entwickelten Lösungen zugleich auch
möglichst nutzerfreundlich und anreizkompatibel sind.

Das Projekt wird über drei Jahre vom Bundesministerium für Wirtschaft und
Energie gefördert.

Der kontinuierlich wachsende Bestand an Elektrofahrzeugen sowie ein
steigender Anteil regenerativ erzeugten Stroms sind integrale Bestandteile
der Energiewende in Deutschland. Aus beiden Maßnahmen resultiert die
Notwendigkeit, Schwankungen und Spitzenlasten im Stromnetz auszugleichen
und Energie aus erneuerbaren Quellen dabei optimal zu nutzen. Hinsichtlich
dieser Herausforderungen kann gerade Elektromobilität ein Beitrag zur
Lösung sein – nämlich dann, wenn Ladeprozesse elektrifizierter Fahrzeuge
intelligent gesteuert werden. In der Praxis wird dies derzeit meist
dadurch gelöst, dass der Ladevorgang zeitlich getaktet wird – im
Optimalfall so, dass das Fahrzeug genau dann lädt, wenn keine Netzengpässe
drohen und Strom aus erneuerbaren Quellen zum Laden zur Verfügung steht.
Die im Förderprojekt „Bidirektionales Lademanagement –BDL erforschte
Technologie kann die Möglichkeiten intelligenter Ladesteuerung signifikant
erweitern.

Im Rahmen des Innovationsprojekts unter Konsortialführung der BMW Group
wird eine Ladetechnologie entwickelt, die es Elektrofahrzeugen erlaubt,
nicht nur Energie für die Hochvoltbatterie aufzunehmen, sondern auch in
umgekehrter Richtung Energie in das Stromnetz zurück zu speisen. Die
E-Fahrzeuge werden so zu mobilen Energiespeichern, die Strom zu Zeiten
geringen allgemeinen Bedarfs in die Fahrzeugbatterie aufnehmen und hieraus
unter hoher Netzauslastung auch wieder abgeben können. „Das setzt voraus,
dass wir neben entsprechenden technologischen Lösungen auch Wege zu einem
intelligenten Zusammenspiel von Elektrofahrzeugen, Ladeinfrastruktur und
dem Stromnetz finden“, sagt Mang. „Die interdisziplinären Projektpartner
aus der Automobilindustrie, der Energiewirtschaft und der Wissenschaft
entwickeln hierfür ganzheitliche Lösungen.“

Passauer Projektteam stellt Perspektive der Nutzerinnen und Nutzer in den
Mittelpunkt
Das Projektteam der Universität Passau erforscht im Konsortialprojekt die
Perspektive der potentiellen Kundinnen und Kunden auf die zukünftige
Technologie. „Über den gesamten Projektverlauf hinweg untersuchen wir
Wahrnehmung und Präferenzen potentieller Zielgruppen mittels
wissenschaftlich fundierter Methoden. Dabei werden begleitend zu den
technischen Entwicklungen Nutzerbefragungen und
Gebrauchstauglichkeitstests, sogenannte Usability-Tests, durchgeführt“,
erklärt Mang. Durch das direkte Kundenfeedback bereits während des
Entwicklungsprozesses soll ein hoher Bedienkomfort der Systeme und
Konzepte erreicht werden. Im Pilotbetrieb wird die Technologie schließlich
zu mehreren Zeitpunkten hinsichtlich ihrer Nutzerfreundlichkeit und
Anreizkompatibilität evaluiert. „Eine besondere Stärke unseres
Teilprojekts ist neben dem Einsatz eines breiten Methoden-Mixes und der
Begleitung aller Projektphasen auch die Betrachtung unterschiedlicher
Gruppen von Kundinnen und Kunden, wie beispielsweise Privat- und
Flottenkundschaft“, so Mang.

Eine hohe nutzerseitige Akzeptanz ist für den nachhaltigen Markthochlauf
der angestrebten Energiedienstleistungen essentiell. „Aus den
Forschungsergebnissen leiten wir Handlungs- und Gestaltungsempfehlungen
für die Unternehmenspraxis ab“, erklärt Prof. Dr. Jan H. Schumann, Inhaber
des Lehrstuhls für Marketing und Innovation sowie Leiter des Passauer
Teilprojektteams. „Beide Institutionen der Universität Passau greifen
dabei auf ihre jeweils breite Erfahrung in der Nutzerforschung im Bereich
Elektromobilität aus bereits durchgeführten Förderprojekten zurück“, so
Schumann weiter. In diesem Kontext stelle die Zusammenarbeit mit namhaften
Unternehmenspartnern auch eine Basis für zukünftige Praxiskooperationen
der Universität Passau dar.

Neben ihrem Beitrag für die Praxis lassen die geplanten Nutzerstudien
einen hohen wissenschaftlichen Mehrwert erwarten. „Als Forschungspartner
möchten wir den wissenschaftlichen Diskurs im Bereich bidirektionalen
Ladens anregen. Aufgrund der Neuheit der Technologie liegen noch
vergleichsweise wenige Erkenntnisse zu den Wahrnehmungen und zum Verhalten
von Nutzerinnen und Nutzern auf diesem Gebiet vor. Hier möchten wir
ansetzen und unsere Ergebnisse in Form von Publikationen in Fach- und
Transferzeitschriften aufbereiten und auf nationalen und internationalen
Fachtagungen und Konferenzen präsentieren“, betont Schumann. Zudem sollen
die Erkenntnisse als Lehrinhalte in die Ausbildung von Studierenden
einfließen und weiterführende Forschungsarbeiten anstoßen.