Pin It
Mit einem Verbundprojekt soll die Flucht- und Flüchtlingsforschung auch international stärker vernetzt werden. Die Universität Osnabrück ist dabei ein wichtiger Partner.  Foto: Universität Osnabrück/Jens Raddatz
Mit einem Verbundprojekt soll die Flucht- und Flüchtlingsforschung auch international stärker vernetzt werden. Die Universität Osnabrück ist dabei ein wichtiger Partner. Foto: Universität Osnabrück/Jens Raddatz

Seit 2014/15 erlebt die Forschung zu Flucht und
Schutzsuchenden in Deutschland und Europa, parallel zum zwischenzeitlichen
Anstieg der Zahl der Asylanträge, eine Konjunktur. Viele Projekte und
Publikationen wurden initiiert, zahlreiche Vorträge und Tagungen fanden
statt. Um die Flucht- und Flüchtlingsforschung stärker zu vernetzen und im
akademischen Betrieb zu verankern, fördert das Bundesministerium für
Bildung und Forschung (BMBF) nun für fünf Jahre mit rund 3,7 Millionen
Euro das Verbundprojekt „Flucht- und Flüchtlingsforschung: Vernetzung und
Transfer“.

Beteiligt an dem Projekt sind das Institut für Migrationsforschung und
Interkulturelle Studien (IMIS) der Universität Osnabrück, das Bonn
International Center for Conversion (BICC), das Centre for Human Rights
der Universität Erlangen-Nürnberg (CHREN) und das Deutsche Institut für
Entwicklungspolitik (DIE) in Bonn.

„Die bisherigen wissenschaftlichen Aktivitäten haben einen wesentlichen
Beitrag dazu geleistet, zu verstehen und zu erklären, aus welchen Gründen
Menschen weltweit vertrieben werden oder fliehen“, so IMIS-Direktor und
Verbundleiter Prof. Dr. Andreas Pott. Auch ließen sie deutlich werden,
warum in einigen europäischen Gesellschaften die Bereitschaft,
Schutzsuchende aufzunehmen, in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten
wesentlich höher war als in anderen.

Trotz des erheblichen Anstiegs der wissenschaftlichen Aktivitäten und
trotz des Interesses an den Ergebnissen ist die Flucht- und
Flüchtlingsforschung in Deutschland allerdings bislang kaum institutionell
verankert. „Es gibt keine wissenschaftlichen Einrichtungen, die sich
vorrangig mit diesem Themenkomplex beschäftigen, eine äußerst geringe Zahl
von Professuren, keine Studiengänge, viele Forscherinnen und Forscher und
Projekte, die vereinzelt arbeiten, aber nur in geringem Umfang miteinander
vernetzt sind“, resümiert Prof. Pott.

„Unser Ziel ist es, die Vernetzung der Flucht- und Flüchtlingsforschung
nicht nur national voranzubringen, sondern die deutsche Forschung auch
international stärker sichtbar zu machen“, so Pott. „Immerhin befinden
sich die weltweit wichtigsten Zentren der Fluchtforschung in
Großbritannien, Kanada und den USA.“ Im Rahmen eines umfangreichen Fellow-
Programms sollen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus der ganzen
Welt an die vier beteiligten Institute geholt werden, um den Austausch zu
fördern.

Konkrete Aktivitäten des Verbundprojektes bestehen nicht nur darin, durch
Workshops und Tagungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler
verschiedener Fächer zusammenzuführen und ins Gespräch zu bringen.
Mitprojektleiterin Prof. Dr. Ulrike Krause, die am IMIS die bundesweit
einzige Juniorprofessur für Flucht- und Flüchtlingsforschung inne hat,
sagt: „Wir haben uns außerdem vorgenommen, einen
universitätsübergreifenden Studiengang zur Flucht- und
Flüchtlingsforschung zu entwickeln. Darüber hinaus besteht ein
wesentliches Ziel darin, die Ergebnisse der Forschung verstärkt in die
Öffentlichkeit zu bringen.“ Hierzu gehören Veranstaltungen für die Medien,
eine eigene Internet-Plattform, aber auch die Herausgabe eines neuartigen
„Fluchtberichts“, der über die Hintergründe, Bedingungen und Folgen
aktueller Ereignisse im weltweiten Fluchtgeschehen informieren soll.

Dass das Verbundprojekt mit einem Hauptanteil in Osnabrück angesiedelt
wird, ist auch das Ergebnis jahrzehntelanger dortiger wissenschaftlicher
Aktivitäten zum Thema: „Wir betreiben am IMIS seit seiner Gründung im Jahr
1990 Forschung zum Thema Flucht und deren Folgen, sind also alles andere
als ein neuer Mitspieler im Feld der Flucht- und Flüchtlingsforschung“,
sagt Co-Projektleiter Apl. Prof. Dr. Jochen Oltmer.