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Die Fassade eines traditionellen Langhauses in Palau zeigt die Verbundenheit der Einheimischen mit dem Meer  Sebastian Ferse, Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung
Die Fassade eines traditionellen Langhauses in Palau zeigt die Verbundenheit der Einheimischen mit dem Meer Sebastian Ferse, Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung

Am 1. Januar 2020 eröffnete der Inselstaat Palau in seinen
Hoheitsgewässern eines der größten und ambitioniertesten
Meeresschutzgebiete der Welt. Dem beratenden internationalen Expertenteam
gehörte auch ein Ökologe des Leibniz-Zentrums für Marine Tropenforschung
(ZMT) an.

Am 1. Januar 2020 eröffnete der Inselstaat Palau ein Meeresschutzgebiet in
seinen Hoheitsgewässern, das seinesgleichen sucht: das Palau National
Marine Sanctuary. Es ist einer der größten und ambitioniertesten marinen
Nationalparks der Welt. 80 % der Wirtschaftszone von Palau, ein Gebiet von
fast 500.000 Quadratkilometern, sollen für die Fischerei nicht mehr
zugänglich sein, die restlichen 20 % sind ausschließlich der heimischen
Fischerei vorbehalten.

Zuvor hatte sich auf Initiative der Regierung Palaus ein internationales
Team von Wissenschaftlern und Vertretern von Regierungs- und
Nichtregierungsorganisationen zusammengefunden, um einen Forschungs- und
Aktionsplan zu entwickeln, der als Richtschnur für die Umsetzung des
Projektes gilt. Der multidisziplinären Gruppe gehörten auch Experten des
internationalen Projekts Future Earth Coasts an, dessen Zentrale seit 2019
am Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung (ZMT) angesiedelt ist.

Der pazifische Inselstaat Palau liegt am nördlichen Rand des sogenannten
Korallendreiecks, einer der artenreichsten Meeresregionen der Welt. Seine
Gewässer weisen bemerkenswert gesunde Meeresökosysteme auf, sie
beherbergen mehr als 1.300 Fisch- und 700 Korallenarten sowie
Meeresschildkröten, Mantas, Seevögel, Wale und Haie.

Eine ertragreiche Einnahmequelle für den Staat war bisher der Verkauf von
Lizenzen für das Fangen von Thunfisch. Das soll ein Ende haben: „Unsere
Zukunft ist der Tourismus, nicht der Thunfisch“, verkündete Präsident
Remengesau. Der Inselstaat erlaubt nur noch der eigenen Flotte das Fischen
in einem kleinen Gebiet, das 20% seiner Territorialgewässer ausmacht. Ein
schmaler Meeresstreifen um die Inseln herum ist der handwerklichen
Fischerei für den Eigenbedarf vorbehalten, das riesige Restareal von
500.000 km² steht unter Naturschutz.

„Palau setzt für die Zukunft auf nachhaltigen Ökotourismus im höheren
Preissegment. Die immer seltenere Möglichkeit, in gut erhaltenen Riffen zu
tauchen oder eine atemberaubende Meeresfauna zu beobachten, sind ein
starker Tourismusmagnet“, erklärt Sebastian Ferse, Geschäftsführer von
Future Earth Coasts am ZMT und einer der beratenden Experten. „Die
Ressourcen aus seinen Hoheitsgewässern sollen dem Land selber und dem
Tourismus zugutekommen, exportiert wird kaum noch.“

Meeresschutzgebiete sind im Pazifik zwar nicht selten, doch nur wenige
werden ihrem Zweck gerecht. Meist fehlt es an Geld, Personal und dem
Willen der Behörden, Vorschriften durchzusetzen. Die Einheimischen fühlen
sich nicht in die Entscheidungen eingebunden und befolgen die Regeln daher
nicht. Palaus Nationalpark hingegen gibt Grund zur Hoffnung.

Die einheimische Bevölkerung legt eine starke Verbundenheit mit ihrer
unversehrten Meeresumwelt an den Tag, ist stolz, eine Fischernation zu
sein. Angeleitet durch die Dorfältesten pflegen die Clans auf den Inseln
schon seit Jahrhunderten ein schonendes Ressourcenmanagement in ihrer
traditionellen Fischerei. Ein so großes Schutzgebiet zu überwachen ist
logistisch zwar anspruchsvoll – hier muß auf Technologie wie Drohnen und
eine gut ausgestattete Motorbootflottille gesetzt werden. Doch dem Projekt
fehlt es nicht an internationaler Unterstützung, wie zum Beispiel aus den
USA.

"Unser beratendes Expertenteam hat versucht, alle verfügbaren
Informationen zusammenzuführen, damit die Regierung Palaus fundierte
Entscheidungen treffen kann, aber auch um Unsicherheiten und weiteren
Forschungsbedarf zu identifizieren“, so Sebastian Ferse. „Dieses ist eine
sehr ehrgeizige Initiative, und das Ergebnis hängt zum Teil von derzeit
schwer vorhersehbaren Entwicklungen ab. Ist der Nationalpark erfolgreich,
wird er ein Fanal setzen für die Bemühungen um den Schutz der Meere in
anderen Ländern".

Über das Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung (ZMT)

Das Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung (ZMT) in Bremen widmet sich
in Forschung und Lehre dem besseren Verständnis tropischer
Küstenökosysteme wie Mangroven, Seegraswiesen, Korallenriffen, Ästuaren
und Auftriebsgebieten. Im Mittelpunkt stehen Fragen zu ihrer Struktur und
Funktion, ihren Ressourcen und ihrer Widerstandsfähigkeit gegenüber
menschlichen Eingriffen und natürlichen Veränderungen. Mit seiner Arbeit
schafft das Institut eine wissenschaftliche Grundlage für den Schutz und
die nachhaltige Nutzung dieser Lebensräume. Das ZMT führt seine
Forschungsprojekte in enger Kooperation mit Partnern in den Tropen durch,
wo es den Aufbau von Expertise und Infrastruktur auf dem Gebiet des
nachhaltigen Küstenzonenmanagements unterstützt. Das ZMT ist Mitglied der
Leibniz-Gemeinschaft. Weitere Informationen unter www.leibniz-zmt.de