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US-Außenhandel mit Autos und Autoteilen
US-Außenhandel mit Autos und Autoteilen

Die Gefahr, dass US-Präsident Donald Trump Strafzölle auf Autoimporte aus
der EU verhängt, ist nach Einschätzung von IfW-Präsident Gabriel
Felbermayr gesunken. Er begründet seine Einschätzung vor allem mit
aktuellen Handelszahlen, die sich aus amerikanischer Sicht verbessert
haben. Der Handelskonflikt insgesamt ist damit aber noch nicht entschärft.

Die Auswertung der Zahlen ergibt, dass die Importe der Amerikaner aus der
Eurozone – und darunter vor allem aus Deutschland – deutlich
zurückgegangen sind. Gleichzeitig werden mehr US-Autos nach Europa
exportiert. So sind allein die Importe der USA von Fahrzeugen und
Autoteilen aus Deutschland von 2015 bis 2019 um fast 10 Mrd. US-Dollar auf
schätzungsweise 28,3 Mrd. US-Dollar zurückgegangen. Die Importe aus der
gesamten Eurozone sind mit minus 4,7 Mrd. Dollar (von 52,8 Mrd. Dollar
2015) etwas weniger stark gesunken.

Dafür aber haben in dem Zeitraum die US-Exporte von Autos und Autoteilen
in die Eurozone sehr deutlich zugenommen und sind um 5,3 Mrd. auf 17,9
Mrd. US-Dollar 2019 gestiegen. Im Ergebnis ist das Handelsdefizit der USA
mit Deutschland im Automobilsektor damit von seinem Maximum bei circa 30
Mrd. US-Dollar im Jahr 2015 auf knapp 20 Mrd. US-Dollar gefallen; jenes
mit der Eurozone von circa 40 Mrd. US-Dollar auf voraussichtlich etwa 30
Mrd. US-Dollar.

„Dieses deutlich gefallene Defizit macht es für die USA weniger attraktiv,
Autos mit Strafzöllen zu belegen und Gegenzölle zu riskieren“, so
Felbermayr. „Die Zahlen deuten auch darauf hin, dass Trumps Handelspolitik
der Drohungen wirkt. Die deutschen Autobauer haben offenbar Produktion in
die USA verschoben und exportieren mehr Fahrzeuge von dort nach Europa.“
Neben dem Import deutscher SUV-Marken aus den USA dürfte der Erfolg von
Tesla zu den Verschiebungen beigetragen haben.

„Inzwischen hat Trump die Einführung von Autozöllen mehrmals verschoben,
was die Begründung mit nationalen Sicherheitsbedenken immer
unglaubwürdiger macht. Insgesamt ist die Gefahr, dass Trump tatsächlich
Autoimporte aus der EU mit Strafzöllen belegt, deutlich gesunken“, sagt
Felbermayr.

Grafik: US-Außenhandel mit Autos und Autoteilen (siehe Anhang)

Insgesamt hat sich das Handelsbilanzdefizit der USA mit der EU aber
erhöht, weil Importe aus China im Bereich Konsum- und Investitionsgüter
durch Importe aus der EU substituiert wurden. Die Importe der USA aus der
Eurozone sind 2019 um 28 Mrd. auf 415 Mrd. US-Dollar angestiegen, die
Exporte in die Eurozone dürften deutlich schwächer zugelegt haben, um 15
Mrd. auf 247 Mrd. US-Dollar. „Auch wenn vorerst nicht mit Autozöllen zu
rechnen ist – für eine Entwarnung im transatlantischen Handelsstreit ist
es noch zu früh. Denn das Anwachsen des US-Defizits im Güterhandel mit der
Eurozone könnte die handelspolitischen Spannungen zwischen den USA und der
EU deutlich verschärfen“, so Felbermayr.

Diese Woche wird der neue EU-Handelskommissar Phil Hogan seine erste
offizielle Reise nach Washington unternehmen und wird sich dort den
Diskussionen um die europäisch-amerikanische Handelsbilanz stellen mü