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Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer übergibt den Förderbescheid zur Stiftungsprofessur
Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer übergibt den Förderbescheid zur Stiftungsprofessur "Radverkehr" an die Hochschule Karlsruhe Peter Adamik/BMVI

Die Hochschule Karlsruhe – Technik und Wirtschaft erhält eine von sieben
Stiftungsprofessuren für Radverkehr, die das Bundesministerium für Verkehr
und digitale Infrastruktur (BMVI) fördert. Der Förderbescheid über rund
1,3 Millionen Euro wurde heute in Berlin übergeben.

Am heutigen Donnerstag, 6. Februar 2020, erfolgte die offizielle Übergabe
des Förderbescheids durch Verkehrsminister Andreas Scheuer zur Einrichtung
einer Stiftungsprofessur Radverkehr mit dem Schwerpunkt Radverkehrsplanung
an der Hochschule Karlsruhe. Bundesminister Andreas Scheuer: „Wir stärken
Radfahrern den Rücken! Radverkehr muss als gleichberechtigtes
Verkehrsmittel von Anfang an mitgedacht werden – sei es in der
Gesetzgebung, in der Verkehrsplanung oder in der Innovationsforschung.
Deshalb fördern wir den Radverkehr jetzt als Uni-Fach. Wir stellen den
Radfahrern Verbündete an die Seite, die ihr Know-how in Zukunft gezielt
vor Ort und in den Städten und Kommunen einsetzen können. So geben wir den
Radfahrern eine starke Stimme und machen den Umstieg aufs Rad noch
attraktiver.“

Mit der Professur Radverkehr an der Fakultät für Informationsmanagement
und Medien der Hochschule Karlsruhe sind umfassende Aktivitäten in Lehre,
Forschung und Weiterbildung verbunden. Es gilt, den Radverkehr aus der
Perspektive der Radfahrenden zu betrachten und in das Gesamtsystem
Mobilität und Verkehr einzubinden. „Dazu werden wir die Wünsche der
Radfahrerinnen und Radfahrer als starke Basis nehmen, um Sicherheit,
Komfort und Freude am Radfahren zu steigern,“ sagt Prof. Dr.-Ing.
Christoph Hupfer, Studiendekan des Bachelorstudiengangs
Verkehrssystemmanagement. „Und wir werden mit den Partnern aus Industrie
und Wirtschaft das Fahrrad als Innovationsträger weiterentwickeln.“

Studium und Lehre

Die Professur beinhaltet die Einrichtung eines neuen interdisziplinären
Masterstudiengangs Radverkehr. In drei Semestern werden hier künftig
Experten ausgebildet, die den Radverkehr im Gesamtsystem verstehen und
adäquat das planen und entwickeln, was das Radfahren fördert. Dazu zählen
neben der Radverkehrsplanung u. a. Studieninhalte zu Partizipation,
Radverkehrssicherheit, Mobilitätsentscheidungen im Radverkehr und
Technologie. Darüber hinaus wird der bereits bestehende grundständige
Bachelorstudiengang Verkehrssystemmanagement um die Vertiefungsrichtung
„Radverkehr“ erweitert.

Forschung

Im Rahmen der Stiftungsprofessur wird ein Institut für Radverkehr
gegründet und ein Fahrradlabor aufgebaut. Dort soll nicht nur das Fahrrad
als Fahrzeug erforscht, sondern auch nutzerspezifische Aspekte des
Radfahrens (user experience) betrachtet werden, die sich auf die Wahl des
Verkehrsmittels auswirken wie beispielsweise Witterung, Erschütterungen,
Luftqualität oder Lärmbelastung. Erste Erkenntnisse hierzu wurden bereits
im Rahmen des Projekts „SensorBike“ gewonnen. „Der Forschungsbedarf für
den Radverkehr ist enorm“, sagt Prof. Dr. Jochen Eckart, Studiendekan des
Masterstudiengangs Verkehrssystemmanagement. „Der Radverkehr muss im
komplexen Zusammenspiel von emotional und rational handelnden Menschen,
den technischen Komponenten des Fahrrads, der baulichen
Radverkehrsinfrastruktur und dem völlig neuen Feld der Digitalisierung,
beispielsweise durch Assistenzsysteme, aus einer radfahrerzentrierten
Perspektive betrachtet werden.“

Weiterbildung

Neben Lehre und Forschung wird die Hochschule Karlsruhe Angebote in der
Weiterbildung schaffen, die sich zum einen an Akteure in der kommunalen
Verwaltung richtet, aber auch an die Fahrradindustrie und -dienstleister,
um das Know-how dorthin zu bringen, wo Technologien entwickelt und
Entscheidungen in der Verkehrsplanung ge-troffen werden. Neben der
beruflichen Weiterbildung sind Veranstaltungen und Formate geplant, die
sich an die breite Öffentlichkeit richten. Integraler Bestandteil werden
dabei auch partizipative Forschungsformate wie Realexperimente oder
Living-Labs sein.

Die Stiftungsprofessur Radverkehr an der Hochschule Karlsruhe wird durch
ein breites Bündnis von Kooperationspartnern unterstützt: Siemens, Bosch
eBike Systems, der Fahrradspezialist Paul Lange, das Ministerium für
Verkehr Baden-Württemberg, die Stadt und der Landkreis Karlsruhe, der
Verkehrsverbund Rhein-Neckar, der Karlsruher Verkehrsverbund, die
TechnologieRegion Karlsruhe, die Arbeitsgemeinschaft Fahrrad- und
Fußgängerfreundliche Kommunen in Baden-Württemberg e. V. sowie der
Zweirad-Industrie-Verband.

Zu den Stiftungsprofessuren Radverkehr

Erstmals fördert das Bundesministerium für Verkehr und digitale
Infrastruktur (BMVI) an sieben Hochschulen Radverkehrs-Professuren.
Konkret geht es darum, die Interessen von Radfahrerinnen und Radfahrern
künftig noch stärker zu berücksichtigen – von der Infrastrukturplanung
über Mobilitätsmanagement bis zur fahrradfreundlichen Gesetzgebung.

Bewerben konnten sich Hochschulen für Professuren zu Radverkehrsthemen,
u.a. aus den Fachrichtungen Ökonomie, Verkehrsplanung, Technik und
Digitalisierung. Die Einrichtung der Professuren beginnt noch in diesem
Jahr. Im Laufe der Förderung werden an jeder Hochschule spezialisierte
Masterstudiengänge akkreditiert, z. B. Radverkehrsmanagement,
Radverkehrsingenieur. Die Hochschulen werden mit einem jährlichen
Höchstbetrag bis zu 400 000 Euro je Professur gefördert.

Das BMVI startet das Förderprogramm „Stiftungsprofessuren Radverkehr“ im
Rahmen des Nationalen Radverkehrsplans (NRVP) 2020. Dieser zeigt Bund,
Ländern und Kommunen – den jeweiligen Zuständigkeiten entsprechend –
konkrete Maßnahmen auf, um den Radverkehr zu stärken: von der
Verkehrssicherheit über Infrastruktur, Elektromobilität und
Fahrradtourismus bis hin zur Verknüpfung mit anderen Verkehrsmitteln. Mit
den geförderten Professuren sollen Synergien genutzt werden, um den
Nationalen Radverkehrsplan effektiv umzusetzen. Ziel ist eine
interdisziplinäre Vernetzung.

Außer der Hochschule Karlsruhe erhielten heute auch eine Förderung des
Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) die
Bergische Universität Wuppertal, die Hochschule RheinMain Wiesbaden, die
Ostfalia Hochschule Wolfenbüttel, die Technische Hochschule Wildau, die
Universität Kassel sowie die Frankfurt University of Applied Sciences.