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Freiflächenanlagen im Szenario Vernetzung 2035  FfE München
Freiflächenanlagen im Szenario Vernetzung 2035 FfE München

Dezentral erzeugter Strom aus erneuerbaren Energien kann bilanziell und
perspektivisch den Bedarf an elektrischer Energie in Bayern decken. Das
ist das Ergebnis einer gemeinsam angelegten Studie der Netzbetreiber
Bayernwerk Netz GmbH, LEW Verteilnetz GmbH (LVN) und Main-Donau
Netzgesellschaft.

Die Studie "EE-Prognose Bayern" untersucht in vier Szenarien die
Entwicklung der regenerativen Stromerzeugung in Bayern. Bei Weiterführung
des aktuellen Zubaus an Erneuerbaren wird das Ziel einer CO2-neutralen
Stromversorgung verfehlt.

Die Bayerischen Stromnetzbetreiber haben analysiert, welche
Entwicklungspfade hinsichtlich der regenerativen Stromerzeugung für Bayern
möglich sind und ob Klimaneutralität im Stromsektor erreicht werden kann.
Wissenschaftlich begleitet wurden die Netzbetreiber dabei von der
Forschungsstelle für Energiewirtschaft e.V.

Studie beschreibt vier Szenarien

Die aktuelle Untersuchung knüpft an die Vorgängerstudie aus dem Jahr 2015
an und beschreibt die zukünftige Entwicklung der regenerativen
Stromerzeugung in Bayern. In vier Szenarien liegen in hoher regionaler
Auflösung die Prognosen für Wind und Photovoltaikanlagen auf Gebäuden
sowie Freiflächen vor. Die beiden Szenarien „Vernetzung“ und „Regionale
Erzeugung“ richten den Blick bis in das Jahr 2060 und gehen von einer
vollständigen Klimaneutralität der Stromerzeugung in Bayern aus.

Dies erfordert einen erheblichen Zubau an Photovoltaik- und
Windkraftanlagen. Eine CO2-neutrale Stromversorgung lässt sich hingegen
nicht erreichen, wenn der Zubautrend der letzten drei Jahre lediglich
fortgeschrieben (Szenario Trend) oder der aktuelle bundespolitische Rahmen
(Szenario Politik) zugrunde gelegt wird.

Verteilnetze als Rückgrat einer dezentralen Energieversorgung

„Wir brauchen noch mehr Dynamik beim Ausbau der Stromerzeugung aus
erneuerbaren Energien, wenn wir die Idee einer klimaneutralen
Energieversorgung erreichen wollen“, so die drei Verteilnetzbetreiber in
einem gemeinsamen Statement. „Den Verteilnetzen kommt dabei eine zentrale
Rolle zu. Sie werden auch in Zukunft das stabile Rückgrat einer
dezentralen Energieversorgung sein. Darauf können sich die Menschen in
Bayern verlassen“, so die bayerischen Verteilnetzbetreiber.

Neben der weiteren Integration der erneuerbaren Anlagen in das Stromnetz
wird auch die absehbar zunehmende Beanspruchung der Stromnetze im Zuge
neuer Anwendungen wie der Elektromobilität eine zentrale Aufgabe bleiben.

Durch Netzausbau, den Einsatz innovativer Technologien sowie der
Digitalisierung und Flexibilisierung in Erzeugung, Verbrauch und
Speicherung sehen die Verteilnetzbetreiber sich für diese Aufgaben gut
gerüstet. „Wir können den notwendigen Netzausbau zusätzlich optimieren,
wenn wir auf Flexibilitätsoptionen in Erzeugung, Vertrieb und Speicherung
netzdienlich zugreifen können“, so die Verteilnetzbetreiber.

Zudem werden die Verteilnetzbetreiber ihre Zusammenarbeit weiter
intensivieren, um auch in Zukunft einen sicheren und effizienten Betrieb
der Stromnetze sicherstellen zu können.

2060 kann in Bayern Ökostromerzeugung den Verbrauch übersteigen

Einen besonderen Stellenwert mit Blick auf die klimapolitischen Ziele
haben die beiden Szenarien „Vernetzung“ und „Regionale Erzeugung“. Das
Vernetzungsszenario setzt dabei einen starken bundesweiten Stromaustausch
über Leitungen voraus – im Hinblick auf Kostenoptimierung unter heutigen
Bedingungen das ökonomischste Szenario.

Im Szenario „Regionale Erzeugung“ wird hingegen Ökostrom bevorzugt vor Ort
in Bayern erzeugt. In beiden Szenarien werden 2030 bereits rund 60 TWh
grüner Strom erzeugt, 2060 sind es rund 85 TWh. Schreibt man den aktuellen
Stromverbrauch fort, ließe sich mit dieser Menge 2030 rechnerisch rund 80
Prozent des Stromverbrauchs decken.

2060 produzieren die bayerischen Ökostromanlagen dann deutlich mehr Strom
als verbraucht wird. Perspektivisch steht damit genügend regenerativer
Strom für die Elektrifizierung neuer Anwendungen wie Elektromobilität,
Ausbau von Wärmepumpen oder Power-to-X Maßnahmen zur Verfügung.

Starker Zuwachs von Photovoltaik

Ein wichtiger Baustein ist in beiden Szenarien der starke Zubau von
Photovoltaikanlagen: Die installierte PV-Leistung auf Gebäuden erhöht sich
von aktuell 9.500 MW auf 21.100 MW im Jahr 2030 bzw. 32.400 MW im Jahr
2060. Im Vernetzungsszenario verzeichnen zudem die Freiflächenanlagen
einen deutlichen Zuwachs von aktuell 3.000 MW auf 10.000 MW (2030) bzw.
25.200 MW (2060).

Während im Regionalszenario der Zubau an Freiflächenanlagen etwas
verhaltener ausfällt, kommt hier der Windkraft eine wichtigere Rolle zu.
Das Szenario beschreibt einen Zubau der Windkraft von aktuell 2.800 MW auf
5.700 MW (2030) bzw. 9.300 MW (2060).

Windkraft mit regionalen Schwerpunkten

Im Regionalszenario erfolgt der stärkste Zubau von Windkraftanlagen mit
+1.500 MW in Unterfranken. Es müssen aber auch Standorte in den südlichen
Regierungsbezirken (Niederbayern: +1.200 MW und Schwaben: +1.100 MW)
erschlossen werden, um die Klimaschutzziele zu erreichen.

In den anderen Regierungsbezirken beträgt der Zubau zwischen 550 und 650
MW. Im Gegensatz zur Windkraft verteilt sich der Zubau von
Freiflächenanlagen gleichmäßiger auf alle Regierungsbezirke. Mit 2.300 MW
der größte Zubau entfällt auf den größten Regierungsbezirk, Oberbayern.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Dr.-Ing. Tobias Schmid, Fabian Jetter, Timo Limmer

Originalpublikation:
https://www.ffe.de/publikationen/pressemeldungen/961-erneuerbar-erzeugter-
strom-kann-perspektivisch-bayerns-strombedarf-bilanziell-

decken-%E2%80%93-daf%C3%BCr-ist-allerdings-ein-deutlich-st%C3%A4rkerer-
ausbau-erforderlich