Stark wie nie zuvor greift heute der Mensch ins Erdsystem ein – er ist die
bestimmende Kraft in einem neuen Erdzeitalter, dem Anthropozän. Über
Fächergrenzen hinweg brechen sechs Mitglieder der Jungen Akademie am 22.
Februar 2020 zu einer Entdeckungsreise auf. Sie suchen die teils
beunruhigenden Spuren des Menschen in seiner Umwelt. Ihre Forschungsreise
führt sie, wie vor 200 Jahren Alexander von Humboldt, nach Ecuador und auf
den Vulkan Chimborazo. Mit Methoden der Glaziologie, Biologie, Chemie,
Klangökologie, Informatik und Medizin werden sie menschliche Einflüsse in
verschiedenen Höhenlagen und Vegetationszonen untersuchen. Sie werden sich
mit dem fortschreitenden Klimawandel und seinen Auswirkungen für die
Menschen, dem Gletscherrückzug, der Artenvielfalt, klangökologischen
Veränderungen und möglichen Mikroplastikvorkommen in Schnee und Eis
beschäftigen.
Mit dabei ist Jun.-Prof. Dr. Miriam Akkermann vom Institut für Kunst- und
Musikwissenschaften der TU Dresden. Während der Expedition wird sie
klangökologische Untersuchungen auf den verschiedenen Höhenlagen
durchführen. „Ich möchte Ton-Aufnahmen an den verschiedenen Orten machen
und dazu habe ich verschiedene Mikrofone, passenden Windschutz und Kabel,
sowie zwei Aufnahmegeräte dabei. Mich interessiert, wie es und in den
Gletschern klingt? Was hört man in den Wäldern und wieviel ist davon
menschengemacht?“, erklärt Miriam Akkermann.
Der Mediziner Martin Bittner (Arctoris) wird Interviews führen, um mehr
über den Einfluss des Klimawandels auf Annahmen und Erfahrungen der
lokalen Bevölkerung herauszufinden. Als Biologe wird sich Christian Hof
(Technische Universität München) Fragen der Biodiversitätsforschung
widmen. Die Erstellung und Auswertung von Bildprofilen und Datensammlungen
werden bei dem Informatiker Dirk Pflüger (Universität Stuttgart) im
Zentrum stehen. Die Klimawissenschaftlerin Ricarda Winkelmann (Potsdam-
Institut für Klimafolgenforschung und Universität Potsdam) wird den
Rückgang der Gletscher und die Beschaffenheit des Eises untersuchen und
gemeinsam mit Chemiker Robert Kretschmer (Friedrich-Schiller-Universitä
Jena) der Frage nachgehen, ob sich auch auf Gletschern Mikroplastik
nachweisen lässt, das nicht über Wasserwege transportiert wurde.
Ecuador als Expeditionsziel bietet Zugang zu mehreren klimatischen Zonen
einschließlich Hochgebirge mit Gletscher- und Vulkanzugang, tropischem
Regenwald sowie Hochebenen. Auf der Website
https://expedition.diejungeaka
Expeditionszeitraums aktuelle Informationen zur Expedition sowie zum Team,
den Kooperationspartnerinnen und -partnern und zur Route zu finden sein.
„Eine derartige Expedition haben wir im Rahmen der Jungen Akademie noch
nie gemacht – ich bin sehr gespannt auf die gemeinsame Forschung und den
Austausch vor Ort. Der fortschreitende Klimawandel und das Vorkommen von
Mikroplastik in selbst den entlegensten Regionen der Erde zeigen, dass wir
durch unser Handeln stärker als je zuvor in unsere Umwelt eingreifen“,
erläutert die Klimawissenschaftlerin Ricarda Winkelmann (Potsdam-Institut
für Klimafolgenforschung und Universität Potsdam) stellvertretend für das
Expeditionsteam. „Gerade als Junge Akademie haben wir die Möglichkeit,
viele verschiedene Disziplinen zusammenzubringen und gemeinsam zu einem so
wichtigen Thema wie dem Einfluss des Menschen auf seine Umwelt zu
forschen. Ich hoffe, wir können gleichzeitig ein wenig vermitteln und mehr
darüber herausfinden, wie interdisziplinäre Forschung heute funktionieren
kann.“
Alle Informationen zur Expedition unter
https://expedition.diejungeaka
Expedition Anthropozän Musikwissenschaftlerin der TU Dresden begibt sich auf die Spuren von Alexander Humboldt
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