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Heute (Mittwoch 25.03.2020) hat die Landesregierung Baden-Württembergs die
Rolle der Tiefen Geothermie als einen wichtigen Baustein der Energiewende
für eine nachhaltige Wärme- und Stromerzeugung bekräftigt – und
angekündigt, den Ausbau im Land voranzubringen. Ein entsprechender
Forschungsantrag zur Entwicklung und Erprobung der Technologie durch das
Landesforschungszentrums Geothermie (LFZG), an dem das Karlsruher Institut
für Technologie (KIT) maßgeblich beteiligt ist, wurde bewilligt. Die
Entscheidung steht im Zusammenhang mit dem Klimaschutzgesetzt des Landes,
das eine Reduktion der Treibhausgasemission um 90 Prozent bis zum Jahr
2050 vorsieht

„Mit dem Beschluss zur tiefen Geothermie in Baden-Württemberg hat die
Landesregierung ein wichtiges Zeichen gesetzt“, findet Professor Frank
Schilling, Leiter des LFZG am KIT, „dabei kommt es vor allem darauf an,
die bisherige Fokussierung auf den Stromsektor bei der tiefen Geothermie
um den Wärmesektor zu ergänzen. Die Geothermie kann in diesem Sektor einen
erheblichen Beitrag zur Energiewende leisten, weil Baden-Württemberg für
die Wärme dringend eine umwelt- und klimafreundliche Alternative braucht.
Heute wird Wärme hier immer noch überwiegend durch die Verbrennung von
Erdöl, Erdgas und Kohle gewonnen. Gemeinsam mit nationalen und
internationalen Spezialisten wollen wir nun eine Roadmap zur Entwicklung
der Tiefen Geothermie auf den Weg bringen, damit die Wärmewende rascher
gelingt.“

Dr. Birgit Müller, die Geschäftsführerin des LFZG am KIT ergänzt: „Es ist
konsequent und zielführend für Baden-Württemberg, auch im Bereich Wärme
klimaschonende Technologien zu unterstützen. Mit der Tiefen Geothermie in
Kombination mit Wärmenetzen haben wir zusammen mit der Oberflächennahen
Geothermie hocheffiziente Optionen private Haushalte sicher und nachhaltig
mit Wärme zu versorgen. Dabei müssen für jeden Standort die geeigneten
Voruntersuchungen des geologischen Untergrunds erfolgen, die Bürgerschaft
transparent informiert und in den Standortauswahlprozess eingebunden
werden. Die Geothermie ist im Prinzip ein bewährtes Verfahren wie die
jahrzehntelange Nutzung der Anlagen im Pariser Becken und die seit den
Römern genutzten Thermalbäder bei uns in Baden-Württemberg zeigen. Sie
muss für die aktuellen Anforderungen der Energiewende nur intensiver
genutzt werden.“

Professor Thomas Kohl vom Institut für Angewandte Geowissenschaften am KIT
und Sprecher der Großforschungsinitiativen zur Geothermie am KIT betont in
diesem Zusammenhang die großen Potenziale im Land: „Unter Baden-
Württemberg liegen die größten bekannten thermischen Anomalien in
Deutschland mit über 170 Grad Celsius in drei Kilometern Tiefe. Diese
Wärme gilt es zu nutzen, zumal das Potenzial des Untergrundes – zumindest
in menschlichen Maßstäben – unerschöpflich ist. Um diese Energie effizient
und sicher zu nutzen, erforschen wir nun mit großen Projekten die
Gegebenheiten sowie die Auswirkungen einer Nutzung auf die Umwelt. Mit
innovativen Forschungsprojekten im Bereich der Tiefen Geothermie sowie mit
der Ausbildung der zukünftigen Expertinnen und Experten auf diesem Gebiet
hat sich das KIT dabei bereits seit Jahren stark positioniert.“

Eva Schill, Professorin für Geophysik in Reservoirsystemen und Leiterin
neuer Forschungsinfrastrukturen am KIT sieht neben der Gewinnung von
Erdwärme auch ein enormes Wärmespeicherpotenzial in der Geothermie: „Die
große Herausforderung in der Energiewende ist es, erhebliche Energiemengen
vom Sommer in den Winter zu übertragen. Geothermie kann hier einen großen
Beitrag leisten. Wie dies sicher und nachhaltig geht, möchten wir mit
einem Demonstrationsprojekt am KIT untersuchen.“ Von großer Bedeutung sei
es nun bei allen Aktivitäten die Bevölkerung einzubinden: „Es ist wichtig
die Bürgerinnen und Bürger nicht nur zu informieren, sondern auch als Teil
der Entwicklung an Vorhaben zu beteiligen. Das müssen wir anpacken.“

Mehr Informationen zur Geothermieforschung am KIT:

<https://www.agw.kit.edu/251.php>
<http://www.ee.kit.edu/68.php>
<https://www.ine.kit.edu/107.php>


Über das Landesforschungszentrum Geothermie

Das LFZG ist eine unabhängige Einrichtung des Landes Baden-Württemberg mit
dem Ziel, Forschung, Lehre, Ausbildung und Technologieentwicklung zur
Nutzung der Erdwärme im Land fachübergreifend zu fördern. Gemeinsam mit
dem KIT beteiligen sich 10 Hochschulen und Forschungseinrichtung an der
Einrichtung.

Zur Webpräsenz:

<www.LFZG.de>