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Merian Centre for Advanced Studies in the Maghreb (MECAM) an der
Université de Tunis

In Tunis wird in diesem Jahr das Merian Centre for Advanced Studies in the
Maghreb (MECAM) gegründet. Das Institut wird gemeinsam von der Philipps-
Universität Marburg, der Université de Tunis, der Universität Leipzig, dem
GIGA German Institute of Global and Area Studies in Hamburg, dem Forum
Transregionale Studien in Berlin, dem Institut Tunisien des Études
Stratégiques (ITES) und der Université de Sfax aufgebaut. Das
Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert die Einrichtung
des internationalen geistes- und sozialwissenschaftlichen
Forschungszentrums mit zunächst 1,7 Millionen Euro.

„In Tunesien und den Ländern des Maghreb stellen sich Fragen, die auch
unsere Fragen sind: nach der Zukunft von Demokratie und
Rechtsstaatlichkeit, nach Migration, der Verteilung von Ressourcen, der
Aushandlung von religiösen und ethnischen Konflikten, von sozialen
Ungleichheiten“, sagt Rachid Ouaissa, Professor für Politik des Nahen und
Mittleren Ostens an der Philipps-Universität Marburg und Direktor des
MECAM, „Tunesien, das Geburtsland des ‚Arabischen Frühlings‘, ist für uns
ein idealer Ausgangspunkt, als Labor der Zukunft im Maghreb – dem Westen
der arabischen Welt, dem Norden Afrikas und südlichen Nachbarn Europas.“

Unter dem Leitthema „Imagining Futures: Dealing with Disparity“ widmet
sich das MECAM der Erforschung komplexer gesellschaftlicher Prozesse, die
infolge des „Arabischen Frühlings“ (neu)verhandelt werden. Ziel ist es,
diese Entwicklungen vor dem Hintergrund der Ungleichheiten, die den
Maghreb und die benachbarten Regionen historisch und gegenwärtig prägen,
zu untersuchen. Dies soll in fünf Forschungsclustern erfolgen:
Ungleichheit & Mobilität, Erinnerung & Gerechtigkeit, Ästhetik &
kulturelle Praktiken, Ressourcen & Nachhaltigkeit, Identitäten &
Überzeugungen.

Mit dem Merian Centre for Advanced Studies in the Maghreb (MECAM) wird ein
international orientiertes Institut für interdisziplinäre Forschung und
wissenschaftlichen Austausch geschaffen. Angesiedelt wird das MECAM an der
Université de Tunis mit weiteren Kooperationspartnern in Casablanca
(Marokko) und Beirut (Libanon). Die Koordination liegt bei der Philipps-
Universität Marburg. Getragen wird das MECAM von einem Konsortium, dem die
Philipps-Universität Marburg, die Université de Tunis, die Universität
Leipzig, das GIGA German Institute of Global and Area Studies in Hamburg,
das Forum Transregionale Studien in Berlin, das Institut Tunisien des
Études Stratégiques (ITES) und die Université de Sfax angehören.

Das MECAM wird ein Fellowship-Programm in Tunis etablieren, das
Wissenschaftler*innen aus Europa, den Maghreb-Staaten, dem Nahen Osten und
darüber hinaus in Tunis zusammenbringt, um frei wissenschaftlich arbeiten
zu können, sich mit Kolleg*innen im Gespräch, in Seminaren und Workshops
über ihre Forschungsfragen und -thesen auszutauschen und wissenschaftliche
Netzwerke zu schaffen. Das Fellowship-Programm wird ergänzt durch
Akademien an verschiedenen Orten inner- und außerhalb der Region,
zusätzliche Mobilitätsstipendien für Forschungsaufenthalte von tunesischen
Wissenschaftler*innen in Deutschland und Wissenschaftskommunikation, die
die Forschungsfragen und das generierte Wissen innerhalb der
Fachgemeinschaft zirkuliert und in eine breitere Öffentlichkeit
vermittelt. Dies soll etwa im Rahmen einer öffentlichen
Veranstaltungsreihe unter dem Titel „Rencontres Ibn Khaldun“ sowie durch
Open-Access-Publikationen geschehen. Das MECAM kann in seiner Arbeit auf
die an den Partnerinstitutionen in Berlin, Hamburg, Leipzig, Marburg und
Tunis vorhandenen Expertisen, Formate und Netzwerke zurückgreifen.

Die vom BMBF geförderten Maria Sibylla Merian Centres for Advanced Studies
sind internationale Forschungskollegs, die die Internationalisierung der
Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften voranbringen sollen. Sie sind
an einer wissenschaftlichen Einrichtung des Gastlandes angesiedelt und
werden von deutschen Forschungseinrichtungen in Partnerschaft mit dieser
Gasteinrichtung aufgebaut und betrieben. Merian-Zentren wurden bereits in
Indien, Mexiko, Brasilien und Ghana eingerichtet. Benannt sind sie nach
der Naturforscherin und Künstlerin Maria Sibylla Merian (1647-1717).