Pin It

Eine solarbetriebene Powerbank für das eigene Smartphone bauen – das war
das Thema des Osterferienprojekts „Technik speziell für Mädchen“ an der
Hochschule Bonn-Rhein-Sieg. Doch leider hat das Coronavirus diesem
Erlebnis einen Strich durch die Rechnung gemacht. Techniktipps- und
-tricks für Mädchen bietet aber auch der Instagram-Account
"technikfreundinnen".

Noch immer ergreifen mehr Männer als Frauen technische Berufe. Das hat
Folgen für die Entwicklung technischer Innovationen: Crash Test Dummies,
die orientiert am männlichen Körper die Gefahren von Gurten für schwangere
Fahrerinnen nicht berücksichtigen, oder Algorithmen, die bestehende
Geschlechterstereotype verstetigen. So kennt zum Beispiel die Suchmaschine
Google keine „Maschinenbauerin“ und fragt stattdessen "Meinten Sie
Maschinenbauer?"

Je diverser die Teams, desto diverser die Technik. Diese Erkenntnis hat
sich inzwischen durchgesetzt. Wie kann aber das Interesse für technische
Themen bei jungen Mädchen geweckt werden? Der Fachbereich Elektrotechnik,
Maschinenbau und Technikjournalismus versucht dies seit dem Frühjahr 2018
mit dem Instagram-Account "technikfreundinnen". Mit Erfolg.

Inzwischen haben die "technikfreundinnen" über 600 Abonnentinnen. Jeden
Montag postet Paulina Zacharias, Master-Studentin der Technik- und
Innovationskommunikation, Beobachtungen, Tipps, Wissenswertes und Lustiges
rund um das Thema Technik. Dabei greift sie den Alltag von Mädchen
zwischen 13 und 17 Jahren auf und macht deutlich, wo überall Technik eine
Rolle spielt. Ergänzt werden die wöchentlichen Posts durch Geschichten,
kurze Videos oder animierte Slideshows.

Wie sieht eine Kamera von innen aus? Wie ein Computer? Serien, wie
"Technically Single" oder das Computerspiel "Serena" werden vorgestellt.
Es gibt Hinweise auf Technik-Workshops für Mädchen in der Region oder ein
Werkzeug-Quiz.

Mit dem Account "technikfreundinnen" beim Fotoblogger-Dienst Instagram
werden wissenschaftliche Erkenntnisse umgesetzt. Seit 2014 erforscht
Journalistik-Professorin Dr. Susanne Keil mit ihrem Team die Gründe für
das unterschiedliche Technikinteresse von Jungen und Mädchen und
entwickelt Lösungsansätze dafür, das Ungleichgewicht aufzulösen.
Gruppendiskussionen mit Mädchen der 7. und 8. Klassen an Gymnasien des
Rhein-Sieg-Kreises, Köln, Bonn und im Kreis Neuwied hatten ergeben, dass
sie die Video-Plattform Youtube und Instagram besonders häufig nutzen und
hier auch für Technikthemen erreichbar wären. Zudem spielt für die Mädchen
auch beim Thema Technik die eigene Peergroup eine besondere Rolle. Dem
wurde dann mit dem Namen „technikfreundinnen“ auch Rechnung getragen.

Neben den „technikfreundinnen“ existieren rund um das Thema „Technik –
Gender – Journalismus“ auch der Blog „gender2technik“ und die
flankierenden Social-Media-Kanäle, die sich insbesondere an
Journalistinnen, Unternehmerinnen, Wissenschaftlerinnen und natürlich ihre
männlichen Kollegen richten.

Keil leitet darüber hinaus das Forschungsprojekt „Elektrotechnik statt
Bibis Beauty Palace“, das von der Volkswagen-Stiftung gefördert wird, und
in eine ähnliche Richtung wie die „technikfreundinnen“ zielt: Mädchen
werden darin angeleitet, eigene Technikvideos zu produzieren.

Links
"technikfreundinnen": https://www.instagram.com/technikfreundinnen
"Elektrotechnik statt Bibis Beauty Palace": https://www.h-brs.de/technik-
videos-von-und-fuer-maedchen-als-forschungsgegenstand-und-methode


Liste der Schulen, an denen Gruppendiskussionen durchgeführt wurden:

Rhein-Sieg-Kreis
- Albert-Einstein-Gymnasium in Sankt Augustin
- CJD Christophorusschule in Königswinter

Bonn
- Erzbischöfliche Liebfrauenschule
- Nicolaus-Cusanus-Gymnasium

Köln
- Irmgardis-Gymnasium

Kreis Neuwied
- Wiedtal-Gymnasium in Neustadt (Wied)