DGP: Der neue Alltag mit Maske: Lungenärzte erklären, welche Modelle geeignet sind und worauf Träger achten sollten
m Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus SARS-CoV-2 gilt seit
einigen Wochen in ganz Deutschland die Pflicht zum Tragen von Schutzmasken
im öffentlichen Nahverkehr und beim Einkauf. Neben industriell gefertigten
Masken können auch selbstgenähte Stoffmasken verwendet oder Nase und Mund
mithilfe von Tüchern und Schals bedeckt werden. Welche Masken geeignet
sind und worauf bei der Verwendung geachtet werden sollte, erklärt die
Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V. (DGP) in
einer aktuellen Stellungnahme.
Die Fachgesellschaft weist darin auch darauf hin, dass Mund-Nasen-Masken
ein zusätzlicher Schutz vor einer möglichen Ansteckung mit SARS-CoV-2
sind, andere Maßnahmen wie beispielsweise das Abstandhalten aber nicht
ersetzen.
Bei den zur Verfügung stehenden Masken ist zwischen zwei Arten zu
unterscheiden: Die sogenannten FFP2- und FFP3-Masken schützen die Masken-
tragende Person vor der Inhalation schädlicher Aerosole. Sie werden vor
allem in medizinischen Einrichtungen zum umfassenden Schutz vor Viren und
Bakterien aller Art genutzt. Einfache Mund-Nasen-Masken filtern die
Ausatemluft und schützen so in erster Linie andere vor einer Ansteckung
und weniger den Träger selbst. „In der Öffentlichkeit sehen wir aktuell
vor allem die einfachen Mund-Nasen-Masken“, sagt Privatdozent Dr. med.
Dominic Dellweg, Chefarzt der Abteilung Pneumologie I, Intensivmedizin,
Frührehabilitation, Schlafmedizin am Fachkrankenhaus Kloster Grafschaft
und Mitautor des Papiers. „Neben den chirurgischen Mund-Nasen-Masken,
bestehend aus mehreren Vlies- oder Papierschichten, tragen viele Menschen
hierzulande wiederverwendbare Modelle aus Textilien (meist Baumwolle) oder
synthetischen Materialen wie zum Beispiel Polyurethan beziehungsweise aus
einer Kombination dieser Gewebe.“
Sowohl chirurgische als auch nicht-medizinische, aus Stoffen hergestellte
Masken, haben einen Fremdschutzeffekt. „Zwar kann ein Mund-Nasen-Schutz
die Ansteckung anderer nicht vollständig verhindern, er verringert jedoch
die Gefahr, indem er infektiöse Tröpfchen beim Husten oder Niesen
abfängt“, so Dellweg. Auch selbstgefertigte Masken aus verschiedenen
Tuchgeweben sind in der Lage einen Anteil der Bakterien und Viren zu
filtern. „Die Filterleistung verschiedener Stoffe variiert dabei jedoch
erheblich.“ So haben normierte chirurgische Masken die beste
Filterleistung und einen geringen Luftwiderstand. Andere Stoffe, so zum
Beispiel Staubsaugerbeutel oder Geschirrhandtücher, haben zwar eine nur
etwas geringere Filterleistung, dafür aber einen deutlich höheren
Luftwiderstand. „Letzteres führt zu einer erhöhten Atemanstrengung und
kann vor allem bei älteren und vorerkrankten Patienten problematisch
sein“, sagt Professor Dr. med. Michael Pfeifer, Präsident der DGP und
Mitautor des Papiers. „Bei der Materialauswahl sollte deshalb darauf
geachtet werden, dass längeres Atmen durch die anliegende Maske möglich
ist.“ Bei Patienten mit Herz- und Lungenerkrankungen sowie Atemnot oder
eingeschränkter Lungenfunktion sollte eine Blutgasanalyse bei anliegender
Maske – idealerweise unter Belastung – durchgeführt werden. „So lässt sich
untersuchen, ob das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes für diese Patienten
möglich ist“, so der Experte. Hersteller größerer Maskenchargen sollten
ihre Gewebe auf Filterleistung aber auch Luftwiderstand prüfen lassen, um
eine möglichst geringe Belastung für die Atmung zu garantieren.
Ein Selbstschutzeffekt sei bei Mund-Nasen-Masken wahrscheinlich, in
klinischen Studien jedoch noch nicht belegt. „Viren haben in der Regel
eine Schwellendosis, die erforderlich ist, um eine Infektion auszulösen“,
erklärt Pfeifer. Diese Schwellendosis (minimale Infektionsdosis) ist für
verschiedene Viren sehr unterschiedlich. So scheint die mittlere
Schwellendosis für das Norovirus bei nur etwa 16 Kopien des Virus zu
liegen, beim Influenzavirus dagegen scheinen mehrere hundert Kopien des
Virus erforderlich zu sein. Auch für das Coronavirus SARS-CoV-2 ist es
wahrscheinlich, dass es eine individuelle Schwellendosis gibt,
schlussfolgern die Experten im Papier. „Infektion und Schwere der
COVID-19-Erkrankung hängen sehr wahrscheinlich mit der inhalierten
Virendosis zusammen. Jede Verringerung dieser Dosis – zum Beispiel durch
das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes – ist somit von Vorteil.“ Bei
Stoffmasken sei jedoch zu beachten, die Masken regelmäßig zu wechseln und
sie nach jedem Tragen zu reinigen. Denn sonst könnten die durch
Feuchtigkeit bedingten besseren Lebensbedingungen für Viren das
Infektionsrisiko für den Träger erhöhen.
Die DGP betont in ihrer aktuellen Stellungnahme, dass Mund-Nasen-Masken
nur als zusätzlicher Schutz gelten und andere Maßnahmen nicht ersetzen.
„Verhalten Sie sich stets so, als ob Sie keine Maske tragen: Verzichten
Sie nicht auf den Mindestabstand von 1,5 Metern zu anderen Menschen und
husten sowie niesen Sie in die Armbeuge“, erklären die Experten.
„Vermeiden Sie außerdem Berührungen im Gesicht und an der Maske und
waschen Sie sich nach dem Absetzen der Maske sofort die Hände.“ Masken aus
Stoff sollten zudem nach dem Tragen gewaschen werden; medizinische Masken
sind Einmalartikel und nach den Tragen zu entsorgen.
Die Stellungnahme der DGP zur Auswirkung von Nase-Mund-Masken auf den
Eigen- und Fremdschutz bei aerogen übertragbaren Infektionen in der
Bevölkerung kann auf der DGP-Website abgerufen werden.