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Ein Besucher des Tuchmacher Museums Bramsche lernt das traditionelle Webhandwerk an der interaktiven Webstation „Loom“ kennen, die Studierende der Hochschule Osnabrück entwickelt haben.
Ein Besucher des Tuchmacher Museums Bramsche lernt das traditionelle Webhandwerk an der interaktiven Webstation „Loom“ kennen, die Studierende der Hochschule Osnabrück entwickelt haben.

Zwei Semesterarbeiten der Hochschule Osnabrück erhalten drei renommierte
internationale Design-Preise. Studentische Teams haben eine interaktive
Webstation für das Tuchmacher Museum Bramsche und einen intelligenten
Tablettenspender entwickelt.

Zwei Semesterarbeiten der Studierenden von Media & Interaction Design
(MID) an der Hochschule Osnabrück erhielten kürzlich renommierte
internationale Preise.

Doppelte Anerkennung für interaktiven Webstuhl

Gleich zwei Auszeichnungen gingen an die Arbeit „Loom“ (englisch für
„Webstuhl“). Aljoscha Theil, Julian Ruthemeyer, Perihan Isik, Jonas Mai,
Tom Janssens, Sebastian Winter und Maximilian Berndt haben für das
Tuchmacher Museum Bramsche eine interaktive Webstation entwickelt. Im
überregional bekannten Museum werden seit 1977 historische Web- und
Spinnmaschinen präsentiert. Mit der studentischen Entwicklung zieht die
moderne Technologie der Erweiterten Realität (bekannt auch unter der
Abkürzung „AR“ für den Fachbegriff „Augmented Reality“) ins Museum ein:
Besucherinnen und Besucher können nun den Webprozess an einem
ausgestellten Webstuhl in einer vereinfachten Darstellung interaktiv
nachvollziehen. Neben drei haptischen Interaktionselementen hat das Team
ein Tablet verbaut, das eine Schnittstelle zwischen dem originalen
Webstuhl und der interaktiven Station bildet. Die Programmoberfläche zeigt
den echten Webstuhl, dem digitale Informationen hinzugefügt wurden. Beim
virtuellen Weben werden Gäste durch die einzelnen Prozessschritte
geleitet. Dabei erkennt die verbaute Sensorik deren Eingaben. Mit der Zeit
entsteht ein digitales Tuch als Ergebnis eigener Webarbeit.

„Alle, die das Tuchmacher Museum besuchen, können jetzt das Webhandwerk
durch eigenes Ausprobieren spielerisch entdecken“, freut sich der
Teamsprecher Aljoscha Theil. „Unsere Station bildet die Funktionsweise
einer historischen Maschine nach und verdeutlicht mit Hilfe von AR-
Technologie einzelne Arbeitsabläufe, ohne dass das empfindliche Original
tatsächlich bewegt werden muss.“

Das innovative Projekt der sieben Studierenden hat die Jury des
renommierten Junior-Wettbewerbs des Art Director Clubs beeindruckt. In der
Kategorie „Semesterarbeiten – Kommunikation im Raum“ erhielt die
Semesterarbeit die beste Platzierung: Sie wurde mit dem „silbernen Nagel“
ausgezeichnet. „Das Exponat Loom ermöglicht eine ganz unmittelbare
Erfahrung der Arbeit am Webstuhl. Die intelligente, gegenseitige
Bereicherung von physischer Erfahrung und digitaler Interaktion und
Sensorik macht diese Arbeit zu einem eigenen Maßstab in dieser Kategorie",
so das Lob der internationalen Jury.

Neben dieser Anerkennung freut sich das Team auch über den international
hochangesehenen „Indigo Award“ in Silber in der Kategorie „Interactive
Design, Non-Professional“. Die ersten Glückwünsche zu den beiden
renommierten Preisen erhielten die Studierenden von ihren Betreuern, Prof.
Hannes Nehls, dem wissenschaftlichen Mitarbeiter Jens de Boer und dem
Tischlermeister Felix Winkelmann von der hochschuleigenen
Betriebswerkstatt.

Intelligenter Tablettenspender „ayd“ vom Art Director Club ausgezeichnet

Die angehenden Designer Dominik Bardelmann und Lukas Licher haben sich mit
ihrem Projekt „ayd“ eines ernsthaften Problems angenommen –
gesundheitlicher Schäden durch Fehler bei
gleichzeitiger Einnahme mehrerer Arzneimittel. Alleine in Deutschland
nimmt rund ein Viertel der Bevölkerung (23 Prozent) mindestens drei
Medikamente pro Tag ein. Genauso viele vergessen, ihre Medikamente
einzunehmen. Das sind Ergebnisse einer repräsentativen Forsa-Umfrage im
Auftrag der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) und einer
Nielsen-Umfrage im Auftrag des Bundesverbandes der Arzneimittel-Hersteller
(BAH).

„Bei solch einer Masse an Medikamenten wird das Vorbereiten und Einnehmen
zur täglichen Herausforderung“, sagt Dominik Bardelmann. „Viele Menschen
benötigen Unterstützung durch Angehörige und Pflegedienste“, ergänzt sein
Kommilitone Lukas Licher. Nach einer längeren Recherche und Analyse des
Problems haben die beiden Studenten ihre Lösung entwickelt – den
intelligenten Tablettenspender „ayd“. Er sortiert Medikamente und gibt die
passende Dosierung zur richtigen Uhrzeit aus. Zusätzlich erinnert er
visuell und akustisch an die Einnahme. „Uns war wichtig, dass der
Tablettenspender leicht zu bedienen ist und keine besondere technische
Affinität verlangt“, betonen die beiden Teamkollegen.

Ihr Konzept basiert auf der Zusammenarbeit mit lokalen Apotheken, die
Tablettenboxen mit den benötigten Medikamenten vertreiben. Auf den Boxen
speichert die Apotheke Informationen wie die Dosierung oder den
Medikationszeitraum. Zu Hause stellen Nutzerinnen und Nutzer die Boxen in
ihre Tablettenspender. Dabei werden die Daten automatisch übertragen. Das
System ist nun in der Lage, ohne weitere Bedienung das korrekte Medikament
in der passenden Dosis und zum richtigen Zeitpunkt auszugeben.

Dass die Entwicklung aktuell und innovativ ist, beweist deren Auszeichnung
mit dem „bronzenen Nagel“ des Art Director Clubs in der Kategorie
„Semesterarbeiten – Produkt / Service“. Betreut wurde die Arbeit von Prof.
Nehls und den wissenschaftlichen Mitarbeitern Jens de Boer und Björn
Plutka.

Technische und gestalterische Elemente kombinieren

„Die Auszeichnung beider Arbeiten freut mich sehr“, sagt Nehls, Professor
für Interaction Design an der Hochschule Osnabrück. „Sie ist auch eine
schöne Bestätigung dafür, wie erfolgreich es ist, in Projektarbeiten
technische und gestalterische Elemente aufs engste zu verzahnen.“

Diese Kombination ist ein „Markenzeichen“ des Studiengangs Media &
Interaction Design an der Hochschule Osnabrück. Seit 2013 bringt er
Design, Informationstechnologie, Psychologie und
Kommunikationswissenschaften zusammen. Absolventinnen und Absolventen
können deshalb komplexe Systemabläufe so gestalten, dass Menschen
intuitiv, mit Freude und effektiv mit digitalen Geräten und
Dienstleistungen umgehen können.