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Charakteristika von Beschäftigen in der sächsischen Games-Branche  HTWK Leipzig
Charakteristika von Beschäftigen in der sächsischen Games-Branche HTWK Leipzig

HTWK Leipzig legt im Auftrag des Leipziger Wirtschaftsdezernates erstes
Gutachten zu Potenzialen der Games-Branche in Sachsen vor

Der Schwerpunkt der sächsischen Games-Szene liegt in Leipzig. Das ergab
eine systematische Befragung von Beschäftigten der Games-Branche in
Sachsen. Die Befragung ist Teil eines Gutachtens über diesen
Wirtschaftszweig, das Prof. Gabriele Hooffacker von der Hochschule für
Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (HTWK Leipzig) und der
Kommunikationswissenschaftler Dr. Benjamin Bigl im Auftrag der Stadt
Leipzig im ersten Halbjahr 2020 erstellten. Mehr als einhundert Personen
nahmen an der Befragung teil, etwa die Hälfte beantwortete alle Fragen.

„Digitale Spiele sind seit mehr als vierzig Jahren ein globaler
Wachstumsmarkt, sowohl im Hinblick auf die Nutzungszahlen als auch auf den
Umsatz. In Deutschland wurden 2018 rund 4,4 Milliarden Euro mit Computer-
und Videospielen und mit Games-Hardware erwirtschaftet. Doch nur 4 Prozent
der Umsatzerlöse entfallen auf Spieleentwicklungen aus Deutschland, und
das, obwohl mehr als 34 Millionen Menschen hierzulande Games spielen. Die
zentralen Erlöse der Wertschöpfungskette finden also außerhalb
Deutschlands und vor allem außerhalb Sachsens statt“, ordnet Hooffacker
ein.

Über die sächsische Games-Szene war bislang wenig bekannt. Mit dem
vorliegenden Gutachten hat sich das nun geändert: „Die sächsische Games-
Szene besteht vorwiegend aus Kleinst- und Kleinunternehmen“, so Benjamin
Bigl. Dabei sind die Beschäftigten überdurchschnittlich gut ausgebildet:
Rund drei Viertel verfügen mindestens über einen Hochschulabschluss.
Allerdings lebt rund ein Fünftel mit einem Einkommen unterhalb des
Existenzminimums. Die Hälfte der Befragten findet es schwer, in der Region
ihr Einkommen zu sichern. Entsprechend wünschen sich viele Befragte
passgenaue regionale Förderprogramme, da sie meist aus Sachsen stammen und
gerne in ihrer Heimat arbeiten möchten.

„Nur jedes vierte befragte Unternehmen beurteilt den Freistaat derzeit als
wirtschaftlich attraktiv“, so Bigl. Dabei wird der Standort prinzipiell
positiv bewertet, vor allem hinsichtlich der Faktoren Lebensqualität und
Freizeitmöglichkeiten, Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie den
Möglichkeiten der kreativen Entfaltung. Defizite sieht die Branche vor
allem in der technisch-digitalen Infrastruktur, der Verfügbarkeit von
qualifiziertem Personal sowie den Informations- und Förderangeboten von
Stadt und Land.

Innerhalb Sachsens ist Leipzig der wichtigste Games-Standort. Das liegt
auch an den Vernetzungsmöglichkeiten: An der HTWK Leipzig kommen jedes
Jahr bis zu 3.000 Games-Begeisterte mit Entwicklerinnen und Entwicklern
bei der „Langen Nacht der Computerspiele“ zusammen. Bis 2008 fand in
Leipzig die Branchenmesse Games Convention statt; seit 2016 gibt es mit
der Dreamhack ein jährliches Games- und E-Sport-Festival in der
Messestadt.

„Um die sächsische Games-Branche mit Schwerpunkt in Leipzig in ihrem
Wachstum voranzubringen und nachhaltig zu fördern, sind gezielte Maßnahmen
notwendig“, sagt Gabriele Hooffacker. Öffentliche Förderangebote sollten
die aktuellen Entwicklungen und Trends wie beispielsweise Gamification und
App-Entwicklung, Mobile Gaming, 3D- und Virtual-Reality-Technologien sowie
den E-Sport in besonderer Weise unterstützen. Fünf Mal mehr Frauen als
Männer gaben in der Befragung an, sich derzeit in der Gründungsphase für
eine Selbstständigkeit zu befinden. „Dies deutet auf einen besonderen und
wichtigen Förderbedarf von Gründerinnen hin“, folgert Bigl.

Uwe Albrecht, Bürgermeister für Wirtschaft, Arbeit und Digitales der Stadt
Leipzig, möchte die sächsische Games-Branche auf dem Weg von einer
Nischenbranche hin zu einem wirtschaftlich relevanten Cluster
unterstützen. „Dazu wollen wir die Verbindung zwischen Politik,
Verwaltung, Unternehmen und Hochschulen stärken. Die gut ausgebildeten
Hochschulabsolventen wollen und sollen in der Region bleiben. Dies
erfordert attraktive Angebote. Notwendige Strukturentwicklungen können auf
kommunaler Ebene initiiert, müssen aber auf Landesebene finanziert werden.
Die vorliegende Studie bietet hierfür gute Argumente.“

Friedrich Lüder, Vorstand des Games und XR Mitteldeutschland e. V.:
„Leipzig hat mit der Studie einen wichtigen Impuls gesetzt und zeigt, dass
die sächsische Gamewirtschaft noch viel Wachstumsraum für kreative und
innovative Unternehmen bietet. Sie ist eine Zukunftsbranche, auf die wir
nicht verzichten können. Der Freistaat muss die geplanten Fördergelder für
die Gaming-Branche bereitstellen.“