Pin It
Das an der Hochschule Karlsruhe entwickelte SensorBike misst relevante Daten beim Radfahren aus Sicht des Radfahrers.  John Christ  HsKA
Das an der Hochschule Karlsruhe entwickelte SensorBike misst relevante Daten beim Radfahren aus Sicht des Radfahrers. John Christ HsKA

7 Hochschulen, 5 Bundesländer, 1 Ziel: Die vom Bundesministerium für
Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) geförderten Hochschulen mit
Stiftungsprofessuren Radverkehr wollen mit einer Radtour von Hochschule zu
Hochschule die aktuelle Situation für Radfahrende „erfahren“ und in Dialog
mit Experten aus Politik und Wirtschaft treten. Die Hochschule Karlsruhe –
Technik und Wirtschaft startet mit der ersten Etappe von Karlsruhe nach
Frankfurt vom 6. bis 10. August 2020.

Radverkehr hat in den vergangenen Jahren erheblich an Bedeutung gewonnen.
Um diesen positiven Trend zu unterstützen, hat das BMVI Anfang des Jahres
Stiftungsprofessuren mit dem Schwerpunkt Radverkehr an insgesamt sieben
Hochschulen vergeben.

Bundesminister Andreas Scheuer: „Wir stärken Radfahrern den Rücken! Das
Fahrrad muss als gleichberechtigtes Verkehrsmittel von Anfang an
mitgedacht werden – sei es in der Gesetzgebung, in der Verkehrsplanung
oder in der Innovationsforschung. Deshalb fördern wir den Radverkehr jetzt
als Uni-Fach. Wir stellen den Radfahrern Verbündete an die Seite, die ihr
Know-how in Zukunft gezielt vor Ort und in den Städten und Kommunen
einsetzen können. So geben wir den Radfahrern eine starke Stimme und
machen den Umstieg aufs Rad noch attraktiver.“

Anwendungsorientierte Forschung und Lehre

Voraussetzung zur Realisierung konkreter Fortschritte in der Förderung des
Radverkehrs ist eine starke Anwendungsorientierung in der Forschung sowie
eine möglichst große Praxisnähe in der Lehre. Dafür gilt es, die aktuellen
Entwicklungen und Herausforderungen rund um den Radverkehr zu erfassen und
nach außen sichtbar zu machen. Als einen ersten gemeinsamen Schritt dazu
veranstalten die Hochschulen mit einer BMVI-Stiftungsprofessur Radverkehr
im August und September 2020 unter dem Motto „Radverkehr erfahren“ eine
deutschlandweite Radtour. Beschäftigte der Hochschulen gehen „vor die
Tür“, um mit relevanten Akteuren aus Zivilgesellschaft, Planung und
Politik (Radfahrende, kommunale Planung, kommunale Politik,
Fahrradverbände, Zweiradindustrie, Ministeriumsvertretern etc.) ins
Gespräch zu kommen und deren Anforderungen besser zu verstehen. Vor Ort
sollen Best-Practice-Beispiele und damit die Fortschritte wie auch die
weiterhin bestehenden Herausforderungen des Radverkehrs „erfahren“ werden.
Die Tour wird als Staffel von einer Hochschule zur nächsten durchgeführt;
symbolisch wird dabei der Radtour-Staffelstab weitergereicht. Ziel ist das
BMVI in Berlin.

Etappe 1 von Karlsruhe nach Frankfurt

Das sechsköpfige gemischte Team der Hochschule Karlsruhe (Professoren und
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter) startet am 6. August 2020 mit einem
Abstecher in den Stuttgarter Raum, um dort gemeinsam mit dem baden-
württembergischen Verkehrsminister Winfried Hermann die 8 km lange
Radschnellverbindung zwischen Stuttgart und Böblingen/Sindelfingen zu
befahren.

„Diese Strecke ist der erste realisierte Abschnitt eines Radschnellweges
in Baden-Württemberg und ein Meilenstein für die Zukunft der Mobilität in
unserem Bundesland. Mit Hilfe von Radschnellwegen erhoffen wir uns, dass
vor allem Pendlerinnen und Pendler ihre Strecken bevorzugt mit dem Fahrrad
zurücklegen und damit nicht nur überfüllte Straßen und Bahnen entlasten,
sondern auch klimafreundlich unterwegs sind. Bis 2030 wollen wir 20
Radschnellwege in unserem Bundesland umsetzen und einen Radverkehrsanteil
von 20 % erreichen. Dafür brauchen wir dringend gut ausgebildete
Fachkräfte auf Landes- und kommunaler Ebene sowie in den Planungsbüros.
Daher habe ich mich sehr über die Einrichtung der Radverkehrsprofessuren
gefreut“, so Minister Hermann.

Ein weiterer Programmpunkt in Stuttgart wird der Besuch des Ministeriums
für Wissenschaft, Forschung und Kunst (MWK) sein. „Um nachhaltige und
zukunftsfähige Mobilitätskonzepte voranzubringen, kommt dem Radverkehr
eine ganz wesentliche Rolle zu. Mit der eingeworbenen Stiftungsprofessur
und ihrer vorgesehenen Einbindung in den interdisziplinären Studien- und
Forschungsschwerpunkt 'Mobilität und Verkehr' bietet die Hochschule
Karlsruhe hervorragende Voraussetzungen, um dieses Studien- und
Forschungsfeld weiter zu entwickeln. Damit wird auch der Innovations- und
Technologietransfer für mehr Radverkehr wirkungsvoll vorangebracht“, sagte
Wissenschaftsministerin Theresia Bauer im Vorfeld des Termins.

Auf der insgesamt 120 km langen Strecke von Kirchheim unter Teck über den
Neckartal-Radweg nach Stuttgart und anschließend über Pforzheim nach
Karlsruhe werden außerdem Treffen mit Vertretern der Arbeitsgemeinschaft
Fahrrad- und Fußgängerfreundlicher Kommunen in Baden-Württemberg e. V.,
den Städten Böblingen und Pforzheim sowie dem Kooperationspartner und
Fahrradspezialisten Paul Lange CO. OHG stattfinden.

Der zweite Tag mit einer Gesamtstrecke von 80 km startet in Karlsruhe, wo
das Radteam der Hochschule sich am Vormittag mit Vertretern der Städte
Karlsruhe und Ettlingen sowie des Landkreises Karlsruhe zusammentrifft
(8:30 bis 9:30 Uhr, Schwarzwaldkreuz Karlsruhe). Anschließend geht es von
dort über das rheinland-pfälzische Germersheim nach Heidelberg. Auf dem
Programm steht im Verlauf des Tages der Austausch mit Verkehrsexperten von
„Verkehr mit Köpfchen“, Vertretern der Spezialradmesse Germersheim sowie
dem Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club e. V. (ADFC).

Am dritten Tag der Etappe führt die insgesamt 83 km lange Strecke von
Mannheim über Darmstadt und von dort über den Radschnellweg nach
Frankfurt, wo die Staffelstabsübergabe an die Kolleginnen und Kollegen der
Frankfurt University of Applied Sciences stattfinden wird. Auf dem
Tagesprogramm stehen Treffen mit dem Karlsruher Verkehrsverbund (KVV) und
dem Verkehrs-Verbund Rhein-Neckar (VRN).

Zu Etappe 1 wird die Hochschule tagesaktuell in ihrem Blog auf www.hs-
karlsruhe.de berichten.

SensorBike der Hochschule Karlsruhe im Einsatz bei Etappe 1

Ein von der Hochschule Karlsruhe speziell entwickeltes SensorBike wird auf
der Tour relevante Daten zum Radverkehr messen. Ausgestattet mit
zahlreichen Sensoren wie Leistungsmesser, Vitalsensoren, Beschleunigungs-
und Erschütterungssensor, Klimamesser, Abstandsmesser und Kameras wird das
Spezialrad wichtige Einflussgrößen erfassen, die sich auf den
Energiebedarf beim Radfahren auswirken (Längsneigung, Windgeschwindigkeit,
Fahrbahnoberfläche etc.). Auch Daten zur Witterung sowie zur
Verkehrssicherheit (Seitenabstände, Bremsbeschleunigungen etc.) sowie die
verkehrsbedingten Umweltwirkungen, die sich auf die Gesundheit und das
Wohlbefinden auswirken (Luftschadstoffbelastung, Lärmbelastung etc.),
werden erfasst. Dabei erhebt das Forschungsrad die Daten aus Sicht des
Radfahrenden, nicht aus einer Außenperspektive, wie normalerweise üblich.
Die Auswertung der Daten zu den einzelnen Streckenabschnitten erfolgt im
Nachgang zur Tour und wird über die Website der Hochschule veröffentlicht.
Finanzielle Unterstützung für den Aufbau und die Durchführung der Projekte
rund um das SensorBike erhält die Hochschule von der Dr. Joachim und Hanna
Schmidt Stiftung für Umwelt und Verkehr, der Carl Zeiss Stiftung sowie vom
Verbund der Stifter der Hochschule Karlsruhe.

„Bisher wurde der Radverkehr meist aus der Sicht von außen erforscht“,
sagt Prof. Dr. Jochen Eckart, Projektleiter des SensorBike und
Studiendekan des Masterstudiengangs Verkehrssystemmanagement. „Eine
Weiterentwicklung des Verständnisses des Radverkehrs erfordert jedoch
einen Perspektivwechsel hin zur Sicht des Radfahrenden. Dies ermöglicht
das SensorBike. Die Forschungsergebnisse leisten einen Beitrag zur
künftigen Radverkehrsplanung und damit zum Ausbau einer
gesundheitsfördernden und emissionsfreien Mobilität.“

Der weitere Streckenverlauf der Tour

Etappe 2: Frankfurt – Wiesbaden, KW 33

Etappe 3: Wiesbaden – Wuppertal, KW 34

Etappe 4: Wuppertal – Kassel, KW 35

Etappe 5: Kassel – Salzgitter, KW 36

Etappe 6: Salzgitter – Wildau, KW 39

Etappe 7: Wildau – Berlin, KW 40

Die detaillierten Tourenplanungen der einzelnen Etappen sind unter https
://zukunft-radverkehr.bmvi.de abrufbar.

Über die Stiftungsprofessur Radverkehr

Erstmals fördert das Bundesministerium für Verkehr und digitale
Infrastruktur (BMVI) an sieben Hochschulen Radverkehrs-Professuren. Ziel
ist es, die Interessen von Radfahrenden künftig noch stärker zu
berücksichtigen – von der Infrastrukturplanung über Mobilitätsmanagement
bis zur fahrradfreundlichen Gesetzgebung. Die Hochschulen werden mit einem
jährlichen Höchstbetrag bis zu 400 000 Euro je Professur gefördert. Außer
der Hochschule Karlsruhe erhielten auch eine Förderung die Bergische
Universität Wuppertal, die Hochschule RheinMain, die Ostfalia Hochschule
für angewandte Wissenschaften in Wolfenbüttel, Wolfsburg, Salzgitter und
Suderburg, die Technische Hochschule Wildau, die Universität Kassel sowie
die Frankfurt University of Applied Sciences.