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Modell/Rendering des gendersensibel designten Rasierers
Modell/Rendering des gendersensibel designten Rasierers "Pli" Teresa Laura Novotny

Beim Blick ins Drogerieregal fällt meist sofort ins Auge,
welche Nassrasierer für Frauen und welche für Männer bestimmt sind. Dass
es auch anders gehen kann, zeigt der Entwurf eines gendersensibel
designten Nassrasierers, für den Teresa Laura Novotny den mit 500 Euro
dotierten Henriette-Fürth-Preis 2020 des Gender- und
Frauenforschungszentrums der Hessischen Hochschulen (gFFZ) erhält. Novotny
ist Absolventin im Studiengang Industrie-Design am Fachbereich Gestaltung
der Hochschule Darmstadt (h_da). Betreut wurde ihre Arbeit von Prof. Tom
Philipps.

„Pli“ nennt Teresa Laura Novotny ihre Designstudie, was so viel wie
„Schliff“ oder „Gewandtheit“ bedeutet. Wie geschliffen wirkt auch ihr
Nassrasierer, der bewusst auf gummierte Oberflächen verzichtet, da sie bei
vielen Nassrasierern dazu dienen, Stereotype zu bedienen: Aerodynamische
Formen bei Männerrasierern, geschwungene Linien beim Frauenprodukt.

Teresa Laura Novotnys Rasierer besteht aus Edelstahl und ließe sich aus
einem Stück gebogen produzieren, bei einer Materialdicke von nur einem
Millimeter. Auch an anderer Stelle spart Novotny Material: Der Kopf hat
nur eine Klinge, mehr sei für eine gründliche Rasur nicht nötig. Wichtig
seien Schärfe und Qualität der Klinge, eine gute Vorbereitung der Haut und
die richtige Handtechnik, dann seien die heute üblichen Mehrfachklingen
verzichtbar.

Wichtig war Teresa Laura Novotny auch die „emotionale Langlebigkeit“ ihres
Rasierers. „Pli sollte zeitlos wirken, so dass man sich lange gerne damit
rasiert“, sagt sie. Ihr gendersensibles Design könnte dadurch also auch
zur Nachhaltigkeit des Nassrasierers beitragen.

Die Jury lobt den „hervorragend gelungenen Transfer des Wissens der
Geschlechterforschung in das Praxisfeld des Designs. Die Annahme der
Geschlechtsneutralität von materiellen Dingen wird klug widerlegt, indem
nachgezeichnet wird, wie Alltagsobjekte im gestalterischen
Produktionsprozess vergeschlechtlicht werden. Die Arbeit ist insofern
wegweisend, als sie vorführt, wie ein positiver Wandel in der Designpraxis
möglich ist – wenn man dies denn will.“

Hintergrund
Das Gender- und Frauenforschungszentrum der Hessischen Hochschulen (gFFZ)
verleiht den Henriette-Fürth-Preis seit 2003 für herausragende
Abschlussarbeiten zur Frauen- und Genderforschung, die von Absolvierenden
an einer Hessischen Hochschule für angewandte Wissenschaften (HAW)
verfasst wurden. Der Jury gehören Vertreterinnen der HAWs und Personen aus
der Kommunalpolitik an. In der diesjährigen Bewerbungsrunde für den
Henriette-Fürth-Preis wurden zehn studentische Thesis-Studien eingereicht.
Das gFFZ ist ein Verbundprojekt der HAWs. Seine Aufgabe ist die Förderung
der Frauen- und Genderforschung in Lehre und Forschung in allen
Fachrichtungen.

Mehr zum Henriette-Fürth-Preis unter
https://www.gffz.de/das-zentrum/henriette-fuerth-preis