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Kinder verletzen sich im Sport anders als Erwachsene
Kinder verletzen sich im Sport anders als Erwachsene

Kinder müssen sich ausreichend bewegen und Sport treiben. Neben einer
Verbesserung von Kraft und Koordination, kommen mehr Beweglichkeit,
Schnelligkeit und Ausdauer, sowie eine höhere Leistungsfähigkeit hinzu.
Regelmäßiger Sport verbessert Herz und Kreislauf, stärkt das Immunsystem
und kann chronischen Erkrankungen vorbeugen. Allerdings passieren jedes
Jahr in Deutschland rund 300.000 Unfälle bei Kindern und Jugendlichen im
Sport. Bei jedem Achten wird eine stationäre Aufnahme für mindestens 1
Nacht erforderlich. Die GOTS erklärt, welche Probleme dabei im Vordergrund
stehen

Grundsätzlich muss zwischen akuten Verletzungen und Überlastungsschäden
unterschieden werden.
Je nach Sport gibt es unterschiedliche sportartspezifische
Verletzungsmuster. Je nach Beanspruchung in der ausgeübten Sportart lässt
sich ein höheres oder niedrigeres Verletzungsrisiko abschätzen.
Grundsätzlich ist das Verletzungsrisiko in Sportarten mit Gegnerkontakt
(die meisten Ballsportarten und Kampfsportarten) erhöht, ebenso in
Sportarten, die mit hohem Tempo ausgeübt werden (z.B. alpiner Skilauf). Im
Schulsport passieren mehr als 50 Prozent der Verletzungen bei
Ballsportarten. Gehäuft finden sich Hand- und Fingerverletzungen beim
Basketball, Handball und Volleyball sowie Fuß bzw.
Sprunggelenkverletzungen beim Fußball.

Der Unterschied zum Erwachsenen

Gegenüber Verletzungsstatistiken im Erwachsenenalter ereignen sich bei
Kindern deutlich weniger Muskel-, Sehnen- und Bandverletzungen. Bei
Kindern kommt es in rund einem Drittel der Fälle zu Frakturen, zwei
Drittel betreffen die obere Extremität. Auch, wenn der kindliche
Bewegungsapparat – je jünger er ist – ein erhebliches Korrekturpotential
aufweist und es nach Frakturen häufig zu Spontankorrekturen kommt, ist
darauf zu achten, dass der Körper eine O-Beinstellung besser korrigiert
als eine X-Beinstellung.

Schwachstelle Wachstumsfuge

„Der Bewegungsapparat weist durch die noch offenen Wachstumsfugen,
insbesondere im Bereich der Apophysen, eine Schwachstelle auf, die
entweder akut oder auch durch chronische Belastung geschädigt werden kann.
Auch die gelenknahen Epiphysen sind verletzungsanfällig und können je nach
Schädigung zu dauerhaften Problemen führen. Wird eine Wachstumsfuge direkt
durch ein Trauma verletzt, kann es zu einem frühzeitigen Verschließen von
Teilen der Wachstumsfuge kommen, woraus sich ein Fehlwachstum mit
Achsabweichung ergeben kann. Eine engmaschige Kontrolle einer verletzten
Wachstumsfuge ist erforderlich, um möglichst frühzeitig ein Fehlwachstum
zu diagnostizieren“, erklärt Prof. Dr. Holger Schmitt, Vorsitzender des
GOTS- Komitees Kindersportorthopädie.

Auch gerade im Leistungssport auftretende immer wiederkehrende
gleichförmige Impulse auf Wachstumsfugen durch intensives Training können
Einfluss auf deren Wachstumsverhalten haben. Stauchende Belastungen
scheinen einen eher hemmenden Einfluss zu haben, exzentrische Belastungen
eher einen stimulierenden. So wird bei Turnern eher ein frühzeitiger
Verschleiß der körperfernen Wachstumsfuge der Speiche mit Verkürzung des
Unterarmes beobachtet, bei Tennisspielern eher eine Stimulierung mit
Verlängerung des Schlagarmes.

Auch die Wirbelsäule des Kindes kann auf intensive sportliche Belastungen
reagieren. Neben isolierten Wirbelkörperaufbaustörungen werden stärkere
Kyphosewinkel bei sportlich aktiven beobachtet, auch wenn keine
pathologischen Winkel resultieren.