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Studierende und Lehrende der Hochschule für Musik Mainz erschließen
vielzählige Orgelkompositionen Rincks / Doppel-CD präsentiert Aufnahmen an
der frisch renovierten historischen Dreymann-Orgel in St. Ignaz in der
Mainzer Altstadt, darunter zahlreiche Ersteinspielungen

Als Zeitgenosse von Mozart, Beethoven und Schubert gilt Johann Christian
Heinrich Rinck als herausragende Persönlichkeit der Kirchenmusikgeschichte
des 19. Jahrhunderts und einer der besten Organisten seiner Zeit. Dennoch
ist das Werk des Darmstädter Hoforganisten im
20. Jahrhundert in Vergessenheit geraten und erst in den letzten beiden
Jahrzehnten – nicht zuletzt durch die Gründung der Christian-Heinrich-
Rinck-Gesellschaft e.V. – wiederentdeckt worden. Zum 250. Geburtstag des
Komponisten haben sich Studierende und Lehrende der Hochschule für Musik
(HfM) der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) nun seinem Werk
gewidmet und eine Doppel-CD mit vielen bislang unveröffentlichten
Orgelkompositionen vorgelegt. "Zunächst haben wir die Autographe und
Manuskripte Rincks studiert, die teilweise noch gar nicht im Druck
vorliegen", berichtet Prof. Gerhard Gnann, Leiter der Abteilung
Kirchenmusik/Orgel an der HfM, unter dessen Federführung das CD-Projekt in
den vergangenen Monaten unter großem Einsatz aller Beteiligten realisiert
wurde. Bei der überwiegenden Anzahl der 19 Werke handelt es sich um
Ersteinspielungen.

"Die Studierenden haben die Musik Rincks gemeinsam mit Lehrkräften der
Hochschule für sich erschlossen und interpretiert. In Einübung der Werke
für die Aufnahmen haben sie ihr musikalisches Handwerk geschult, das Rinck
auf anspruchsvolle Weise fordert, und es zugleich an einem historischen
Instrument in eindrucksvolle Klangerlebnisse umgesetzt – und so ihr
eigenes Orgelspiel professionalisiert", ergänzt Gnann. "Damit haben wir
auch die pädagogische Absicht Rincks verwirklicht, der seinerzeit
Orgelschulen verfasste, die national und international in zahlreichen
Auflagen verbreitet wurden."

Die Idee zu diesem CD-Projekt entstand im Zusammenhang mit der kürzlich
abgeschlossenen Restaurierung der historischen Dreymann-Orgel in der
Pfarrkirche St. Ignaz in der Mainzer Altstadt. "Diese Orgel aus dem Jahr
1837 des Mainzer Orgelbauers Bernhard Dreymann ist nicht nur optisch,
sondern auch klanglich ein Juwel – und ein Highlight in der deutschen
Orgellandschaft", betont Prof. Gerhard Gnann. Das Besondere: Der Komponist
und Orgelsachverständige Johann Christian Heinrich Rinck selbst hatte die
Orgel zu Lebzeiten im Auftrag des Großherzogs von Hessen-Darmstadt
begutachtet und sie als Musterbeispiel für zeitgenössischen Orgelbau in
seiner im Jahr 1839 veröffentlichten Orgelschule abgebildet. Um der
kompositorischen Vielfalt Rincks und dem reichen Klangfarbenspektrum der
Orgel zu entsprechen, wurden für die Doppel-CD möglichst viele Facetten
seiner Kompositionskunst ausgewählt: von Choralvariationen im eher
traditionell gehaltenen Stil über Orgelkonzerte mit Flötensoli bis hin zu
Variationen über ein bekanntes Kinderlied. Rinck verstand es, die
geistliche Orgelmusik geschickt aus der Krise zu manövrieren, die auf
Johann Sebastian Bachs Tod gefolgt war. "Seine Musik steht mit einem Bein
in der barocken Tradition und greift Bachs polyphone Sprache auf, mit dem
anderen Bein befindet er sich in der Spätklassik an der Schwelle zur
Romantik. Seine Orgelwerke sind durchweg von vornehmer Schlichtheit und
tadellosem Handwerk", so Gnann.

Die Doppel-CD ist kürzlich in Zusammenarbeit mit dem renommierten Label
Coviello Classics erschienen und derzeit über die Abteilung
Kirchenmusik/Orgel der Hochschule für Musik zu beziehen. Ab Januar 2021
wird die CD auch international vertrieben. Maßgeblich beteiligt an diesem
CD-Projekt war die Christian-Heinrich-Rinck Gesellschaft e.V. Darmstadt,
die das Projekt finanziell sowie als wichtiger Ansprechpartner im Hinblick
auf die musikalischen Quellen unterstützt hat.

An der Hochschule für Musik werden seit mehr als 50 Jahren hauptberufliche
Kirchenmusikerinnen und Kirchenmusiker ausgebildet. An der HfM auf dem
Gutenberg-Campus stehen den Studierenden verschiedene Orgeln für Konzerte
und den Unterricht zur Verfügung, so etwa die stilgetreue Kopie einer
Spanischen Orgel des 16. bis 18. Jahrhunderts und die Goll-Orgel.

Video:
https://www.youtube.com/watch?v=1xCsdkoRUlE&list=UU-PMR1PoMIzYBfZOKiNcgmg
– Einblick in die CD-Produktion der Orgelwerke von Johann Christian
Heinrich Rinck durch die Hochschule für Musik Mainz