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In seiner Doktorarbeit befasst sich Alexey Lyutov in Zusammenarbeit mit dem Automobilzulieferer Schaeffler mit der Simulation und Optimierung von Vorgängen in der Logistik.
In seiner Doktorarbeit befasst sich Alexey Lyutov in Zusammenarbeit mit dem Automobilzulieferer Schaeffler mit der Simulation und Optimierung von Vorgängen in der Logistik.

Das neue Jahr und Weihnachten ohne Schnee zu erleben, ist für ihn immer
noch ungewohnt. Alexey Lyutov ist anderes gewöhnt: minus 20 Grad Celsius,
Frost und viel Schnee. „Der Winter ist einfach zu warm hier“, scherzt der
28-Jährige, der in der sibirischen Stadt Nowosibirsk zuhause ist. Ein
Industrieprojekt mit dem Automobilzulieferer Schaeffler lockte den
Datenwissenschaftler nach Bremen, an die Jacobs University.

Mit 1,6 Millionen Einwohnern ist Nowosibirsk die drittgrößte Metropole
Russlands, ein Zentrum für Wissenschaft, Wirtschaft und Kultur. Alexey
Lyutov wuchs in Akademgorodok auf, was übersetzt „akademisches Städtchen“
bedeutet – ein Stadtteil, in dem zu Sowjet-Zeiten 65.000
Wissenschaftler:innen mit ihren Familien lebten. Als „Silicon Taiga“
genießt das Wissenschaftszentrum auch heute noch einen ausgezeichneten
Ruf. „Das ist ein faszinierender Ort mit für Russland wichtigen
Institutionen, gerade für die MINT-Fächer Mathematik, Informatik,
Naturwissenschaften und Technik“, erzählt Alexey.

In Akademgorodok ging er zur Schule, studierte dort an der Universität von
Nowosibirsk Mathematik. Bereits als Masterstudent veröffentlichte er
mehrere Studien, am Institut für Computertechnologie arbeitete er nach dem
Studium an der Verbesserung einer Software für das Design von
hydraulischen Turbinen. „Dann aber“, so erinnert sich Alexey, „hatte ich
zunehmend das Gefühl, ich entwickele mich nicht mehr weiter, schöpfe mein
Potenzial nicht aus und sollte ins Ausland gehen.“

Deutschland kannte der Träger eines schwarzen Gürtels im Taekwondo aus
einem Work and Travel-Aufenthalt im Jahr 2011. Bei freier Kost und Logis
hatte er in der Nähe von Dresden einen Monat lang bei der Renovierung
eines Schlosses mit angepackt. Das Land gefiel ihm und als er bei
ResearchGate, einem sozialen Netzwerk für Wissenschaftler:innen, die
Ausschreibung für eine Promotionsstelle an der Jacobs University sah,
zögerte er nicht lange, bewarb sich – und wurde angenommen.

Das war 2017. Auf dem internationalen Campus in Bremen-Nord traf er auf
Studierende aus aller Welt. Diese Vielfalt der Kulturen war er aus
Nowosibirsk nicht gewöhnt. „In einem multikulturellen Umfeld zu leben ist
unbedingt bereichernd“, resümiert er nach seinen Erfahrungen an der Jacobs
University.

In seiner Doktorarbeit befasst sich Alexey, in Zusammenarbeit mit dem
Automobilzulieferer Schaeffler, mit der Simulation und Optimierung von
Vorgängen in der Logistik. „Methodisches Fachwissen kann ich hier
einbringen und unmittelbar in die Praxis umsetzen,“ sagt er. Als ein
weltweit führender Automobil- und Industriezulieferer setzt die Schaeffler
Gruppe auf Qualität, Technologie und Innovation. Mit einer technischen
Herausforderung wandte sich der Konzern Ende 2017 an die Jacobs
University, um für das Unternehmen eine Lösung entwickeln zu lassen.
Alexey Lyutov stellte mit seinen Forschungsergebnissen die Weichen für den
Erfolg dieses Projekts und weiterer Kooperationen.

In seiner Forschung geht es zum einen um die intelligente Auswertung und
Verknüpfung von Daten mithilfe von maschinellem Lernen. Und zum anderen um
die Entwicklung und Anwendung eines Algorithmus zum Auffinden von
Ineffizienzen im globalen Transportnetzwerk von Schaeffler – -mit dem
Ziel, die Transportkosten zu reduzieren. Unterstützt wird der passionierte
Wissenschaftler von Marc-Thorsten Hütt, Professor für Systembiologie, und
von Yilmaz Uygun, Professor für Logistics Engineering, Technologies and
Processes an der Jacobs University.

Gemeinsam steht das Team für den Erfolg des Industrieprojekts. „Ein sehr
gutes Beispiel, wie komplexe Probleme aus Industrie und Wirtschaft durch
interdisziplinäre Zusammenarbeit und die internationale Vernetzung von
Wissenschaftlern gelöst werden können“, sagt Stephan Kuhlmann,
Projektleiter im Bereich Business Solutions, der Industrieprojekte auf
Seiten der Jacobs University koordiniert.

Alexeys Promotion steht kurz vor dem Abschluss. Wie es dann beruflich
weitergeht, ist noch offen: Wirtschaft oder die akademische Welt,
Forschung und Lehre an einer Universität oder eher anwendungsorientiertes
Arbeiten in einem Unternehmen –  Alexey kann sich beides vorstellen. Als
Experten für künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen stehen ihm
vielen Türen offen. Und noch etwas gilt es zu berücksichtigen: Er und
seine Frau Karina, mit der er gemeinsam in Akademgorodok Mathematik
studierte, sind nicht mehr allein, denn im letzten Sommer wurde ihr Sohn
Leonid geboren.

Dieser Text ist Teil der Serie "Faces of Jacobs", in der die Jacobs
University Studierende, Alumni, Professoren und Mitarbeiter vorstellt.
Weitere Folgen sind unter www.jacobs-university.de/faces/de zu finden.

Über die Jacobs University Bremen:
In einer internationalen Gemeinschaft studieren. Sich für
verantwortungsvolle Aufgaben in einer digitalisierten und globalisierten
Gesellschaft qualifizieren. Über Fächer- und Ländergrenzen hinweg lernen,
forschen und lehren. Mit innovativen Lösungen und Weiterbildungsprogrammen
Menschen und Märkte stärken. Für all das steht die Jacobs University
Bremen. 2001 als private, englischsprachige Campus-Universität gegründet,
erzielt sie immer wieder Spitzenergebnisse in nationalen und
internationalen Hochschulrankings. Ihre mehr als 1.500 Studierenden
stammen aus mehr als 110 Ländern, rund 80 Prozent sind für ihr Studium
nach Deutschland gezogen. Forschungsprojekte der Jacobs University werden
von der Deutschen Forschungsgemeinschaft oder aus dem Rahmenprogramm für
Forschung und Innovation der Europäischen Union ebenso gefördert wie von
global führenden Unternehmen.
Für weitere Informationen: www.jacobs-university.de
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