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Überglücklich hält Antje Bornemann ihren Sohn Oliver in den Armen. Dank der intensiven Betreuung im Feto-Neonatalen Pfad geht es beiden gut, ganz zur Freude ihrer behandelnden Ärztin Dr. Susanne Dargel und Klinikdirektor Professor Ekkehard Schleußner  Uniklinikum Jena
Überglücklich hält Antje Bornemann ihren Sohn Oliver in den Armen. Dank der intensiven Betreuung im Feto-Neonatalen Pfad geht es beiden gut, ganz zur Freude ihrer behandelnden Ärztin Dr. Susanne Dargel und Klinikdirektor Professor Ekkehard Schleußner Uniklinikum Jena

Risikoschwangere und ihre Babys profitieren von der interdisziplinären
Betreuung auf dem "feto-neonatalen Versorgungspfad", einem vom
Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses geförderten Projekt der
Uniklinika Dresden und Jena, der AOK PLUS,  der BARMER sowie der
Kassenärztlichen Vereinigungen Thüringen und Sachsen.

Es sind 3.405 Gramm Glück, die Antje Bornemann in ihren Armen hält. Ihr
frisch geborener Sohn Oliver ist endlich da und ein absolutes Wunschkind –
doch der Weg bis dahin war für die 33-Jährige beschwerlicher als für
andere. Denn mehrere vorangegangene Fehlgeburten und ein erhöhter
Blutdruck machten ihre Schwangerschaft zu einer Risikoschwangerschaft.
Dass sie und ihr kleiner Sohn wohlauf sind, liegt auch an der besonderen
Versorgung und engmaschigen Betreuung seit der Frühschwangerschaft: Antje
Bornemann ist eine von mittlerweile über 100 Teilnehmerinnen im so
genannten „Feto-Neonatalen Pfad“, den das Uniklinikum Jena (UKJ) gemeinsam
mit dem Uniklinikum Dresden im vergangenen Jahr ins Leben gerufen hat. Bei
diesem Versorgungsangebot werden Schwangere mit einem erhöhten Risiko für
eine Präeklampsie oder ein vermindertes Wachstum des Kindes intensiv
betreut und begleitet, von der Frühschwangerschaft bis zum vollendeten
ersten Lebensjahr des Kindes, und das interdisziplinär von ihren
Frauenärzten, Pränatalmedizinern, Neonatologen, Kinderärzten und
Psychologen. Im Pfad werden die Schwangeren und deren Kinder sowohl in den
Arztpraxen als auch in den Kliniken ambulant und stationär koordiniert
betreut.

Und so kam auch Antje Bornemann während ihrer Schwangerschaft regelmäßig
ans UKJ, nachdem ihre Frauenärztin sie als mögliche Teilnehmerin für den
Versorgungspfad dorthin überwiesen hatte. Das ist ein wichtiger Baustein
des Versorgungskonzepts, denn üblicherweise sind es die behandelnden
Frauenärzte, die ihre Patientinnen von Beginn der Schwangerschaft an
betreuen und beurteilen, ob ein Risiko für eine Präeklampsie bestehen
könnte. Das Screening auf Schwangerschaftskomplikationen / Präeklampsie am
UKJ gab dann Gewissheit: Antje Bornemann gehört zur Risikogruppe und kann
damit in den Versorgungspfad aufgenommen werden. Von nun an kümmerte sich
Dr. Susanne Dargel regelmäßig um die schwangere Antje Bornemann. Anfangs
kam sie alle vier Wochen zur Untersuchung ans UKJ, ab der 25.
Schwangerschaftswoche dann alle zwei Wochen. „Da lernt man sich ganz gut
kennen und geht gemeinsam durch Höhen und Tiefen“, beschreibt es Dr.
Susanne Dargel. Neben speziellen Blut- und Ultraschalluntersuchungen
gehört zum Feto-Neonatalen Pfad auch das Angebot psychologischer
Betreuung. Dafür ist Antje Bornemann besonders dankbar. „Mir haben die
Gespräche mit der Psychologin sehr geholfen und Halt gegeben“, erklärt
sie. „Auf der einen Seite habe ich mich unendlich gefreut, endlich
schwanger zu sein. Auf der anderen Seite waren da immer diese Ängste, dass
doch etwas schief gehen könnte.“ Es ging nichts schief. Oliver wurde am
12. Februar um 11.51 Uhr per Kaiserschnitt auf die Welt geholt, 51
Zentimeter groß, 3,4 Kilogramm schwer und vor allem: gesund.

Seit Januar 2020 können Schwangere am UKJ in den Feto-Neonatalen Pfad für
die Modellregion Ostthüringen aufgenommen werden. Von den über 100
bisherigen Teilnehmerinnen wurde schon gut die Hälfte der Frauen
entbunden. Jedes dritte Kind wird – wie es das Versorgungskonzept vorsieht
– weiter durch Kinderärzte engmaschiger betreut, denn auch für die Kinder
selbst stehen vertiefte U-Untersuchungen auf dem Programm. „Daran sieht
man, dass eine solche strukturierte Vorsorge eine große Chance für Mutter
und Kind bietet“, sagt Professor Ekkehard Schleußner, Direktor der Klinik
für Geburtsmedizin am UKJ. Mit der intensiven Betreuung können wir Risiken
für Mutter und Kind frühzeitig erkennen und so mögliche Komplikationen
verhindern.“

Der Pfad wird vom Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses mit
fast fünf Millionen Euro gefördert. Bis 2023 werden Schwangere und ihre
Kinder in den beiden Modellregionen Ostthüringen und Ostsachsen in dem
neuen Pfad betreut, danach folgt eine Evaluationsphase. Voraussetzung für
den Erfolg des Projekts ist eine enge Zusammenarbeit von Krankenkassen,
Kassenärztlicher Vereinigung und niedergelassenen Ärzten mit den beiden
Perinatalzentren am UKJ und am Uniklinikum Dresden.