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Flurina Schneider  Manu Friederich  CDE / Manu Friederich
Flurina Schneider Manu Friederich CDE / Manu Friederich

Zum 1. April 2021 wurde Flurina Schneider neue wissenschaftliche
Geschäftsführerin und Sprecherin der Institutsleitung des ISOE – Institut
für sozial-ökologische Forschung. Sie tritt damit die Nachfolge von Thomas
Jahn an, der das ISOE 1989 mitbegründet hat. Zudem ist vorgesehen, dass
Flurina Schneider zeitgleich eine Professur für Soziale Ökologie am
Fachbereich Biowissenschaften der Goethe-Universität Frankfurt übernimmt.
Damit wollen das ISOE und die Goethe-Universität ihre langjährige
Kooperation in Forschung, Lehre und Transfer vertiefen. Die Professur wird
die erste mit einer Ausrichtung auf Soziale Ökologie in Deutschland sein

Mit der Schweizer Geografin Flurina Schneider kommt eine in der
transdisziplinären Nachhaltigkeitsforschung ausgewiesene und international
vernetzte Wissenschaftlerin ans ISOE. „Mit ihrer weitreichenden Erfahrung
in internationalen transdisziplinären Forschungsprogrammen und ihrem
beeindruckenden Forschungsprofil bringt Flurina Schneider ausgezeichnete
Voraussetzungen für ihre neue Aufgabe am ISOE mit“, sagt Thomas Jahn. Zu
Schneiders Forschungsschwerpunkten gehören
Nachhaltigkeitstransformationen, Partizipation und Wissensintegration in
der transdisziplinären Forschung sowie Governance und Nutzung von
natürlichen Ressourcen. Damit stärkt Flurina Schneider die Forschung des
Instituts: Das ISOE entwickelte schon früh Grundlagen und Methoden, um
sozial-ökologische Transformationsprozesse verstehen, kritisch bewerten
und nachhaltig gestalten zu können und gehört heute zu den führenden
Instituten der transdisziplinären Nachhaltigkeitsforschung.

Tragfähige Lösungen für nachhaltige Transformationsprozesse

Konsequent haben sich die Wissenschaftler*innen des ISOE auf den
transdisziplinären Forschungsmodus konzentriert, der gesellschaftliche
Akteure in den Forschungsprozess miteinbezieht. „In der gegenwärtigen
Krisensituation, in der sich Klima-, Biodiversitäts- und
Ressourcenkonflikte zuspitzen, sehen wir, wie enorm der Handlungsdruck für
eine nachhaltige Entwicklung im Anthropozän ist“, sagt Alexandra Lux,
Sprecherin der Gesellschafterinnen und Gesellschafter des ISOE. „Aber die
notwendigen sozial-ökologischen Transformationen können nur gelingen, wenn
sie von der Gesellschaft mitgetragen werden. Deshalb freuen wir uns
besonders, dass wir mit Flurina Schneider eine gerade auch auf dem Gebiet
der transdisziplinären Forschung hoch kompetente und engagierte
Wissenschaftlerin gewinnen konnten“, sagt Lux.

Erste Professur für Soziale Ökologie in Deutschland

Dass die Stelle der wissenschaftlichen Geschäftsführung des ISOE mit einer
Professur für Soziale Ökologie verbunden wird, ist ein Novum. „Die
Weiterentwicklung der Sozialen Ökologie nicht nur als unser
Forschungsprogramm, sondern auch als Wissenschaftsgebiet, ist zentraler
Bestandteil unseres Zukunftskonzepts. Wir nehmen damit zugleich eine
Empfehlung des Wissenschaftsrats von 2016 auf“, sagt Alexandra Lux. Das
ISOE habe sich mit seinem Zukunftskonzept 2022 klar dafür entschieden,
auch seine Kooperation mit der Goethe-Universität zu intensivieren. Hier
übernimmt das Institut schon seit 2008 Lehraufgaben zu theoretischen
Konzepten, Methoden und empirischen Anwendungsfeldern der sozial-
ökologischen Forschung. „Die ganz wesentlich vom ISOE geprägten sozial-
ökologischen Erklärungsmodelle haben in den letzten Jahrzehnten einen
entscheidenden Beitrag zur Nachhaltigkeitsforschung geleistet und
geholfen, Transformationsprozesse besser zu verstehen und zu gestalten“,
sagt Flurina Schneider. „Für mich bedeutet es eine große Freude und
Herausforderung zugleich, dass ich gemeinsam mit den Kolleginnen und
Kollegen am Institut die Soziale Ökologie in Wissenschaft und Forschung
weiter ausbauen kann.“

Praxisnahe Forschungsergebnisse

Für die Einrichtung der Professur „Soziale Ökologie“ an der Goethe-
Universität Frankfurt hatte sich der Fachbereich Biowissenschaften aktiv
eingesetzt. Sven Klimpel, Dekan des Fachbereichs, sagt: „Die
Naturwissenschaften forschen mittlerweile transdisziplinär und sehen unter
anderem einen Mehrwert darin, ihre Forschungsergebnisse in praxisnahe und
tragfähige Konzepte für die Gesellschaft umzusetzen.“ Es werde daher immer
wichtiger, die Grundlagenforschung in Bezug zu Diskursen und
Entscheidungsprozessen in Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und den
Sozialwissenschaften zu setzen. Mit der Berufung von Flurina Schneider
werde dieser Forschungsbereich nun exzellent vertreten.

Expertise in internationalen Projekten der Nachhaltigkeitsforschung

Schneiders wissenschaftliche Karriere begann mit ihrer Promotion 2008 über
nachhaltige Bodenbearbeitung in der Schweizer Landwirtschaft und Ko-
Kreation von Wissen durch Netzwerkbildung und soziales Lernen. Habilitiert
hat sie 2016 zum Thema transdisziplinäre und transformative Forschung für
Nachhaltige Governance von natürlichen Ressourcen mit Blick auf
Generationengerechtigkeit an der Universität Bern, wo sie seit 2010 als
Wissenschaftlerin beschäftigt ist. Am dortigen Zentrum für Entwicklung und
Umwelt (CDE) leitet Flurina Schneider seit 2017 das Cluster
Landressourcen. Ihr wissenschaftliches Tätigkeitsgebiet erstreckt sich
über weite Bereiche der Umwelt- und Nachhaltigkeitsforschung: von
bodenschonenden Anbausystemen und Qualitätssicherung von Öko-Produkten
über Gerechtigkeit im Bereich Land- und Wasser-Governance bis hin zu
Forschungsprojekten, welche sich mit der Rolle von transdisziplinärer
Wissensproduktion in Nachhaltigkeitstransformationen beschäftigen. Flurina
Schneider war Leiterin von Forschungsprojekten des Schweizerischen
Nationalfonds (SNF), der Stiftung Mercator, dem Internationalen
Wissenschaftsrat sowie der Schweizer Direktion für Entwicklung und
Zusammenarbeit (DEZA) und war mehrfach für Forschungsaufenthalte im
Ausland, etwa ein Jahr an der Arizona State University.

Als Sprecherin der Institutsleitung wird Flurina Schneider eng mit den
weiteren Mitgliedern der Institutsleitung Diana Hummel, Martina Winker
sowie Frank Schindelmann zusammenarbeiten.