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Die Klassik Stiftung Weimar hat einen weiteren Fall von NS-
verfolgungsbedingt entzogenem Kulturgut abgeschlossen und zwei
Graphikserien an die Rechtsnachfolger des jüdischen Kunsthistorikers Ernst
Polaczek restituiert. Die rechtmäßigen Erben der Drucke eines
„Rätselalphabets“ nach Scherenschnitten von Adele Schopenhauer, der
Schwester des Philosophen Arthur Schopenhauer, fand die Stiftung nach
langjähriger Suche in Brasilien.

Die Klassik Stiftung Weimar hat einen weiteren Fall von NS-
verfolgungsbedingt entzogenem Kulturgut abgeschlossen und zwei
Graphikserien an die Rechtsnachfolger des jüdischen Kunsthistorikers Ernst
Polaczek restituiert. Die rechtmäßigen Erben der Drucke eines
„Rätselalphabets“ nach Scherenschnitten von Adele Schopenhauer, der
Schwester des Philosophen Arthur Schopenhauer, fand die Stiftung nach
langjähriger Suche in Brasilien.

Ernst Polaczek hatte die Graphiken 1936 für 40 Reichsmark an das Goethe-
Nationalmuseum verkauft, das heute zur Klassik Stiftung Weimar gehört. Bei
der systematischen Überprüfung der Bestände der Stiftung auf NS-
verfolgungsbedingt entzogenes Kulturgut wurden sie als sogenanntes NS-
Raubgut identifiziert.

Prof. Dr. Ernst Polaczek, geboren 1870 in Reichenberg, heute Liberec,
Tschechische Republik, leitete zunächst das Städtische Kunstgewerbemuseum
in Straßburg und war später Direktor des Straßburger Museums der schönen
Künste. Nach dem Ersten Weltkrieg und seiner Ausweisung aus dem nun wieder
französischen Elsass wurde er 1928 Direktor der Oberlausitzer Gedenkhalle
und des Kaiser-Friedrich-Museums in Görlitz. 1933 erhielt er aufgrund der
antisemitischen Gesetzgebung der Nationalsozialisten ein Berufsverbot und
wurde in den vorzeitigen Ruhestand versetzt.
Mit seiner Ehefrau Friederike, geborene Löbl, lebte er danach in Freiburg
im Breisgau. Vermutlich musste das Ehepaar Teile der privaten
Kunstsammlung veräußern, um seinen Lebensunterhalt zu finanzieren.
1939 starb Ernst Polaczek, seine Ehefrau wurde Alleinerbin. Im Oktober
1940 wurde sie ins Lager Gurs in Frankreich deportiert, von wo aus ihr
jedoch die Flucht gelang. Bis 1942 konnte sie sich in Grenoble verstecken,
bevor sie bei einer Razzia entdeckt und in das Vernichtungslager in
Auschwitz deportiert und ermordet wurde.

Friederike Polaczek hinterließ ein Testament, in dem sie zwei Cousins als
Erben eingesetzt hatte. Erst nach mehrjähriger Recherche konnte die
Klassik Stiftung Weimar Nachkommen der Cousins in Brasilien ausfindig
machen, so dass die Objekte schließlich an die Erben zurückgegeben werden
konnten. Im Februar 2021 sind sie in Brasilien eingetroffen.