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Anneke Meyer erhält den Journalistenpreis des EbM-Netzwerks für den
Beitrag „Ich hätte Ihnen das gerne erspart", der am 13.04.2020 im
Deutschlandfunk gesendet wurde und sich mit dem Thema Zytomegalie in der
Schwangerschaft auseinandersetzt.

Seit dem Jahr 2009 verleiht das EbM-Netzwerk den Journalistenpreis
„Evidenzbasierte Medizin in den Medien“. Der Preis würdigt journalistische
Arbeiten aus dem Print-, TV-, Hörfunk- und Onlinebereich, die die
Prinzipien, Anforderungen oder Konsequenzen der evidenzbasierten Medizin
umfassend, verständlich und interessant darstellen.

Preisträgerin 2021 ist Anneke Meyer. Ihr Hörfunkbeitrag, ausgestrahlt am
13.04.2020 in der Reihe Wissenschaft im Brennpunkt des Deutschlandfunks,
trägt den Titel „Ich hätte Ihnen das wirklich gerne erspart. Zytomegalie
in der Schwangerschaft“. Die Preisverleihung fand am 26.02.2021 im Rahmen
der virtuellen 22. Jahrestagung des EbM-Netzwerks statt.

Zytomegalie ist keine neu entdeckte Erkrankung und ist auch nicht
besonders selten. Das Zytomegalie Virus, das die Infektion auslöst, gehört
zur Familie der Herpesviren. Für gesunde Erwachsene ist es in der Regel
harmlos, die Infektion verläuft oft unbemerkt oder wie bei einer milden
Grippe. In der Schwangerschaft stellt sich das Virus aber als besonders
gefährlich heraus. Für ein Ungeborenes kann Zytomegalie schwere
Behinderungen oder auch den Tod bedeuten. Hochrechnungen zufolge sind in
Deutschland jedes Jahr etwa 1500 Kinder davon betroffen, die sich im
Mutterleib mit dem Zytomegalie Virus angesteckt haben. Eine zugelassene
Behandlung, die Schädigungen am Ungeborenen sicher verhindern kann, gibt
es bisher nicht. Eine Behandlung mit Hyperimmunglobulin hat sich in einer
randomisiert-kontrollierten Studie als nicht wirksam erwiesen. Hingegen
fanden sich in dieser Studie Hinweise auf eine Zunahme unerwünschter
Wirkungen. Auch eine Impfung gibt es bisher nicht. Ein Screening in der
Schwangerschaft wird daher in den Mutterschaftsrichtlinien nicht
empfohlen.

In Anneke Meyers Hörfunkbeitrag „Ich hätte Ihnen das gerne erspart“ wird
das Thema Zytomegalie in der Schwangerschaft in seiner ganzen Komplexität
dargestellt. Trauer, Verzweiflung, Fakten, Unwissen. Schritt für Schritt
nimmt Anneke Meyer die Hörer*innen mit, führt sie durch die vielen Fragen,
die sich bei dem Thema Zytomegalie stellen.

Die Jury war besonders beeindruckt davon, wie es Anneke Meyer gelungen
ist, die Hörer*innen von der ersten Minute an zu fesseln. Auch wenn die
eigene Betroffenheit Anlass für ihre Recherche war, geht das entstandene
Radiofeature weit über die Schilderung eines Einzelschicksals hinaus. Es
gelingt der Autorin, Zytomegalie und seine Folgen dem Laien nahe zu
bringen und ganz nebenbei Fachbegriffe und Prinzipien der evidenzbasierten
Medizin zu vermitteln.

Dieser Beitrag ist ein Plädoyer für evidenzbasierte Medizin, für
Patienteninformation, für Aufklärung und für mehr und bessere Forschung
für eine weit verbreitete Viruserkrankung, die besonders schwangere Frauen
und Neugeborene betrifft.

Die Laudatio wurde von Martina Keller, der Preisträgerin des Vorjahres und
Mitglied der Jury 2021, gehalten.