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Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bereitet die
Menschen in Deutschland wegen der Klimakrise auf eine „Transformation der
Gesellschaft in einer gewaltigen Dimension“ vor. Der ressourcenschonende
Umgang mit der Erde sei zugleich „nur durch eine globale Anstrengung zu
bewältigen“, sagte er in einer wegweisenden Klimarede auf der „Woche der
Umwelt“ im Park seines Amtssitzes Schloss Bellevue. „Wir befinden uns
mitten im Umbruch ins postfossile Zeitalter“, so das Staatsoberhaupt.

Die mittlerweile sechste Auflage der Woche der Umwelt (WdU) unter dem
Motto „So geht Zukunft!“ findet heute (Donnerstag) und morgen in bewährter
Partnerschaft von Bundespräsident und der Deutschen Bundesstiftung Umwelt
(DBU) statt, dieses Mal wegen der Corona-Pandemie aber im hybriden Format
– teils in Präsenz im Park von Schloss Bellevue, teils in digitalen
Fachforen. Per Livestream ist alles hautnah zu verfolgen; alle Infos
finden sich hier: https://www.woche-der-umwelt.de/. DBU-Generalsekretär
Alexander Bonde sagte, die Woche der Umwelt solle „ein großer Ansporn
sein, sich für den Erhalt unseres Planeten zu engagieren“. Und sie fordere
mit ihrem Versprechen „So geht Zukunft!“ trotz einer der größten globalen
Krisen der Menschheit dazu auf, „mit Mut, Ideen und Innovationen Lösungen
für mehr Klima-, Umwelt-, Ressourcen- und Artenschutz zu finden“. Ein
Schlüssel sei die Circular Economy, eine umfassende Kreislaufwirtschaft.
Bonde: „Wir müssen lernen, in Kreisläufen zu leben, denken und zu handeln.
Der Raubbau an Rohstoffen muss enden.“

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und US-Klimabeauftragter
John Kerry nehmen teil

Dass Klima- und Umweltschutz nicht nur in Deutschland, sondern europa- und
weltweit ganz oben auf der politischen Agenda stehen, zeigt die Teilnahme
zweier Persönlichkeiten bei der WdU: EU-Kommissionspräsidentin Ursula von
der Leyen und US-Klimaschutzbeauftragter John Kerry. Er skizzierte per
Videobotschaft Zukunftsstrategien seines Landes unter dem neuen US-
Präsidenten Joe Biden. Dieser hatte den Austritt seines Vorgängers Donald
Trump aus dem Pariser Klimaschutzabkommen von 2015 rückgängig gemacht.
Während von der Leyen keinen Zweifel daran ließ, dass die Europäische
Union alles daran setzen werde, den europäischen Grünen Deal umzusetzen
und ein klimaneutrales Wirtschaften in der EU bis 2050 zu erreichen,
mahnte Kerry „weltweite Anstrengungen“ an, um katastrophale Folgen der
Klimakrise zu verhindern. Die USA seien dazu bereit. Bis 2030 wolle sein
Land den Ausstoß an Treibhausgasen im Vergleich zu 2005 halbieren. US-
Präsident Biden wolle in allen Wirtschaftssektoren eine Abkehr von
Kohlenstoff. Kerry: „Diese Dekade ist entscheidend im Kampf gegen die
Klimakrise, vor uns liegt enorm viel Arbeit. Aber darin steckt ein
riesiges Wirtschaftspotenzial.“ Es entstehe „ein Billionen-Markt“ mit
gutbezahlten Jobs „auf beiden Seiten des Atlantiks“ und mit neuen
Technologien für saubere Energien.

„Veränderungen in allen Bereichen des Alltags“

Bundespräsident Steinmeier sagte in seiner Rede, es freue ihn „sehr, dass
sich die Vereinigten Staaten dazu entschieden haben, dem Pariser
Klimaabkommen wieder beizutreten“. Die Weltklimakonferenz hatte seinerzeit
unter anderem beschlossen, die Weltwirtschaft auf klimafreundliche Weise
zu verändern und die menschengemachte Erderwärmung bis zum Jahr 2100 auf
unter zwei Grad Celsius und sogar möglichst unter 1,5 Grad Celsius im
Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen. Die Klima-Ziele
seien keineswegs abstrakt und fern, so Steinmeier. „Setzen wir sie um, so
werden wir Veränderungen in allen Bereichen des Alltags spüren – in der
Landwirtschaft, in der Energieversorgung, vor allem im Wohnungsbau und im
Verkehr.“ Aufbruchserwartung und Umbruchsangst würden miteinander ringen,
so der Bundespräsident weiter. Was zu hoffen und was zu fürchten sei,
„sind Fragen einer Gesellschaft, die im Übergang ist, in einer großen
Transformation, die viele zu Recht mit der industriellen Revolution des
19. Jahrhunderts vergleichen“. Anders als damals gehe es heute jedoch
nicht mehr um den „Aufstieg der fossilen Industrialisierung“. Steinmeier:
„Wir befinden uns mitten im Ausstieg daraus.“

Winter ohne Schneemänner

Es sei klar, dass der Planet „durch den übermäßigen Verbrauch von
Ressourcen in Gefahr ist“ - doch der Weg aus diesem Risiko „noch lange
nicht“. Der Bundespräsident brachte für den Weg in eine klimaneutrale
Zukunft gewissermaßen einen neuen Generationenvertrag für Klimaschutz ins
Gespräch: So wie die jungen Menschen in der Corona-Pandemie zurückgesteckt
hätten, um Ältere und Gefährdete zu schützen, „so müssen wir uns jetzt
anstrengen, um ihre Zukunft und die Zukunft künftiger Generationen zu
schützen.“ Denn Klimawandel sei schon jetzt sicht- und spürbar und
verändere bereits „unser Leben: Er zeigt sich in den Gezeiten, die sich
verschieben, in den Wintern ohne Schneemänner“ und auch „in gefährlich
trockenen Böden und Wäldern“.