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Internationale Bevölkerungsumfrage des Exzellenzclusters weist Spaltung
europäischer Gesellschaften in zwei verfestigte Lager von nennenswerter
Größe nach – In Deutschland vertritt ein Drittel derart entgegengesetzte
Positionen zu nationaler Zugehörigkeit, Bedrohung, Benachteiligung –
„Politik sollte sich nicht auf eine Seite schlagen: Positionen je auf
funktionalen Kern zurückführen, Kompromisse suchen, Polarisierung stoppen“
– Bisher umfassendste Umfrage zu Identitätskonflikten in Europa

Eine internationale Bevölkerungsumfrage des Exzellenzclusters „Religion
und Politik“ der Uni Münster weist erstmals empirisch eine
identitätspolitische Spaltung europäischer Gesellschaften in zwei
verfestigte Lager von substantieller Größe nach. „Wir sehen zwei
ausgeprägte Gruppen mit entgegengesetzten Positionen, die wir
‚Verteidiger‘ und ‚Entdecker‘ nennen“, sagt der Psychologe Prof. Dr. Mitja
Back, Sprecher des interdisziplinären Forscherteams, das die bisher
umfassendste Erhebung zu Identitätskonflikten in Europa vorgenommen hat.
„Wer gehört zu unserem Land, wer bedroht wen, wer ist benachteiligt? Über
alle Identitätsfragen dieser Art hinweg, zeigen die ersten Auswertungen
der Erhebung eine neue Konfliktlinie zwischen den beiden Gruppen, die fast
spiegelbildliche Meinungen zeigen. In Identitätsdebatten haben sich die
Meinungen zu scheinbar unvereinbaren Konfliktpositionen verhärtet. Die
Studie könnte hier neue Wege eröffnen.“

Die beiden Lager stellen in allen Ländern zusammen einen nennenswerten
Bevölkerungsanteil dar, in Deutschland sind es mehr als ein Drittel (Abb.
3.1, Grafiken am Ende des angehängten PDFs der Pressemitteilung), in Polen
beinah Dreiviertel (Abb. 3.4). Das verteilt sich in liberal-demokratischen
Staaten wie Deutschland auf 20% ‚Verteidiger‘ und 14% ‚Entdecker‘, in
Frankreich und Schweden auf 14% und 29% ‚Verteidiger‘ und 11% und 15%
‚Entdecker‘. In einem semi-autoritär geführten Land wie Polen, das
Verteidiger-Meinungen den Forschern zufolge populistisch stützt, liegt der
Anteil beider Gruppen zusammen bei 72%. „Das zeigt, wie weit der Konflikt
in einem Land gehen kann: Die polarisierten Positionen können sich zur
Mehrheit ausweiten“, so Mitja Back. „Wie stark sich eine Bevölkerung
polarisiert und wie sehr Bedrohungsgefühle und enge Identitätsideen auch
Benachteiligungsgefühle und Misstrauen nach sich ziehen, variiert also je
nach politischem System. Das legt bereits nahe, dass sich
Identitätskonflikte politisch beeinflussen lassen.“

Wer sind ‚Entdecker‘ und ‚Verteidiger‘?

An der Umfrage, die der Exzellenzcluster mit „Kantar Deutschland“ Ende
2020 durchführte, beteiligten sich 5.011 Menschen in Deutschland,
Frankreich, Polen und Schweden. Autoren sind die Soziologen Prof. Dr.
Detlef Pollack und Dr. Olaf Müller, die Psychologen Prof. Dr. Mitja Back
und Prof. Dr. Gerald Echterhoff und der Politikwissenschaftler Prof. Dr.
Bernd Schlipphak. Erste Ergebnisse liefert ihr Working Report „Von
Verteidigern und Entdeckern: Ein Identitätskonflikt um Zugehörigkeit und
Bedrohung“ (http://go.wwu.de/wp9sc). Aus den Detailergebnissen zu mehr als
20 untersuchten Fragen bildeten sie in Clusteranalysen Gruppen, deren
Mitglieder sehr ähnliche Haltungen zeigen, und die als Gruppen wiederum
starke Unterschiede untereinander aufweisen. Das ergab über alle Fragen
hinweg das Muster ‚Entdecker‘ und ‚Verteidiger‘.

Die Gruppe der ‚Verteidiger’ vertritt danach mehrheitlich folgende
Haltungen: Sie steht in allen Ländern für ein enges Konzept der
Zugehörigkeit zum eigenen Land, wonach nur dazugehört, wer im Land geboren
wurde, Vorfahren der ethnisch-nationalen Mehrheit hat und/oder der
dominanten Religion angehört. Sie verteidigt somit traditionelle Kriterien
wie ethnische und religiöse Homogenität. Zugleich fühlen sich
‚Verteidiger’ durch Fremde wie Muslime und Geflüchtete bedroht sowie
selbst benachteiligt. Sie sind unzufriedener mit der Demokratie und
misstrauischer gegenüber politischen Institutionen.

Die Gruppe der ‚Entdecker‘ hingegen lehnt ein enges Konzept von
Zugehörigkeit nach ethnisch-religiösen Kriterien ab. Mitglieder dieser
Gruppe fühlen sich nicht durch Fremde bedroht. Vielmehr entdecken sie
Zuwanderung und wachsende Vielfalt als Chance und plädieren für eine
Gesellschaft mit vielen gleichberechtigten Lebenskonzepten. Sie sehen sich
gut repräsentiert, sind zufriedener mit der Demokratie und vertrauen eher
den politischen Institutionen. In Polen jedoch, einem semi-autoritär
regierten Land, in dem die Regierung Positionen der ‚Verteidiger‘ nach
ethnisch-religiöser Homogenität und Schutz vor Fremden populistisch
unterstützt, fühlen sich auch die ‚Entdecker‘ benachteiligt und sind
unzufrieden mit der Demokratie und Regierung.

Auch in kultureller, religiöser, psychologischer und sozialer Hinsicht
unterscheiden sich die Gruppen stark (Abb. 3.6 und 3.7): In allen Ländern
sind ‚Verteidiger‘ weit heimatverbundener und religiöser als ‚Entdecker‘.
Erstere zeigen zudem eine stärkere Präferenz für gesellschaftliche
Hierarchien und weniger Vertrauen in andere Menschen, Letztere umgekehrt.
Auch sind ‚Entdecker‘ eher recht jung, hoch gebildet, sie wohnen eher in
der Stadt und sind eher nicht von sozioökonomischer Not betroffen.
‚Verteidiger‘ finden sich eher als ‚Entdecker‘ unter den Älteren und
niedrig Gebildeten, außer in Polen. Sie wohnen eher ländlich und haben
nach eigener Aussage, außer in Polen, einen niedrigeren sozialen Status.

Politische Effekte und Empfehlungen

Zugleich hat der kulturelle Konflikt starke politische Effekte:
‚Verteidiger‘ bevorzugen populistische Parteien und sprechen sich deutlich
eher für das Konzept eines „starken Führers” aus, sie neigen auch zu
Verschwörungstheorien und sprechen sich für Elemente einer direkten
Demokratie aus. ‚Entdecker‘ vertreten spiegelbildliche Meinungen. Die
Wahrscheinlichkeit für die Wahl einer populistischen Partei (Abb. 6.6)
liegt bei ‚Verteidigern‘ etwa in Deutschland bei 26% und in Polen bei 57%,
während ‚Entdecker‘ dazu nicht neigen.

Dahinter können den Forschern zufolge grundlegend unterschiedliche
Konzepte von Politik stehen: ‚Verteidiger‘ bevorzugen Konzepte, die eher
antipluralistischen Vorstellungen entsprechen, nach denen politische
Regelungen einen einzigen Volkswillen ausdrücken sollen. ‚Entdecker‘
dagegen teilen Einstellungen, die eher mit pluralistischeren Ideen
vereinbar sind, nach denen Politik ein Aushandlungsprozess und Kompromiss
zwischen unterschiedlichen Interessen ist. Mitja Back: „Die Positionierung
im Konflikt als ‚Entdecker‘ oder ‚Verteidiger‘ kann sich stark auf die
gewünschte Demokratieform auswirken. Die kulturellen Konflikte um
Identität haben sich also politisch sehr verfestigt und strukturieren nun
maßgeblich gesellschaftliche und politische Ansichten der Bevölkerung.“

Internationale Erhebung zu Identitätskonflikten in Europa  Exzellenzcluster
Internationale Erhebung zu Identitätskonflikten in Europa Exzellenzcluster "Religion und Politik"

Indem die Forscher ihre Ergebnisse mit weiteren Erkenntnissen aus der
aktuellen Forschung verknüpfen, sehen sie die polarisierten Positionen in
unterschiedlich ausgeprägten und eher stabil bleibenden psychologischen
Grundbedürfnissen wie Sicherheit und Stabilität (‚Verteidiger‘) sowie
Offenheit und Veränderung (‚Entdecker‘) begründet. Entsprechend setzen
sich Gesellschaften immer aus einer Mischung von ‚Entdeckern‘ und
‚Verteidigern‘ zusammen, heißt es im Report. Der Identitätskonflikt sei
daher – im Gegensatz zu eher materiell basierten Konflikten – schwerer
verhandelbar, erst recht, wenn Identitätsvorstellungen religiös oder
fundamentalistisch gerahmt würden. Verfestigt werde der Identitätskonflikt
auch durch Globalisierungseffekte wie Migration, zunehmend supranationale
statt nationale Politiken und Krisen wie die Finanzkrise oder die Covid
19-Pandemie. „Da stellen sich Identitätsfragen, wer zum Land gehört oder
Bedrohungsgefühle auslöst, umso dringlicher.“

Der Politik empfehlen die Forscher daher, sich nicht auf eine Seite der
polarisierten Positionen zu schlagen. Weder in liberalen Demokratien noch
in autoritär geführten Ländern habe das zum Ziel geführt, Bewegung in
verkrustete Konflikte zu bringen, da sich immer mindestens eine Gruppe
ausgegrenzt fühle. Vielmehr gelte es, die zugrundliegenden psychologischen
Bedürfnisse auf beiden Seiten ernst zu nehmen und als gesellschaftliche
Ressourcen zu begreifen, dabei aber die teils weit auseinanderliegenden
Forderungen beider Gruppen je auf den funktionalen Kern zurückzuführen.
„So lässt sich herausfiltern, welche Positionen für jede Gruppe nicht
aufgebbar sind und welche verhandelbar. Nur so lässt sich eine Grundlage
für Kompromisse finden, die derzeit noch unmöglich erscheinen, sowie Raum
für einen Dialog ohne Abwertung.“ (vvm/sca)

Ausgewählte Detailergebnisse hinter den Kernbefunden

Die Forscher hinterlegen ihre Kernbefunde zu den Gruppen der ‚Verteidiger‘
und ‚Entdecker‘ mit Detailergebnissen für einzelne Länder und für die
Faktoren, die den Identitätskonflikt bestimmen.

Dass ‚Verteidiger‘ und ‚Entdecker‘ polarisierte Positionen besetzen, heißt
empirisch für Deutschland: Unter den ‚Verteidigern‘ befürworten 61% ein
enges Konzept der ethnisch-religiösen Zugehörigkeit, fühlen sich 49% oder
55% durch Muslime oder Geflüchtete bedroht und 45% kulturell
benachteiligt, sind nur 21% mit der Demokratie zufrieden und vertrauen
lediglich 11% der Regierung und dem Parlament. In der Gruppe der
‚Entdecker‘ dagegen vertreten in weniger als 15% ein enges religiös-
ethnisches Zugehörigkeitskonzept, niemand unter ihnen fühlt sich bedroht
oder marginalisiert und eine große Mehrheit von 93% ist mit der Demokratie
eher zufrieden und vertraut politischen Institutionen, dem Bund zu 100%,
der EU zu 99%. Ähnliche Werte zeigen sich für Frankreich und Schweden.

Eine Ausnahme stellt Polen als semi-autoritär geführtes Land dar, wo die
Regierung Verteidiger-Positionen unterstützt, etwa den Wunsch nach
ethnisch-religiöser Homogenität oder Schutz vor Fremden. Hier fühlen sich
‚Verteidiger‘ zu 29% und ‚Entdecker‘ zu 49% politisch ausgegrenzt.
Letztere sind zudem unzufrieden mit der Demokratie im Land und misstrauen
der Regierung, wohingegen sie der EU in hohem Maß vertrauen (74%). Die
‚Verteidiger‘ in Polen sind sehr zufrieden mit der Demokratie im Land
(57%), vertrauen stark Regierung und Parlament (72%), weit weniger aber
der EU (32%). Die Spaltung der Gesellschaft ist weit stärker ausgeprägt
als in anderen Ländern: ‚Entdecker‘ und ‚Verteidiger‘ machen 72% der
Bevölkerung aus. „Das Beispielland Polen zeigt: Das politische System und
die politische Kommunikation beeinflussen den Grad der Aufspaltung. Sie
beeinflussen auch, wie stark sich die Gruppen jeweils marginalisiert
fühlen und demokratische Institutionen akzeptieren.“

Die soziokulturellen, religiösen und psychologischen Unterschiede zwischen
den Gruppen stellen sich in Deutschland wie folgt dar: In der Gruppe der
‚Verteidiger‘ zeigen 33% eine hohe Religiosität, fühlen sich 52% eher mit
der Heimat als der Welt verbunden, bevorzugen 34% gesellschaftliche
Hierarchien und stehen 31% anderen Menschen skeptisch gegenüber. Unter den
‚Entdeckern‘ hingegen zeigen sich 24% stark religiös, 31% stark
heimatverbunden, 4% bevorzugen gesellschaftliche Hierarchien und 3% haben
wenig Vertrauen in Menschen. Die übrigen Länder zeigen hier ähnliche
Tendenzen. (vvm/sca)

Methoden der Erhebung

Der Working Report „Von Verteidigern und Entdeckern: Ein
Identitätskonflikt um Zugehörigkeit und Bedrohung“
(http://go.wwu.de/wp9sc) präsentiert Ergebnisse einer Umfrage, die am
Exzellenzcluster „Religion und Politik“ der Universität Münster im Projekt
„Bedrohungswahrnehmungen, Zugehörigkeitsgefühle, Akzeptanz demokratischer
Herrschaft: eine neue religiös konnotierte Konfliktlinie in Europa?”
entstanden ist. Autoren sind die Soziologen Prof. Dr. Detlef Pollack und
Dr. Olaf Müller, die Psychologen Prof. Dr. Mitja Back und Prof. Dr. Gerald
Echterhoff und der Politikwissenschaftler Prof. Dr. Bernd Schlipphak.

- Erhebung über eine Zufallsstichprobe in vier europäischen Ländern
(Deutschland, Frankreich, Polen und Schweden) nach höchsten
methodologischen Standards

- Befragungszeitraum 9. November bis 18. Dezember 2020

- 5.011 Teilnehmer*innen (in Deutschland 1.402 (davon 506 in den fünf
östlichen Bundesländern und Berlin), in Frankreich 1.208, in Polen 1.200,
in Schweden 1.201)

- CATI-Verfahren (CATI: Computer Assisted Telephone Interviewing)

- Berücksichtigung von Festnetz- und Mobilfunknummern (Dual-Frame-
Stichprobendesign)

- Durchführung durch das Marktforschungsunternehmen „Kantar Deutschland“
(Berlin)

Die Teilnehmer*innen beantworteten Fragen zu zehn Themenkomplexen oder
Faktoren (vgl. Überblick unten), zunächst zu folgenden vier für den
Identitätskonflikt zentralen Faktoren: Vorstellungen von nationaler
Zugehörigkeit, Gefühle der Bedrohung, Gefühle der Benachteiligung,
Wahrnehmung politischer Vertretung und Steuerung. Hinzu kamen kulturelle,
religiöse und psychologische Faktoren sowie soziale Merkmale wie Alter,
Geschlecht, Bildung und Region, die abschließend zur Vermeidung von
Verzerrungen gewichtet wurden. Die Faktoren setzen sich in der Regel aus
mehreren Einzelfragen (Items) zusammen.

Auf die Detailergebnisse zu allen untersuchten Faktoren wendeten die
Forscher das statistische Instrument der Clusteranalyse an. Damit lässt
sich herausfinden, ob sich aus dem Meinungsbild, das die
Bevölkerungsumfrage zeigt, gesellschaftliche Gruppen bilden lassen, die im
Identitätskonflikt vermutet, aber bisher nicht empirisch nachgewiesen
wurden. Die Forscher fanden über alle Faktoren und Länder hinweg zwei
konsistente Gruppen, deren Mitglieder sehr ähnliche Haltungen zeigen, und
die als Gruppen starke Unterschiede untereinander aufweisen. Das ergab das
Muster der ‚Entdecker‘ und ‚Verteidiger‘. (sca/vvm)

Struktur der Erhebung

A) Faktoren, die den Identitätskonflikt bestimmen

1.) Vorstellungen von nationaler Zugehörigkeit (etwa Fragen nach einem
ethnisch-religiösen Zugehörigkeitskonzept)

Beispielfrage: „Manche Leute meinen, dass die folgenden Dinge wichtig
sind, um wirklich ein Deutscher/eine Deutsche zu sein. Andere halten sie
für nicht wichtig. Wie stufen Sie diese Dinge ein? Ist es Ihrer Meinung
nach sehr wichtig, eher wichtig, nicht sehr unwichtig oder überhaupt nicht
wichtig [ …], um wirklich ein Deutscher/eine Deutsche zu sein?
- in Deutschland geboren zu sein
- den größten Teil des Lebens in Deutschland gelebt zu haben
- ein Christ zu sein
- deutsche Vorfahren zu haben”

2.) Bedrohungswahrnehmungen (etwa Fragen nach Bedrohungsgefühlen gegenüber
Muslimen und Geflüchteten, da Zugehörigkeitsdiskurse sich am stärksten an
diesen Minderheitengruppen festmachen)

Beispielfragen nach Zustimmung: „Muslime bedrohen unsere Lebensweise und
unsere Werte in Deutschland”, „Die Werte und Überzeugungen von Muslimen
sind unvereinbar mit den allgemeinen Werten und Überzeugungen in
Deutschland.”, „Muslime bedrohen die wirtschaftliche Lage in
Deutschland.”, „Muslime, die hier leben, bedrohen die Sicherheit in
Deutschland.”, „Durch Muslime gibt es mehr Gewalttaten in Deutschland.”

3.) Gefühle der Benachteiligung (etwa Fragen nach wirtschaftlicher,
politischer und kultureller Anerkennung bzw. Marginalisierung)

Beispielfragen nach Zustimmung: „Die Arbeit von Leuten wie mir wird in der
Gesellschaft nicht genug anerkannt.”, „Egal wie hart wir arbeiten, Leute
wie ich werden nicht ausreichend geschätzt.”, „Probleme von Leuten wie mir
sind für die meisten Politiker unwichtig.”, „Die meisten Politiker kümmern
sich nicht darum, was Leute wie ich denken.”, „Die Wertvorstellungen von
Leuten wie mir werden in der Gesellschaft immer unwichtiger.”, „Gebräuche,
Traditionen und Sitten von Leuten wie mir werden immer weniger geschätzt.”

4.) Politische Vertretung und Steuerung (etwa Fragen nach
Demokratiezufriedenheit, Vertrauen in die nationale Regierung und die
Europäische Union)

Beispielfragen nach Zustimmung: „Alles in allem bin ich mit der Art und
Weise, wie die Demokratie in Deutschland funktioniert, zufrieden.“, „Bitte
geben Sie zu den folgenden öffentlichen Einrichtungen oder Personengruppen
an, wie sehr Sie persönlich jeder einzelnen davon vertrauen- - Bundestag,
- Bundesregierung“, “Bitte geben Sie zu den folgenden öffentlichen
Einrichtungen oder Personengruppen an, wie sehr Sie persönlich jeder
einzelnen davon vertrauen - EU”

B) Soziale, kulturelle, religiöse, psychologische und politische Faktoren

5.) Soziodemographische Merkmale (Alter, Bildungsstand, Wohngegend)

6.) Einschätzungen der sozioökonomischen Situation (etwa Fragen nach
Selbstpositionierung auf einer imaginierten sozialen Leiter oder
Einschätzung der wirtschaftlichen Lage des eigenen Landes)

7.) Soziokulturelle Faktoren und Einstellungen (etwa Fragen nach Kontakten
zu Muslimen, Heimatverbundenheit und Nationalstolz)

8.) Persönlichkeitseigenschaften und soziale Einstellungen (etwa Fragen
nach dem Vertrauen in Menschen allgemein, sozialer Dominanzorientierung
oder Rechtsautoritarismus)

9.) Religion und Religiosität (etwa Fragen nach religiöser Zugehörigkeit,
kirchlich-religiöser Praxis und fundamentalistischen Positionen)

10.) (Erwünschte) Modelle politischer Steuerung (etwa Fragen nach
Zustimmung zur liberalen Demokratie, zu Populismus oder
Verschwörungsmentalität)

Beispielfragen nach Zustimmung: „Die Demokratie ist eine gute
Regierungsform.“, „Man sollte einen starken Führer haben, der sich nicht
um ein Parlament und um Wahlen kümmern muss.“, „Das Land wird von einigen
wenigen großen Interessengruppen regiert, die sich nur um sich selbst
kümmern.”, „Der Wille des Volkes sollte in der Politik dieses Landes
entscheidend sein.”, „Es geschehen viele wichtige Dinge in der Welt, die
von einflussreichen Gruppen ohne Kenntnis der Öffentlichkeit gesteuert
werden.”
(sca/vvm)

Literaturhinweis: Working Report „Von Verteidigern und Entdeckern: Ein
Identitätskonflikt um Zugehörigkeit und Bedrohung“ auf miami, dem
Publikationsserver der WWU Münster, DOI: 10.17879/97049506223
(https://dx.doi.org/10.17879/97049506223)