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Der erste zweisprachig ausgelegte Bachelorstudiengang an der Technischen
Universität Braunschweig wird zum Wintersemester 2021/22 eingeführt. Er
bringt internationale und deutsche Studierende in besonderer Weise
zusammen. Bis zum 31. Juli können sich Studieninteressierte für den
zulassungsbeschränkten Studiengang noch bewerben.

Ganzheitlicher Ansatz
Ziel des von der Fakultät für Maschinenbau getragenen Studiengangs
„Sustainable Engineering of Products and Processes, B.Sc.“ ist es, einen
ganzheitlichen Ansatz der Themen Mobilität, Produktdesign und
-herstellung, Verfahrenstechnik und Energieversorgung zu vermitteln.
Künftige Absolventinnen und Absolventen sollen auf die bereits
eingesetzten Veränderungen der klassischen Tätigkeitsfelder für
Ingenieurinnen und Ingenieure, bedingt durch globale Herausforderungen wie
Klimawandel und das Problem der begrenzten Ressourcen, vorbereitet werden.
Der Studiengang setzt daher einen besonderen Fokus auf die Betrachtung des
gesamten Lebenszyklus von Produkten und Systemen, die wirtschaftliche
Bilanz und gesellschaftlichen Auswirkungen sowie deren Zusammenspiel.

„Angesichts der gewaltigen Herausforderung des Klimawandels und der daraus
folgenden Umbrüche, die unserer Wirtschaft und Industrie in den nächsten
Jahrzehnten erleben werden, sind Ingenieurinnen und Ingenieure mit
ganzheitlichem Denken gefragt, um nachhaltige technische Lösungen für die
drängendsten Probleme zu entwickeln“, so Professor Georg Garnweitner,
Leiter des Arbeitskreises zur Konzeption und Einführung des Studiengangs
SEPP.

Dies wird im neuen Studiengang „Sustainable Engineering of Products and
Processes, B.Sc.“ bereits ab dem 1. Semester vermittelt, ohne auf eine
solide Ausbildung in den ingenieurwissenschaftlichen Grundlagen zu
verzichten. Ab dem 3. Semester können die Studierenden eine individuell
gestaltbare Vertiefung in einem von drei Schwerpunktbereichen wählen.
Aspekte der ganzheitlichen Betrachtung und Nachhaltigkeit sind dabei in
jedem Bereich spezifisch verankert.

Internationalität
„Der neue Studiengang ist ein wichtiger Baustein in der
Internationalisierung der Ingenieurwissenschaften der TU Braunschweig. Zur
Etablierung von strategischen Partnerschaften mit international führenden
Universitäten ist eine wesentliche Voraussetzung, dass wir in den
Zukunftsgebieten unserer Forschung auch Lehre in englischer Sprache
anbieten. So wird ein kontinuierlicher Austausch in Lehre und Forschung
möglich. Das gilt besonders für unseren Forschungsschwerpunkt Mobilität,
in dem seit dem Jahr 2019 der Exzellenzcluster‚ Sustainable and Energy
Efficient Aviation‘ international sichtbar ist“, erläutert Professor Rolf
Radespiel, Leiter des Instituts für Strömungsmechanik.

Voraussetzung: Sprachkenntnisse
Der Studiengang verfolgt ein an der TU Braunschweig neuartiges
Sprachkonzept, das sowohl ausländische als auch deutsche
Studieninteressierte gleichermaßen ansprechen und auf ihr späteres
Berufsleben in einer globalisierten Gesellschaft vorbereiten soll.
Ziel ist es, die Absolventeninnen und Absolventen in die Lage zu
versetzen, in deutscher und englischer Sprache fachspezifische und
fachübergreifende Problemstellungen zu analysieren, nachhaltige
Lösungsansätze zu entwickeln und diese überzeugend in fachlicher und
überfachlicher Hinsicht vertreten zu können. Deshalb werden die
ingenieurswissenschaftlichen Grundlagenveranstaltungen der ersten drei
Semester in beiden Sprachen angeboten. Die Veranstaltungen werden
teilweise separat auf Deutsch und auf Englisch gehalten, teilweise stehen
Videoaufzeichnungen von Vorlesungen in der zweiten Sprache zur Verfügung.
Vertiefte Veranstaltungen zur Nachhaltigkeit sind auf Englisch. Die
internationalen Studierenden müssen Deutschkenntnisse zum Ende des dritten
Semesters nachholen. Die Lehrveranstaltungen der höheren Semester werden
meist in einer der beiden Sprachen angeboten, so dass alle Studierenden
sowohl deutsche als auch englische Lehrveranstaltungen belegen.

Verschiedene Bereiche – ein Ziel
Technologischer Wandel ist für eine nachhaltige und lebenswerte Zukunft
unabdingbar. Die Bereiche der individuellen und kollektiven Mobilität, der
Entwicklung und Herstellung von Produkten sowie der effizienten
Materialumwandlung und Energieversorgung erfordern nachhaltige
Alternativen sowie Methoden und Wissen für deren technische Umsetzung.
Zugleich ist internationales Denken und Handeln der zukünftigen
Ingenieurinnen und Ingenieure notwendig, um effektive und nachhaltige
technische Lösungen in der globalisierten Wirtschaft zu realisieren.
Diesen Anforderungen stellen sich die Studierenden dieses Studiengangs.
Sie können dabei zwischen drei Vertiefungsrichtungen wählen:

Nachhaltige Energie- und Verfahrenstechnik
… befasst sich mit Prozessen der Energie- oder Stoffumwandlung, die unsere
alltägliche Versorgung mit Wärme und Strom sowie mit Produkten wie Zucker,
Zahnpasta oder Medikamenten ermöglichen. Während das Engineering dieser
Prozesse sehr erfolgreich war, um Massenproduktion zu geringen Kosten zu
ermöglichen, erfordert Nachhaltigkeit eine ganzheitliche Optimierung.
Aspekte wie Klimaauswirkungen, Abfall und Verschmutzung, Auswirkungen auf
die Gesellschaft im globalen Maßstab oder schwindende Ressourcen müssen
berücksichtigt werden. Neuartige Ansätze, die von kontinuierlichen
integrierten Produktionsprozessen über biologisch inspirierte Systeme bis
hin zur Miniaturisierung reichen, versprechen die Kombination von
ökonomischen und ökologischen Vorteilen.

Nachhaltige Produktion
Technische Produkte sind komplexe Systeme, die durch den Einsatz von
Energie und Rohstoffen sowie durch die Erzeugung von Emissionen auf die
Umwelt einwirken. Lösungen zur Erreichung einer nachhaltigen Entwicklung
erfordern einen lebenszyklusorientierten Ansatz. Ziel ist es, Kosten und
Erträge zu optimieren sowie Risiken und Umweltauswirkungen über den
gesamten Produktlebenszyklus zu minimieren. Digitale Zwillinge – die
Verbindung der physischen Welt mit digitalen Modellen – bilden einen
Rahmen, um sowohl die Energie- als auch die Materialeffizienz in einem
Produktionsprozess zu bewerten.

Sustainable Mobility
… betrachtet den bodengebundenen Verkehr und den Flugverkehr als
Gesamtsystem. Angesichts eines globalen Anteils von 24 % an den
Kohlendioxid-Emissionen durch auf fossilen Brennstoffen basierende
Verkehrssysteme ist eine neue Balance von technischen, ökonomischen und
ökologischen Überlegungen bei der Gestaltung der zukünftigen
Verkehrsmittel erforderlich. Disruptive Technologien wie "grüner"
Wasserstoff, die Elektrifizierung von Antriebssystemen und Algorithmen des
maschinellen Lernens werden dazu beitragen, diesen Paradigmenwechsel der
Mobilität zu gestalten. Über die Verkehrssimulation und das
Flugzeug-/Fahrzeugdesign hinaus muss die Interaktion der Nutzung von
verschiedenen Verkehrssystemen für eine Wegstrecke in ein nachhaltiges
Mobilitätskonzept einbezogen werden.