Pin It

Wer treibt Klimapolitik voran? Nach dem Gipfel von Glasgow und nach dem
Abschluss des Ampel-Koalitionsvertrages stellt sich diese Frage erneut
dringlich. Oft werden Städte und Stadtstaaten als Klimapioniere gehandelt,
die dort neue Standards setzen, wo nationale Regierungen sich schwertun,
etwa im Verkehrsbereich. Das Leibniz-Institut für Raumbezogene
Sozialforschung (IRS) forscht seit Jahren zur räumlichen Organisation der
Energiewende und zu klimapolitischer Steuerung. In Ausgabe 97 seines
Magazins „IRS aktuell“ berichtet das Institut nun über Ergebnisse seiner
Forschung zur Rolle von Städten in der Klimapolitik. Das Magazin erscheint
online und als Print und ist kostenlos beziehbar.

Das Magazin für raumbezogene Sozialforschung „IRS aktuell“ erscheint zwei-
bis dreimal im Jahr. Es richtet sich an Interessierte in Medien, Planung,
Politik und Öffentlichkeit und informiert über Forschungsergebnisse zur
Raumentwicklung, etwa zur Digitalisierung in ländlichen Räumen oder zu
sozial-räumlicher Polarisierung. Die aktuelle Ausgabe fasst neue
Erkenntnisse zu klimapolitischer Aktivität in Städten zusammen. Dabei
nimmt sie auch die Fragen in den Blick, welche Rolle die Zivilgesellschaft
und Bewegungen wie Fridays4Future spielen, wie unterschiedliche Ebenen -
von europäisch bis lokal - in der Klimapolitik zusammenwirken, und wie
sich Klimaschutz- und Klimaanpassungsaktivitäten in Städten zu denen in
suburbanen und ländlichen Räumen verhalten. Die Beiträge enthalten
Kontaktangaben zu Forschenden und zahlreiche Verweise auf Publikationen
und weitere Online-Angebote. Die Titelbeiträge im Überblick:

Städtische Klimapolitik zwischen alten Industrien und neuen Allianzen

Städte gelten als Pioniere der Klimapolitik. Doch entspricht dieses Image
der Realität, oder trifft es in Wahrheit nur auf wenige, wohlhabende
Metropolen zu? Zwei Forschungsprojekte am IRS haben die klimapolitischen
Aktivitäten von Städten unter die Lupe genommen. Das Ergebnis: Es gibt
viele unterschiedliche Positionierungen, und alte Ungleichgewichte
bestehen fort. Doch gesellschaftlicher Druck hat gerade in den letzten
Jahren fast überall etwas bewegt.

Klimapolitische Steuerung: (Nicht nur) auf die Bundesländer kommt es an

Auf welcher Ebene findet Klimapolitik statt? Sind Städte die Treiber oder
setzen sie nur Vorgaben um, die auf höherer Ebene beschlossen werden?
Tatsächlich wirkt eine Kombination beider Mechanismen – und vieler
weiterer, die zwischen diesen Extrempolen liegen. Neben der EU- und der
Bundesebene sind in Deutschland besonders die Bundesländer einflussreiche
Akteure, die vielfältige – und unterschiedlich ambitionierte – Antworten
auf den Klimawandel finden. Städte stehen klimapolitisch wiederum mit
allen Ebenen, von regional bis europäisch, in Kontakt.

Verkehrswende in Suburbia?

Der Verkehrs- und Logistikbereich ist ein Sorgenkind des Klimaschutzes.
Für eine spürbare Verringerung seiner Treibhausgasemissionen werden neue,
nachhaltige Konzepte benötigt, die über individuelle E-Mobilität
hinausgehen und wirksam Verkehrsströme reduzieren. Solche Konzepte werden
aber bislang hauptsächlich im Kontext städtischer Zentren diskutiert;
suburbane und ländliche Räume werden zu wenig beachtet. Ein Projektverbund
unter Beteiligung des IRS hat deshalb in einem urbanen und einem
suburbanen Quartier vergleichend untersucht, unter welchen Bedingungen
Menschen neuartige Lösungen in Stadtlogistik und Verkehr akzeptieren und
nutzen.

„Es geht um Machtkonflikte, nicht um Stadt-Land-Konflikte“

Die postfossile Transformation erfordert massive Investitionen in
Infrastrukturen und neue Produk­tions­kapazitäten. Oft treffen solche
Investitionsprojekte auf Widerstände. Die so entstehenden Konflikte müssen
im Rahmen von Planungsverfahren bearbeitet werden. Die Soziologin Eva
Eichenauer und der Stadtplaner Manfred Kühn erforschen am IRS – mit
unterschiedlichen Schwerpunkten – Planungskonflikte rund um transformative
Projekte. Im Gespräch mit IRS aktuell diskutieren sie, wie mit Konflikten
produktiv umgegangen werden kann, und welche räumlichen Dimensionen
Planungs­konflikte haben.

Die Online-Ausgabe erscheint am 30. November 2021. Die Printausgabe wird
im Dezember an Abonnenten versandt. Sie kann unter der Mailadresse
kontakt[at]leibniz-irs.de kostenlos bezogen und abonniert werden.