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Mondszene mit den Hauptfiguren Fritz (Andres Esteban, vorne) und Frau Luna (Raya Sarontino, Podest) Foto Roberto Conciatore
Mondszene mit den Hauptfiguren Fritz (Andres Esteban, vorne) und Frau Luna (Raya Sarontino, Podest) Foto Roberto Conciatori

Produktion und Besetzung:
Produktionsleitung und musikalische Gesamtverantwortung: isabelle Ruf – Weber
Inszenierung, Choreografie und Bühne: Björn B. Bugiel
Choreinstudierung und musikalische Assistenz: Achim Glatz
Technik , Licht und Bauten:  Flynn Bolliger, Köstüme: Ariann Gloor
Frisuren und Maske: Hanni Nievergelt, Requisiten: Daniela Bucher Schmidlin

Flora/Frau Luna Raya Sarontino
Fritz Steppke:  Andres Esteban, Lämmermeier:  Stefan Wieland
Pannecke: Jens Olaf Müller, Frau Pusebach Cécile Gschwind
Marie/Jungfrau: Corinne Achermann, Theophil: Andreas Fitze
Ella/Stella: Gianna Lunardi, Egon/Prinz Sternschnuppe: Livio Schmid
Anna/Venus: Gaby Meier –  Felix, Bierkutscher/Mars: Pius Berger

Stenzeichen: Corinne Achermann, Lars Bolliger, Vera Christen, Larissa Deplazes, Cédric Dillier, Colin Dillier, Serge Dillier, Elena Erni, Aline Ghidoni, Urs Heller, Philipp Riedweg, Marion Sidler, Mara Wyder, Nina Wyder
Chor, Ballett und Orchester des Stadttheaters Sursee

Rezension:

Frau Luna Szenenfoto von Roberto Conciatore, FritzeSteppke, Andres Esteban links Andreas Fitze rechts als Theopil
Frau Luna Szenenfoto von Roberto Conciatore, FritzeSteppke, Andres Esteban links Andreas Fitze rechts als Theophil
Mitten auf dem Platz steht eine der typischen, vom gebürtigen Berliner Ernst Theodor Amandus Litfaß „erfundenen“ Säulen, die nach ihm benannt sind, natürlich vollbeklebt mit Plakaten. Auf einem in typischem berlinisch vermerkt: Det Auge det Jesetzes wacht! Links davon richtet Wirtin Anna ihre Terrassentische und Stühle, während Pannecke schon ungeduldig nach einem Bier verlangt, derweil Berliner und Berlinerinnen über den Platz schreiten, vorbeispazieren oder kurz verweilen. Hier streut Regisseur Bugiel schon mal eine kleine Tanzeinlage ein um das Treiben im Berlin der goldenen 1920/30er Jahre noch zu unterstreichen.

Grundlage der Geschichte

Raya Sarontino, auf Erden als als Flora Huschke, mit Gaby Meier Felix, links und Cècile Gschwind, rechts.
Raya Sarontino, auf Erden als als Flora Huschke, mit Gaby Meier Felix, links und Cècile Gschwind, rechts.
Fritz Steppke ist Mechaniker und wohnt zur Untermiete bei der Witwe Pusebach in Berlin. Er ist verlobt mit der Pusebach-Nichte Marie und sehr interessiert an der Fliegerei und an Außerirdischem. Er bastelt einen Ballon für die Mondfahrt. Mit von der Mondpartie sind auch die besten Freunde Lämmermeister und Pannecke. In Handlung und Text erscheint häufig sogenannter Berliner Etagen-Kolorit, bevor sich die Gondel des Steppke-Ballons eines Nachts heimlich in den Berliner Himmel erhebt, Zielrichtung Mond. Da Steppke sich vorher schlafen legt, wird offengelassen, ob die Reise real oder nur im Traum geschieht.

2 Bühnenbilder in 3 Aufzügen und einer Pause

Nach ungefähr der Hälfte des ersten Aktes wird ein zusätzliches Bühnenelement von rechts auf die Bühne geschoben. Es zeigt das Geschehen in der Wohnung der, wie sie sich selbst nennt, möblierten Zimmerwirtin Witwe Pusebach, der Tante von Marie (Mieze) Pusebach und Zimmervermieterin von Fritze Steppke, dem Verlobtem eben dieser Mieze.

Witwe Pusebach (grandiose Cècile Gschwind) besingt mit „O Theophil“ eine amouröse Enttäuschung, die sie immer noch beschäftigt, während ebendieser Theophil, Polizist mit typischer preussischer Pickelhaube, vokal mit „Schenk mir doch ein kleines bisschen Liebe» mit Ella anbandeln will.

Top besetzte Rollen u.a. Raya Sarontino Frau Luna, Göttin des Mondes, Andres Esteban als Fritze Steppke, Wachtmeister Theophil (Andreas Fitze), der selbstverliebte Egon , Prinz Sternschnuppe (Livio Schmid), die klar singende Marie (Corinne Achermann) oder der mondbesessene Lämmermeier (Stefan Wieland, diesmal Bariton nicht Countertenor).

Die Litfaßsäule öffnet sich, die vier Berliner Raumfahrer steigen ein und unter Feuerwerk und Getöse verwandelt sich die Säule in eine Rakete, hebt ab, fliegt in die unendlichen, noch unbekannten Weiten des Weltraums. Die Traumreise, oder die Reise im Traum hat begonnen, der Vorhang schliesst sich.

  1. Akt: Die Mondlandung
Raya Sarontino als Frau Luna
Raya Sarontino als Frau Luna

Nach einer kurzen Ouvertüre hebt sich der Vorhang und – wir sind, zusammen mit den Berlinern, auf dem Mond in einer spektakulären Umgebung, umgeben vom tiefblauen Weltall mit über 1200 funkelnden Sternen, eine halbmondförmige Treppe führt Richtung Unendlichkeit, in die unerforschten Weiten des Universums. Wie es den vier Berlinern bei ihrem Besuch unseres Erdtrabanten ergeht! Man träumt mit, lässt sich mitreissen und anstecken, wird infiziert von diesem „Mondfieber“ der andern Art. Für einmal sind wir die „Aliens“, werden von den Mondbewohnern gemustert, ja neugierig interessiert begafft, begutachtet und eingeordnet. Erstaunlicherweise existiert von jedem Mondfahrer jeweils ein „Alter Ego“ auf dem Erdtrabanten, fast fühlt man sich in vertrauter persönlicher Umgebung. Trotz mehrheitlicher Nichtexistenz dieser Rasse, „menschelet“ es auch hier. Aber anders als zuhause, haben die Bewohner hier keinen regierenden Bürgermeister, wie die Berliner, sondern eine Alleinherrscherin, die Göttin des Mondes „Frau Luna“, die in glamourösem Ambiente, umgeben von illustren Gästen ihre Herrschaft zelebriert. Ganz oben auf der Treppe intoniert Raya Sarontino die Arie Von Sternen umgeben umhüll‘ ich die Welt (Bin Göttin des Mondes – Frau Luna genannt), stimmgewaltig und selbstbewusst. Nebst den anderen Trabanten, wie Venus, Mars usw. sind auch alle Sternzeichen anwesend, was besonders Hobbyastrologe Lämmermeister fasziniert, ein ganzer Hofstaat von Elfen Pagen etc. ist Frau Luna zu Diensten und mit Prinz Sternschnuppe ist auch ein langjähriger Verehrer der Mondgöttin mit seinem Raumschiff angereist, muss aber feststellen, dass seine Angebetete im Moment nur Augen für den „Exoten“ Fritze Steppke hat. Der Mond scheint ein ewiger Vergnügungspark zu sein. Venus, Mars und die Götter der Gestirne geben sich ein Stelldichein bei rauschenden Festen, deren absoluter Höhepunkt die «Milchstrassenparade» ist, bei der alle Sternzeichen die Mondtreppe herabschreiten und in deren Verlauf man auch vernimmt, dass die Zwillinge von der Jungfrau mit dem Wassermann gezeugt wurden!  Prinz Sternschnuppe liebt Frau Luna, doch diese interessiert sich momentan nur für Steppke. Theophil erkennt in Frau Pusebach einen seiner amourösen Fehltritte auf der Erde. Pannecke, mit dem sie eigentlich verbunden ist, bändelt mit Frau Venus an. Theophil liebt Stella und leiht für der Reisenden Rückreise das Sphärenmobil des Prinzen aus, denn deren Ballon ist geplatzt. Nach einigen Turbulenzen findet jeder Topf seinen Deckel, und die Erdbewohner reisen zurück in der Erkenntnis, dass es auf dem Mond auch nicht anders zugeht als in der heimischen Mansardenwohnung.

  1. Akt: Zurück in der Realität, im Berliner Alltag

Wir finden uns wieder im Bühnenbild des ersten Aktes. Etwas verändert hat sich dieser Alltag aber doch. Fritz Steppkes Traum vom Fliegen wird wahr, seine Verlobte Marie verschafft ihm eine Stelle beim ersten Luftschiffkapitän Graf Zeppelin. Es werden die Hochzeitstermine für Pannecke und seine Witwe Pusebach und ebenso für Marie und Fritze Steppke fixiert, ansonsten geht das Berlinerleben seinen üblichen Lauf. Die Berliner feiern das junge Brautpaar, die Musik der freiwilligen Feuerwehr Alexanderplatz spielt dazu auf. Sie alle sind versammelt, inkl. Ihrer Alter Egos vom Mond und atmen wieder die gewohnte „Berliner Luft“, die sie im fulminanten Finale auch besingen.

Fazit:

Die eigentlichen Hauptdarsteller sind die vier Berliner Mondfahrer, nicht die der Revue namensgebende Titelfigur Frau Luna. Eine großartige Leistung aller Beteiligten, ob auf oder hinter der Bühne und im Orchestergraben. Meene Begleitung und ikke waren hell begeestert und haben die Berliner Luft förmlich eingesogen, nicht nur eingeatmet. Mit dieser Inszenierung ist klar, sind die Sorser alles andere als hinter dem Mond zuhause, noch möchte man sie dorthin schiessen und wenn doch, würden sie mit dieser Inszenierung auch dort oben grosse Erfolge feiern.