Pin It
Abschlussfoto vor der Hochschule: der erste Absolventinnenjahrgang des Modulstudiums „Betriebswirtschaft in Gesundheitsberufen.  Foto: Natalie Schalk  Hochschule Coburg
Abschlussfoto vor der Hochschule: der erste Absolventinnenjahrgang des Modulstudiums „Betriebswirtschaft in Gesundheitsberufen. Foto: Natalie Schalk Hochschule Coburg

Wenn Pflegekräfte Studierende werden: Ein Modulstudium von Hochschule
Coburg und REGIOMED-Akademie qualifiziert Krankenschwestern und -pfleger
für Führungsaufgaben im Gesundheitswesen. Die ersten haben diese
Weiterbildung jetzt abgeschlossen.

Im Pflege- und Gesundheitssektor sind Fachkräfte rar. Kliniken suchen
Praktikerinnen und Praktiker, die Potenzial haben, sich zu entwickeln, die
Verantwortung übernehmen können. Laura Weiß ist 25 Jahre alt,
Krankenschwester und stellvertretende Stationsleitung auf der
Neurologischen Intensivstation in der Schön-Klinik Bad Staffelstein. Sie
kommt aus Rattelsdorf im Landkreis Bamberg. Jennifer Andert wohnt in
Michelau im Landkreis Lichtenfels, ist 33, ebenfalls Krankenschwester und
Stationsleiterin der Schlaganfall-Abteilung Stroke Unit mit Früh-Reha am
Klinikum Bamberg. Andert hat knapp 50 Mitarbeitende unter sich, Weiß 32.
Die beiden gehören zu den ersten Pflegekräften, die an der Hochschule
Coburg das Modulstudium „Betriebswirtschaft in Gesundheitsberufen“
absolviert haben. 2019 haben REGIOMED-Akademie und Hochschule eine
Kooperation für eine Weiterbildung gestartet, die nach den Standards der
Deutschen Krankenhausgesellschaft zur Leitung einer Station qualifiziert:
Pflegerische Inhalte vermittelte die REGIOMED-Akademie, Kenntnisse in
Controlling, Personalführung und Organisation bekommen die Studierenden an
der Hochschule.

Bosch, Brose und der Blick in andere Welten

Laura Weiß lacht. „Am Anfang wussten wir gar nicht, ob wir richtig als
Studierende zählen.“ Neuland. Neun Krankenschwestern und ein -pfleger
kamen 2019 an die Hochschule, um neben ihrer Arbeit jeden Monat in einer
Block-Woche zu studieren. Das Modul, das bei Bedarf später auch für ein
volles BWL-Studium angerechnet werden kann, haben sie jetzt abge-
schlossen. Laura Weiß und Jenny Andert werden bei der Abschlussfeier
gemeinsam die Re-de halten. Vorher erzählen sie noch ein bisschen von
ihrer Zeit an der Hochschule – eine in vieler Hinsicht besondere Zeit.
„Als Corona kam, haben wir erst einmal pausiert. Wir wurden an anderer
Stelle gebraucht“, sagt Andert. Die verpassten Vorlesungen wurden hinten
drangehängt, zwischendurch gab’s Online-Unterricht. „Prof. Dr. Hedwig
Schmid hat zum Beispiel Online-Exkursionen vereinbart. Da wurde uns aus
dem Management des Klinikums Regensburg berichtet aber auch aus einer
kleinen Privatklinik – und aus der Industrie. Bei Bosch und Brose läuft’s
doch ganz anders als im Krankenhaus.“ Die Pflegekräfte lernten welche
Möglichkeiten für Personalbeurteilungen es gibt und wie Personalgespräche
geführt werden. Wie reagiere ich, wenn ein Kollege oder eine Kollegin
sagt, irgendetwas sei schon immer so oder so gemacht worden? Wie, wenn
einer unangenehm riecht? Welche Rechte haben Mitarbeitende – und welche
die Vorgesetzten? „Prof. Dr. Uwe Gail hat uns Arbeitsrecht und Strafrecht
an vielen Praxisbeispielen erklärt“, erinnert sich Weiß. Im Zweifel ist
die Pflegedienstleitung die übergeordnete Stelle, aber Stationsleitungen
müssen wissen, was sie regeln können und was im Hintergrund läuft – vom
Management über die Finanzen bis zur Arbeit der Personalabteilung.

Eine Kooperation, die allen Vorteile bringt

Prof. Dr. Felix Weispfenning, Vizepräsident der Hochschule Coburg,
würdigte bei der Abschlussveranstaltung den Mut der Teilnehmenden, die
sich getraut haben, als erster Jahrgang dieses neue Format anzugehen.
Prof. Dr. Michael Hartmann, Leiter der Fakultät für Weiterbildung, freute
sich besonders, dass die erfolgreiche Kooperation weitergeführt wird. Ins
Leben gerufen hatte sie sein Vorgänger Prof. Dr. Roland Hertrich und
seitens der REGIOMED-Akademie Prof. Dr. Dorothea Thieme. Robert Wieland,
Geschäftsführer der bayerischen REGIOMED-Einrichtungen erklärte bei der
Abschlussfeier, dass Personalfindung und -bindung heute für Kliniken
besonders wichtig sei. „Bis 2030 werden deutschlandweit 500.000
Pflegekräfte fehlen und der Fachkräftemangel macht Veränderungen im
Berufsbild nötig.“ Die Weiterbildung ermögliche, selbst Führungskräfte mit
höchstem Engagement und Eigenverantwortung zu entwickeln. Die zweite
Gruppe ist bereits mit 17 Pflegekräften gestartet.