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Im Auftrag der Peter Klöckner-Stiftung, Duisburg, hat Prof. Dr. Heiner Barz, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Abteilung für Bildungsforschung und Bildungsmanagement, eine Evaluation der Schulprojekte des Kulturzentrums Kiebitz in Duisburg Marxloh durchgeführt.

Es wurden forschungspraktisch zwei Instrumente genutzt:

-       Leitfaden-Interviews mit LehrerInnen, WorkshopleiterInnen und SchülerInnen sowie

-       Kurzfragebögen, die von den teilnehmenden SchülerInnen ausgefüllt wurden.

-       Ergänzend wurden Gespräche mit den Verantwortlichen geführt und Materialien gesichtet sowie die Arbeit vor Ort beobachtet.

Herr Prof. Barz kommt zu den folgenden Ergebnissen:

  • Er stellte für alle Personengruppen eine überaus hohe Zufriedenheit, ja Begeisterung für die von Kiebitz kostenlos angebotenen künstlerischen Projektwochen fest.
  • Bei der Auswahl der sehr unterschiedlichen Themen, Arbeitsweisen und KursleiterInnen scheint die Kiebitz-Leitung eine glückliche Hand zu haben – und auf ein Pool an hoch motivierten und in der Arbeit mit SchülerInnen erfahrenen WorkshopleiterInnen zurückgreifen zu können.
  • Die befragten LehrerInnen sehen im Kiebitz-Angebot eine bedeutsame Bereicherung und eine einzigartige Chance, vor allem weil sie häufig an Schulen unterrichten, deren Klientel aus eher bildungsfernen Familien stammt, die selten Zugang zu kulturellen und künstlerischen Angeboten haben.
  • Die Durchführung der Workshops bietet den LehrerInnen zum einen die Gelegenheit, über eine längere Zeit (bei der engen Taktung im Schulalltag erscheinen fünf Tage wie eine halbe Ewigkeit) in einen Schaffens- und Gruppenbildungsprozess einzutreten. Zum anderen haben sie die Möglichkeit, ihre Schüler einmal - ohne selbst aktiv eingreifen zu müssen – in Ruhe beobachten und von einer ganz anderen Seite wahrnehmen zu können.
  • Dem Kiebitz-Team wie den WorkshopleiterInnen wird in jeder Hinsicht ein optimales Zeugnis ausgestellt: Organisatorisches, Atmosphärisches, Pädagogisches, Künstlerisches – alle Belange werden als weitgehend ideal beschrieben. Als Verbesserungsvorschlag wird einzig die Ausweitung des Angebotes formuliert, weil es als schwierig erlebt wird, einen Platz zu bekommen. Die Angebote seien in kürzester Zeit nach Veröffentlichung ausgebucht.
  • Die WorkshopleiterInnen äußern ebenfalls eine große Zufriedenheit in jeder Hinsicht. Auch aufwendigere Materialbeschaffungen für spezielle Produktionen werden vom Kiebitz-Team ermöglicht. Die Räumlichkeiten sind weitgehend ideal, vor allem auch durch den geschützten Außenbereich und die Tatsache, „dass es auch mal dreckig werden“ kann.
  • In der künstlerischen Freiheit – auch für neue Formate und Ideen – erleben die WorkshopleiterInnen eine große Offenheit. Obwohl die Honorarzahlungen z.T. deutlich unter den in der Privatwirtschaft üblichen Margen liegen, empfinden die WorkshopleiterInnen dies nicht als Problem. Die Herausforderung und die Freude an der künstlerischen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen stellt für sie die zentrale Motivation dar.
  • Für die SchülerInnen ermöglicht die konzentrierte Arbeit an künstlerischen Produktionen unter professioneller Anleitung Momente der Selbsterfahrung, des Zusammenwachsens als Gruppe sowie der Selbstbestätigung, wenn trotz Phasen des Misslingens am Ende eine Aufführung oder ein Produkt gelungen ist und sie Anerkennung von MitschülerInnen, Eltern und Lehrern erhalten. Nicht zuletzt ermöglicht die Projektwoche exemplarische Selbstwirksamkeitserfahrungen, die ein Modell für andere Lebensbereiche darstellen können.
  • Ein Großteil der jungen Menschen erlebt bei Kiebitz erstmals eine Begegnung mit Kunst und den Umgang mit professionell künstlerisch arbeitenden Erwachsenen, die eine Autorität nicht Kraft Amt sondern Kraft ihrer Persönlichkeit und ihrer Fachkompetenz besitzen. Auch wenn die SchülerInnen dies selbst nur wenig verbalisieren können, deuten doch viele Indizien da- rauf hin, dass nicht nur die Erinnerung an eine Woche mit viel Spaß und ohne Schule zurückbleibt. Die produktive Kraft von Anstrengung, Geduld, folgerichtig verrichteter Arbeitsabläufe, Teamwork etc. wird immerhin von einzelnen SchülerInnen selbst formuliert – und vor allem von den LehrerInnen intensiv beobachtet.
  • Verbesserungsvorschlage beziehen sich auf die räumliche Ausstattung und das Equipment. Auch werden Optimierungs- und Intensivierungsmöglichkeiten in der Vernetzung mit lokalen Kulturinstitutionen angesprochen (Kooperation mit Stadtbibliothek, Theater, Museum etc.), wodurch eventuell Synergien zu gewinnen und auch weitere Gelegenheiten für Aufführungen und Ausstellungen zu generieren wären.
  • Der wichtigste Verbesserungsvorschlag aller Gesprächspartner indessen war: „Mehr desselben!“

Die Peter Klöckner-Stiftung gratuliert der Kiebitz-Leitung für die hervorragende Arbeit und ausgezeichneten Evaluationsergebnisse.