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Ehrenbürgerurkunde
Ehrenbürgerurkunde

Das „Schaufenster Stadtgeschichte“ präsentiert einmal im Monat ein besonderes Dokument oder Objekt aus den Beständen des Stadtarchivs – Bochumer Zentrum für Stadtgeschichte. Auf diese Weise werden nicht nur historische Ereignisse oder Persönlichkeiten vorgestellt. Das „Schaufenster Stadtgeschichte“ gewährt auch einen Einblick in die bunte Vielfalt der historischen Zeugnisse, die zum kulturellen Erbe Bochums gehören und die im Stadtarchiv – Bochumer Zentrum für Stadtgeschichte verwahrt werden.

 

Den Anfang macht der Ehrenbürgerbrief des Oberbürgermeisters Fritz Graff (1858–1929) von 1925. Die graphische Gestaltung und die Ausführung übernahm Anke Oldenburger von der Werkstatt für Bühnenkunst, Raumgestaltung und Graphik, die Gestaltung des Ledereinbandes Elisabeth Treskow.

 

In Anerkennung seiner Verdienste um die Stadt Bochum verlieh die Stadtverordnetenversammlung dem scheidenden Oberbürgermeister Fritz Graff am 19. Januar 1925 mit dieser aufwändig gestalteten Pergamenturkunde die Ehrenbürgerwürde. Die graphische Gestaltung, die oben links eine idyllische Fachwerkgasse und auf der rechten Seite eine stilisierte, moderne Industrielandschaft zeigt, zeichnet sozusagen in „Leserichtung“ die historische Entwicklung Bochums während der Amtszeit Graffs nach.

 

Fritz Graff, am 3. April 1858 in Hueth im Kreis Rees geboren, kam im Jahre 1891 als junger Assessor zur Stadtverwaltung Bochum. Ab dem 3. März 1900 übernahm er die Amtsgeschäfte des so genannten „Ersten Bürgermeisters“. Damals zählte Bochum rund 65.000 Einwohner und nahm eine rasante Entwicklung als aufstrebende Industriestadt. Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum stellten dabei die Stadtverwaltung vor neue Aufgaben und Herausforderungen. Mit den Eingemeindungen der unmittelbaren Nachbarorte Wiemelhausen, Hamme, Hofstede und Grumme im Jahre 1904 überschritt Bochum die Einwohnerzahl von 100.000. Die Stadt wurde damit zur Großstadt und Fritz Graff zu ihrem ersten Oberbürgermeister.

 

Fritz Graff führte in den 24 Jahren seiner Amtszeit fort, was sein Vorgänger Max Greve schon mit dem städtischen Wasserwerk, dem Elektrizitätswerk und der Gasanstalt begonnen hatte.  Neue Wohnquartiere im Ehrenfeld entstanden, Straßen wurden gebaut, das unzureichende Kanalnetz verbessert. Mit dem Ankauf eines privaten Theaters und dessen Umbau im Jahre 1915, der Gründung eines städtischen Schauspielensembles mit einem Intendanten an der Spitze sowie der Gründung eines eigenen Orchesters, eines Heimatmuseums (dem Vorläufer des heutigen Stadtarchivs – Bochumer Zentrum für Stadtgeschichte) und einer Gemäldegalerie setzte die Stadt neue starke Akzente im Bereich der Kultur. Die lange Amtszeit Graffs, in der mit dem Ende des Kaiserreichs und dem verlorenen Ersten Weltkrieg auch schwere Zeiten fielen, wurde von den Zeitgenossen 1924 insgesamt so positiv wahrgenommen, dass sie in der Verleihung der Ehrenbürgerwürde eine bemerkenswerte Anerkennung  fand. Noch vor seinem Tod am 18. September 1929 in Bochum erfuhr Fritz Graff eine weitere Würdigung, die auch heute noch besteht: 1928 wurde eine Straße, der Graffring, nach ihm benannt.