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Drohnen sind wichtige Helfer u. a. bei der Gefahrenabwehr, im Rahmen von Rettungseinsätzen und zwecks spezieller Transporte.  Florian Schmucker/Pixabay
Drohnen sind wichtige Helfer u. a. bei der Gefahrenabwehr, im Rahmen von Rettungseinsätzen und zwecks spezieller Transporte. Florian Schmucker/Pixabay

Drohnen haben ein großes Anwendungspotenzial und erweisen sich in
Bereichen der Prävention, Sicherheit und Rettung als nützliche Helfer –
Experten der Hamburger Northern Business School diskutieren die
Einsatzfelder.

Drohnen bieten vielfältige Einsatzmöglichkeiten, beispielsweise bei der
Informationsbeschaffung in schwer zugänglichen oder weitflächigen
Einsatzgebieten, in Rettungseinsätzen und im Bereich der öffentlichen
Sicherheit.

Eine Arbeitsgruppe an der Northern Business School (NBS) in Hamburg
beschäftigt sich mit technischen, sicherheitsrelevanten und sozialen
Fragen der Drohnennutzung. Das Institut für unbemannte Systeme (IuS) an
der NBS Hamburg hat durch Umfragen festgestellt, dass in der Bevölkerung
eine Akzeptanz für den zivilen Einsatz von Drohnen durchaus vorhanden ist.
In einem hauseigenen Forschungsprojekt wurde der Beitrag von Drohnen u. a.
bei der Waldbrandfrüherkennung untersucht – ein Beispiel sinnvoller, sehr
hilfreicher ziviler Nutzung, wie Professor Dr.-Ing. Uwe Här vom IuS
unterstreicht. Hierzu werden in mehreren Bundesländern Projekte mit
unterschiedlichen Ansätzen realisiert. Ein Team des Instituts nutzt für
die Waldbrandprävention durch Drohnen auch die neuen Möglichkeiten, die
Künstliche Intelligenz bietet.

Auch Franz Petter, Mitglied der International Emergency Drone Organization
(IEDO), betont den Nutzen des Drohneneinsatzes bei Unfall- und
Katastrophenlagen. Drohnen seien im Zivilen gerade dazu gedacht, Leben zu
schützen und zu retten. So könnten sie bei der Suche nach Vermissten und
in dynamischen Gefahrenlagen bzw. -bereichen, etwa bei Einsturzgefahr,
wertvolle Dienste leisten. Ferner dienten sie der Prüfung von Verkehrs-
und Energieinfrastrukturen. Zu denken sei hier beispielsweise an die
kostengünstige und sichere Inspektion von Brücken und Stromleitungen. In
der Landwirtschaft würden mit ihrer Hilfe eine effizientere Bewässerung
und besserer Pflanzenschutz möglich; in der Logistik biete sich die
Versendung etwa von Gewebeproben förmlich an. Petter macht allerdings auf
regulatorische Probleme aufmerksam: „Die EU hat einheitliche Vorgaben für
den Drohnenflug erlassen, die von den einzelnen Ländern unterschiedlich
und mitunter restriktiver interpretiert werden.“

Bestehende Limitationen sieht Här ebenfalls: „Gegenwärtig ist die zivile
Nutzung von Drohnen insbesondere im urbanen Raum gesetzlich stark
eingeschränkt. Um die vielfältigen Entwicklungen zum Einsatz von Drohnen
durch Unternehmen wirtschaftlich nutzen zu können, ist die Schaffung eines
kontrollierten unteren Luftraums erforderlich.“ Hamburg biete für die
Nutzung von Drohnen eine der europäischen Modellstädte und habe mit dem
Drohnen-Netzwerk „Windrove“ sehr gute Expertise vor Ort. Geplant ist
seitens der Hamburger Schutzpolizei ein Kompetenzzentrum für
Luftsicherheit. „Ein notwendiger Ansatz“, meint Här. Ziel müsse es sein,
so der Mathematiker und Ingenieurwissenschaftler, dass auch beim
Drohneneinsatz eine organisierte Zusammenarbeit der beteiligten Akteure
wachse, ähnlich wie im Straßenverkehr.

Prof. Dr. André Schulz, Professur für Kriminalwissenschaften an der NBS,
erläutert aber auch die Risiken: „Drohnen besitzen ein
Gefährdungspotential, gerade innerhalb bewohnter Gebiete. Neben der Gefahr
von Abstürzen und Verletzungen der Privatsphäre und des Datenschutzes
besteht die viel größere Gefahr, dass Drohnen zu kriminellen Zwecken
genutzt werden.“ Es sei aber alles andere als trivial, Gefährdungsdrohnen
sicher außer Funktion zu setzen. Heute kann man beispielsweise Störsignale
aussenden oder die Kontrolle über die Drohne erlangen und sie zum Landen
zwingen. „Die eine Lösung für alle Szenarien gibt es nicht“, ergänzt
Schulz.

Sein Kollege Prof. Dr. André Röhl, Professor für Sicherheitsmanagement an
der NBS, macht darauf aufmerksam, dass sich die Drohnentechnologie in
einen Wirkverbund aus Robotern, Videosystemen und weiteren
Technologiekomponenten fortentwickele. Daher müssten Fragen des
zuverlässigen Schnittstellenmanagements und des Datenschutzes geklärt
werden. Kritische Einrichtungen, wie etwa ein Krankenhaus, sollten sich
auf eine Gefährdung durch Drohnen vorbereiten. Dies betreffe neben der
organisatorischen Vorkehrung auch bauliche Maßnahmen. Automatisierte,
unbemannte Systeme „bieten für Unternehmen und Behörden dann einen
Mehrwert, wenn damit zusätzliche Informationen verarbeitet werden können –
etwa im Arbeitsschutz, im Klimaschutz oder bezüglich der Optimierung von
Energieverbräuchen“, stellt der Sicherheitswissenschaftler heraus.

Für den Sozial- und Organisationswissenschaftler Prof. Dr. Marcel Schütz,
Professur für Organisation und Management an der NBS, spiegelt die
Diskussion über Drohnen den typischen Verlauf bei der Einführung
neuartiger Technologien wider: „Der Umgang mit den Drohnen ist etwas
ambivalent. Man sieht Nutzen und Risiken. Technologien sind aber nicht aus
sich heraus einfach gefährlich oder ungefährlich, es kommt auf die
Verwendung, die Gewöhnung und die Beherrschbarkeit an.“ Schütz weist
darauf hin, dass mit neuen Transport- und Verkehrstechnologien nach und
nach auch passende Regeln geschaffen würden. Ein Prinzip, das sich in
anderen Verkehrsbereichen ähnlich zeige. Das Besondere sei, dass man
Drohnen relativ unauffällig, schnell, flexibel und wirksam einsetzen
könne. „So ein System bietet für Missbrauch potenziell natürlich günstige
Bedingungen“, sagt Schütz. Es sei wichtig, von politisch-regulatorischer
Seite die Vorteile der Drohnentechnologie zu erkennen und die
Rahmenbedingungen so auszugestalten, dass sie sinnvoll gebraucht werden
kann.