Pin It

Seit über zehn Jahren unterstützt die Klinische Infektiologie am
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden die Arbeit der
Medizinerinnen und Mediziner auf den Stationen und in den Ambulanzen. Als
erstes deutsches Universitätsklinikum gingen die Dresdner 2013 einen
ungewöhnlichen Weg und etablierte neben den Zentralbereichen
Krankenhaushygiene sowie Qualitäts- und Risikomanagement zusätzlich einen
Zentralbereich Klinische Infektiologie unter der Leitung von Dr. Dr. Katja
de With. Die Klinische Infektiologie untersteht direkt dem Medizinischen
Vorstand. Internisten, Mikrobiologen, Apotheker, alle infektiologisch
weitergebildet, gehören zu dem Team.

Erst im November wurde die Arbeit der Klinischen Infektiologie in einem
externen Zertifizierungsprozess der Deutschen Gesellschaft für
Infektiologie (DGI) bewertet und entsprechend ausgezeichnet. Seit
vergangenem Jahr darf sich die Klinische Infektiologie zudem „Zentrum für
Infektiologie (DGI)“ nennen und ist damit eines von 34 DGI-Zentren
deutschlandweit. „Dies zeigt, dass wir mit unserer Entscheidung zur
Fokussierung der Infektiologie einen wichtigen und klugen Schritt gegangen
sind. Die Expertise bietet eine wertvolle Unterstützung bei der Behandlung
von komplex erkrankten Patientinnen und Patienten“, sagt Prof. Michael
Albrecht, Medizinischer Vorstand am Uniklinikum Dresden.

Andreas Herrmann kann auf beiden Beinen stehen, er kann laufen und
wandern. Selbstverständlich ist das nicht. Seine Mobilität verdankt der
68-Jährige dem Team der Klinischen Infektiologie. Vor zwei Jahren gingen
bei ihm die Beschwerden los. Aufgrund einer akuten Infektion hatte er
lange ein steifes Bein, konnte dieses nur bis zu 20 Kilogramm belasten und
war auf Krücken angewiesen. Lange haben behandelnde Expertinnen und
Experten den Ernst der Lage seiner Infektion nicht erkannt. Im April 2022
stellt er sich dann im Universitätsklinikum Dresden vor. Dem Team ist es
durch die Auswahl und hohe Dosierung der Antibiotika gelungen, diese
selten vorkommende Infektion auch im Knochen und Knochenmark zu besiegen.
„Meine Rettung war die aus meiner Sicht sehr enge Zusammenarbeit von
Chirurgie und Infektiologie. Das entscheidende Signal für des Kniegelenk
kam von den Infektiologinnen. Der Tag, an dem sie mir sagten, dass ich
keine Antibiotika mehr brauche, war wunderbar. Selbst die Schwester auf
der Station hat sich mit mir gefreut“, erinnert sich der Senior.
Mittlerweile hat er wieder Urlaub machen können und war in Schweden und
auf Mallorca mit Wanderstöcken unterwegs. Für Andreas Herrmann absolutes
Glück und Lebensqualität.

Der Fall ist exemplarisch für die Arbeit der Klinischen Infektiologie. Die
Infektiologie versteht sich primär als klinisch orientiertes Fachgebiet,
welches sich mit der Diagnostik, Therapie und Prävention von
Infektionserkrankungen befasst. Eine Besonderheit dabei ist ihr
interdisziplinärer Charakter, da Infektionserkrankungen ganz verschieden
sind beziehungsweise alle Organe und Organsysteme betreffen können.
Infektionen kommen somit in allen medizinischen und operativen
Fachgebieten vor. In Abhängigkeit des Erregers besitzen
Infektionskrankheiten darüber hinaus die Fähigkeit, sich in der
Bevölkerung auszubreiten. Sie stellen weltweit eine der häufigsten
Todesursachen dar und Antibiotika gehören aus diesem Grund zu den
meistgebrauchten Arzneimitteln in der Medizin. Eine Folge des intensiven,
aber auch übermäßigen Antibiotikaeinsatzes ist eine zunehmende
Resistenzentwicklung der Erreger gegenüber den aktuell verfügbaren
Substanzen, welche sich besonders im Krankenhausbereich in der Behandlung
von Infektionspatienten und -patientinnen bemerkbar macht. „Ein
fortgebildeter Arzt und ein aufgeklärter Patient fördern den sinnvollen
und wirksamen Einsatz von Antibiotika“, sagt Katja de With, Leiterin der
Klinischen Infektiologie. Sie plädiert für den rationalen Einsatz der
Medikamente und verweist auf die gute Resistenzsituation am Uniklinikum.

„In der Infektiologie geht es darum, individuell und differenziert jeweils
den Leiden der Patientinnen und Patienten auf den Grund zu gehen, richtig
zu diagnostizieren und richtig zu therapieren“, sagt Katja de With. Das
sei in vielen Fällen ähnlich einer akribischen Detektivarbeit: Mitunter
haben es die Mitarbeitenden mit langwierigen, komplizierten,
chronifizierten Krankheitsbildern zu tun. Auch seltene, multiresistente
Erreger gehören zum Alltag. Mittels radiologischer Diagnostik, über Blut-
und serologische Proben sowie Ganzkörperscreenings werden die Patientinnen
und Patienten in der Ambulanz untersucht. „Die Hochschulmedizin bietet
einen großen Erfahrungsschatz und Expertise, auch bei der Beurteilung von
Verläufen – deshalb ist es sinnvoll hier Ambulanzen für Infektiologie zu
etablieren“, sagt die Leiterin. Dabei ist es nicht immer
selbstverständlich, dass es sich um eine Infektion handelt. Mitunter wird
diese auch ausgeschlossen und an andere Fachbereiche verwiesen. „Hier gilt
es sensibel mit den Betroffenen ins Gespräch zu kommen. Viele leiden lange
an ihren Beschwerden und haben kaum Geduld, weiter auf die Diagnose zu
warten.“