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Streikende Arbeiter des Minsker Automobilwerkes, ein gerade aus dem
Gefängnis entlassener Historiker, protestierende Kunst- und
Kulturschaffende – sie und viele andere Zeitzeuginnen und Zeitzeugen
berichten auf der Plattform „Stimmen aus Belarus“ über die Umbrüche, die
sie aktuell in ihrer Heimat erleben. Viadrina-Alumnus Dr. Felix Ackermann
und Viadrina-Wissenschaftlerin Dr. Nina Weller haben die Facebook-Seite
nach der Präsidentschaftswahl in Belarus und den anschließenden Protesten
der Bevölkerung gegründet.

Darauf veröffentlichen sie gemeinsam mit der Übersetzerin Tina Wünschmann
und dem Drehbuchautoren Wanja Müller mehrmals täglich aktuelle Texte.
Nachzulesen sind die Berichte unter www.facebook.com/pg/Belarusstimmen;
rund 950 Nutzerinnen und Nutzer haben das Angebot innerhalb weniger Tage
abonniert.

„Wir möchten Stimmen vermitteln, die sonst in Deutschland nicht gehört
werden“, umreißt die Slawistin und Literaturwissenschaftlerin Dr. Nina
Weller das Anliegen des Projektes. Gemeinsam mit dem Historiker Dr. Felix
Ackermann will sie so ein vielfältiges, authentisches und unmittelbares
Bild der Geschehnisse in Belarus zugänglich machen. Die Bandbreite der
Berichtenden reicht von Kulturschaffenden in der Hauptstadt über
Lehrerinnen, die von Wahlfälschungen in ihrer Schule berichten, über Opfer
der Misshandlungen durch die staatlichen Sicherheitskräfte bis hin zu
streikenden Arbeiterinnen und Arbeitern in staatlichen Großbetrieben.
„Über diese Stimmenvielfalt wollen wir auch einen Einblick geben, wie sich
das Selbstbewusstsein der belarussischen Bevölkerung durch die
solidarischen Proteste gerade verändert“, betont Dr. Nina Weller. Felix
Ackermann fügt hinzu: „Wir finden es wichtig, dass die grundlegenden
Umwälzungen in direkter Nachbarschaft der Europäischen Union unmittelbar
dokumentiert werden.“

Das Kollektiv von „Stimmen aus Belarus“ wird inzwischen von weiteren
ehrenamtlichen Übersetzerinnen und Übersetzern – darunter Viadrina-Alumna
Susana Sophia Koltun – unterstützt. Alle Texte erscheinen auf Deutsch
übersetzt sowie in der Originalsprache, zudem sind stets die Quellen
angegeben. Die Texte können unter Angabe der Quelle frei genutzt werden.

Zu den Personen:
Dr. Nina Weller ist Slawistin und Literaturwissenschaftlerin am Lehrstuhl
für Osteuropäische Literaturen der Europa-Universität Viadrina. Sie lehrt
und forscht zur Erinnerungskultur in Belarus, Russland und der Ukraine.
Aufgrund mehrfacher Aufenthalte in Belarus ist Dr. Nina Weller eng mit
Vertreterinnen und Vertretern des dortigen Kultur- und
Wissenschaftsbetriebes vernetzt.
Weitere Informationen: www.kuwi.europa-
uni.de/de/lehrstuhl/lw/osteuropa/team/projektmitarbeiter/Nina-Weller

Der Historiker Dr. Felix Ackermann ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am
Deutschen Historischen Institut in Warschau. Von 2011 bis 2016 lehrte er
an der European Humanities University in Wilna – einer belarussischen
Hochschule im litauischen Exil. An der Europa-Universität Viadrina hatte
er 2008 über die Geschichte der belarussischen Stadt Grodno promoviert.
Weitere Informationen:
https://www.dhi.waw.pl/institut/personal/wissenschaft/felix-ackermann.html