Pin It

Ein Forschungskonsortium der Freien Universität Berlin, der Universität
Greifswald und der Universität Potsdam hat ein digitales Handbuch mit
Biografien von Männern, Frauen und Kindern veröffentlicht, die am Eisernen
Vorhang ums Leben kamen. In dem zum 30. Jahrestag der deutschen
Wiedervereinigung zugänglich gemachten Handbuch kann online nach den
Biografien und Todesumständen von Opfern des DDR-Grenzregimes an der
innerdeutschen Grenze recherchiert werden. Verzeichnet sind auch
Biographien und Todesumstände von DDR-Flüchtlingen, deren Fluchten an den
Grenzen anderer Ostblockstaaten oder in der Ostsee tragisch gescheitert
sind.

In dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projekt
untersuchte der Forschungsverbund SED-Staat der Freien Universität seit
November 2019 in Kooperation mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern
aus den ehemaligen Ostblockstaaten Grenzzwischenfälle am Eisernen Vorhang,
bei denen DDR-Flüchtlinge und in einigen Fällen Bundesbürger ums Leben
kamen. Das Forschungsteam der Universität Greifswald recherchiert seit
Juli 2019 die in der Ostsee gescheiterten Fluchtversuche, bei denen DDR-
Bürger zu Tode kamen.


Die Ergebnisse der beiden Forschungsteams werden nach und nach in das
Online-Handbuch eingepflegt, das vom 3. Oktober 2020 an mit bereits
vorliegenden Teilergebnissen der Projektforschung im Internet zugänglich
ist. Über Landkartenausschnitte sowie eine Filter- und Volltextsuche kann
online in den Biografien recherchiert werden. „Durch den Landkartenzugang
und die Filterfacetten ist es möglich die regionalen oder Orte der
Zwischenfälle am Eisernen Vorhang aufzusuchen sowie die Herkunft der
Betroffenen und ihre Fluchtwege nachzuvollziehen“, erläutert Dr. Jochen
Staadt Projektleiter im Forschungsverbund SED-Staat. Das Angebot, richte
sich insbesondere an schulische Einrichtungen und regionale Institutionen
der politischen Bildung. Durch das Online-Handbuch sollen zudem Verwandte,
Freunde und weitere Zeitzeuginnen und Zeitzeugen erreicht werden, deren
persönliche Auskünfte zur Ergänzung oder auch zur Berichtigung der
rekonstruierten Biografien beitragen können, wie Jochen Staadt hinzufügte.
In das Handbuch sind Ausschnitte aus bereits geführten
Zeitzeugeninterviews eingefügt. Zu einem späteren Zeitpunkt werden weitere
vom Center für Digitale Systeme (CeDiS) der Freien Universität Berlin
geführte und aufbereitete Interviews in einem digitalen Interviewarchiv
für wissenschaftliche und pädagogische Zwecke nutzbar sein.

Das Biografische Handbuch ist eine sogenannte Open-Encyclopedia-System-
Anwendung (OES), die vom Center für Digitale Systeme der
Universitätsbibliothek an der Freien Universität Berlin entwickelt wurde.
Das OES ist eine standardisierte Open-Source-Plattform, mit der Online-
Enzyklopädien frei zugänglich (Open Access) im Bereich der Geistes- und
Sozialwissenschaften erstellt und veröffentlicht werden können.

Das Biografische Handbuch: https://todesopfer.eiserner-vorhang.de/

Die Internetseiten des Forschungskonsortiums „Eisernen Vorhang – Tödliche
Fluchten und Rechtsbeugung“ sind erreichbar unter: https://www.eiserner-
vorhang.de/projekt/index.html