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Deutschlands finanzieller Beitrag zur globalen Sicherheit innerhalb der
NATO ist höher, als vielfach von US-Präsident Trump kritisiert. Denn
zunehmend verfolgt die NATO und insbesondere ihr Mitglied die USA
geostrategische Ziele nicht mehr nur mit Waffengewalt oder ihrer
Androhung, sondern auch mit Wirtschaftssanktionen. Diese verursachen in
europäischen Ländern und hier vor allem in Deutschland hohe Kosten, in den
USA dagegen kaum.

„Der sogenannte war by other means, also das Nutzen der eigenen globalen
ökonomischen Bedeutung im Kampf gegen politische Gegner, wird vor allem
von den USA zunehmend als Teil einer außenpolitischen Strategie
betrachtet. Daher ist es nur gerechtfertigt, deren ökonomischen Kosten
ebenso als monetären Beitrag zur NATO anzuerkennen wie konventionelle
Verteidigungsausgaben“, sagte IfW-Präsident Gabriel Felbermayr anlässlich
einer heute veröffentlichten IfW-Studie (Chowdhry, Felbermayr, Hinz,
Jacobs, Kamin, Mahlkow: „The Economic Costs of War by Other Means“:
https://www.ifw-kiel.de/index.php?id=15301&L=1).

Demnach steigt Deutschlands finanzieller Beitrag für internationale
Sicherheit und Verteidigung von 1,57 Prozent auf 1,8 Prozent des
Bruttoinlandsprodukts (BIP), wenn man die ökonomischen Kosten der
Wirtschaftssanktionen mit einbezieht. Basis der Berechnung sind die jüngst
von der NATO veröffentlichten Verteidigungsausgaben
(https://www.nato.int/cps/en/natohq/news_178975.htm?selectedLocale=en)
ihrer Mitglieder sowie aktuelle Handelsdaten.

EU-weit steigen so die NATO-Aufwendungen von 1,65 auf 1,89 Prozent des
BIP. Gerade bei osteuropäischen Staaten macht die Einbeziehung von
Sanktionskosten vielfach einen entscheidenden Unterschied dabei, ob der
finanzielle Beitrag unter oder über der Zwei-Prozent-Marke liegt. Diese
Länder sind stark durch die Russlandsanktionen belastet.

In den USA erhöht sich der finanzielle Beitrag von 3,87 Prozent des BIP
auf 3,88 Prozent, sie leiden nur minimal unter den Folgen von
Wirtschaftssanktionen. Dennoch leistet kein Mitgliedsland einen höheren
finanziellen Beitrag. Außerdem haben sie mit knapp 785 Mrd. US-Dollar
unverändert das mit Abstand höchste Verteidigungsbudget aller NATO-
Staaten, die insgesamt rund 1,1 Billionen US-Dollar ausgeben.

Felbermayr: „Durch die Einbeziehung von Sanktionskosten ändert sich das
Bild der finanziellen Leistungsbereitschaft innerhalb der NATO teilweise
entscheidend. Deutschland und die EU bringen nach unseren Berechnungen
einen deutlich größeren finanziellen Beitrag ein, als gemeinhin behauptet,
und liegen nur noch knapp unter der Zwei-Prozent-Marke des BIP. Die Kritik
der USA an unseren Verteidigungsausgaben wird dadurch deutlich
entkräftet.“

Durch NATO-Mitglieder verhängte Wirtschaftssanktionen verursachen pro Jahr
geschätzt einen ökonomischen Schaden unter ihren Mitgliedsstaaten von
knapp 34 Mrd. US-Dollar. Dieser berechnet sich in erster Linie aus den
entgangenen ökonomischen Handelsgewinnen. Dabei ist berücksichtigt, dass
auch der Handel mit nicht sanktionierten Produkten leidet und globale
Lieferketten unterbrochen und neu organisiert werden müssen.

Dieser wirtschaftliche Schaden wird mit 29,5 Mrd. US-Dollar zum Großteil
von den Ländern der EU getragen. Deutschland trägt NATO-weit mit 8,1 Mrd.
US-Dollar die höchsten ökonomischen Kosten, was 0,23 Prozent des BIP
entspricht. Die USA dagegen tragen durch die Sanktionen nur einen relativ
geringen ökonomischen Schaden von 2,6 Mrd. US-Dollar, das sind 0,01
Prozent des BIP.

Im Verhältnis am härtesten durch die Wirtschaftssanktionen wird Litauen
belastet, der Schaden von 0,8 Mrd. US-Dollar entspricht 1,56 Prozent des
BIP. Insgesamt leistet das Land dadurch mit 3,84 Prozent seiner
Wirtschaftsleistung hinter den USA den zweithöchsten Beitrag zu den Zielen
der NATO.

Kiel Policy Brief: Chowdhry, Felbermayr, Hinz, Jacobs, Kamin, Mahlkow:
"The Economic Costs of War by Other Means.": https://www.ifw-
kiel.de/index.php?id=15301&L=1