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Forschende schätzen politische, wirtschaftliche, gesellschaftliche und
kulturelle Hintergründe und Auswirkungen der Wahlen ein.

Am Dienstag, 3. November 2020, wählen die USA ihren 46. Präsidenten. Zu
diesem Anlass werfen Forschende der Universität Bamberg einen genauen
Blick auf aktuelle Ereignisse und langfristige Tendenzen in der US-
amerikanischen Politik, Wirtschaft, Kommunikationskultur und
Kulturgeschichte. Sie fokussieren die politische Polarisierung ebenso wie
gesellschaftliche Protestbewegungen, nehmen die sozioökonomische Situation
des Landes in den Fokus, beschreiben die Beziehung zwischen den
Neokonservativen und Trump oder untersuchen dessen prägenden Einfluss auf
die politische Kommunikation.

Sie geben gerne umfangreichere Auskunft zu folgenden Themen:

Welche Folgen hat die zunehmende ideologische Polarisierung zwischen
Demokraten und Republikanern?
Prof. Dr. Thomas Saalfeld, Inhaber des Lehrstuhls für Vergleichende
Politikwissenschaft:

„Präsident Trump hat dem radikalen Flügel der Republikaner weiter
Aufschwung verliehen. Bei den Demokraten sind es ebenfalls die radikalen
Parteiränder, die trotz eines moderaten Präsidentschaftskandidaten heute
vielerorts den Ton angeben. Kompromissbereite Abgeordnete werden immer
seltener. Das Resultat sind oft Entscheidungsblockaden: Sie führen im
Extremfall dazu, dass wichtige Gesetzesvorhaben, etwa zur Abfederung der
Folgen der Corona-Krise, kaum Erfolgschancen haben. Die Polarisierung
setzt sich in der Gesellschaft fort: Wahlen entscheiden sich vermehrt an
den Rändern. Gelänge es Biden, eine breite Wählerkoalition zwischen
moderaten und radikaleren Kräften auf der Linken zustande zu bringen,
könnte das Trump gefährlich werden.“

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Forschungsschwerpunkte:
- politische Polarisierung
- soziale Ursachen für die Unterstützung von Populisten
- ethno-kulturelle Mobilisierung im Wahlkampf

Wie ist das Wahlverhalten der schwarzen US-Bevölkerung in Zeiten der Black
Lives Matter-Proteste einzuschätzen?
Dr. Georgiana Banita, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Trimberg
Research Academy der Universität Bamberg:

„Afroamerikaner waren schon immer eine äußerst berechenbare Wählergruppe.
Im Jahr der Tötung George Floyds und der weitreichenden Proteste gegen
Polizeigewalt können die Demokraten mit den Stimmen der schwarzen
Bevölkerung durchaus rechnen. Trumps Drohungen, die öffentliche Ordnung
notfalls mit Gewalt wiederherzustellen, zeigt einmal mehr, was seine
Selbstinszenierung als Law & Order-Präsident tatsächlich bewirken soll:
die Repression der nicht-weißen Bevölkerung. Mehr als jede Anstrengung Joe
Bidens und der indisch-jamaikanischen Vizepräsidentschaftskandidatin
Kamala Harris hat der Black Lives Matter-Aufstand bewiesen, dass der
Trumpism endgültig an seine Grenzen gelangt ist.“

E-Mail: georgiana.banita@uni-bamberg.de

Forschungsschwerpunkte:
- amerikanische Wahlkulturen/Kulturgeschichte der US-
Präsidentschaftswahlen
- Streitpunkte im amerikanischen Wahlkampf
- Migration, Polizeikultur und Innere Sicherheit

Welche Rolle spielt die wachsende wirtschaftliche Ungleichheit in den USA
im Wahlkampf und für das Wahlergebnis?
Dr. Christian Proaño, Professor für Volkswirtschaftslehre, insbesondere
Angewandte Wirtschaftsforschung:

„Trump verfolgt eine geschickte Strategie: Er verzerrt die Realität,
glorifiziert die nationale Vergangenheit und verschleiert so strukturelle
Probleme der US-amerikanischen Gesellschaft. Zur ökonomischen Ungleichheit
etwa trägt er selbst mit seiner elitenfördernden Steuerpolitik massiv bei
und macht den Amerikanischen Traum vom sozialen Aufstieg für große Teile
der Bevölkerung unerreichbar. Dass seine rassistisch-populistische Polemik
von den wahren Ursachen dieser Ungerechtigkeit ablenkt und gerade die
Menschen abholt, die sich abgehängt fühlen, ist nicht zu unterschätzen.
Offen bleibt, ob unter Biden eine signifikante Kehrtwende stattfände –
wackelige demokratische Mehrheiten im Senat und seine Positionierung in
der Mitte des politischen Spektrums sprechen dagegen.

E-Mail: christian.proano@uni-bamberg.de

Forschungsschwerpunkte:
- Makroökonomische Theorie
- Geldpolitik
- Einkommensungleichheit

Wie haben sich die Neokonservativen gegenüber Donald Trump positioniert?
Dr. Pascal Fischer, Professor für Anglistische und Amerikanistische
Kulturwissenschaft:

„Die Vielfalt und Veränderlichkeit der politischen Lager in den USA lässt
sich beispielhaft am Verhältnis der Neokonservativen gegenüber Donald
Trump veranschaulichen: Neokonservative Politiker, Journalisten und
Intellektuelle standen Trumps politischen Ambitionen von Anfang an
skeptisch gegenüber. Auf ihre Ablehnung stieß neben seiner unberechenbaren
Persönlichkeit vor allem seine isolationistische außenpolitische Agenda.
Wenngleich Neokonservative die Amtszeit des 45. Präsidenten äußerst
kritisch begleiteten, waren es vor allem seine Entscheidungen in Bezug auf
den Nahen Osten, denen sie Anerkennung entgegenbrachten. Die
neokonservative Position gegenüber der Präsidentenwahl 2020 ist durchaus
ambivalent.“