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Kiel Institut Medieninformation 2021-01 Brexit v02 A 5000x3751 DE
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Großbritannien zählt nach wie vor zu den wichtigsten Handelspartnern jedes
Bundeslandes. Alleine im Verarbeitenden Gewerbe arbeiten rechnerisch
mindestens knapp 190.000 Menschen für den Export auf die Insel, davon
knapp 50.000 in Bayern. Relativ gesehen ist der Export nach Großbritannien
für das Saarland am wichtigsten. Im Branchenvergleich sind in der
Automobilindustrie und dem Maschinenbau die meisten Arbeitsplätze vom
Absatz im Vereinigten Königreich abhängig.

„Vorausgesetzt, dass sich das Brexit-Abkommen auch in der Praxis bewährt,
bietet es für die exportorientierte deutsche Wirtschaft die Chance, die
wirtschaftlichen Verflechtungen mit Großbritannien beizubehalten. Der
große Partner vor der „deutschen Haustür“ muss auch als Nicht-EU-Mitglied
möglichst umfassend in die europäische Arbeitsteilung eingebunden
bleiben“, sagte IfW-Bereichsleiter Klaus Schrader anlässlich einer
aktuellen Analyse (Klaus Schrader, Levke Jessen-Thiesen: „Deutsche
Arbeitsplätze und Brexit: Die Bedeutung des Exports nach Großbritannien
für die Beschäftigung in den deutschen Bundesländern“ https://www.ifw-
kiel.de/de/publikationen/kiel-policy-briefs/2021/deutsche-arbeitsplaetze-
und-brexit-die-bedeutung-des-exports-nach-grossbritannien-fuer-die-
beschaeftigung-in-den-deutschen-bundeslaendern-0/
).

Laut Analyse lassen sich in Deutschland etwa 188.000 Arbeitsplätze im
Verarbeitenden Gewerbe direkt dem Export nach Großbritannien zurechnen.
Ein Großteil davon entfällt auf die großen industriereichen Bundesländer.
In Bayern sind dies fast 48.000 Beschäftigte, in Baden-Württemberg fast
38.000 und in Nordrhein-Westfalen gut 31.000.

Relativ betrachtet sind in kleineren Bundesländern am meisten der
Beschäftigten vom Export ins Vereinigte Königreich abhängig. Am größten
ist die Bedeutung im Saarland mit 5,4 Prozent und in Bremen mit 4,7
Prozent, gefolgt von Bayern mit 3,6 Prozent. Der Bundesdurchschnitt liegt
bei 2,9 Prozent. In Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern sind sowohl
absolut als auch relativ die geringste Anzahl an Industrie-Beschäftigten
auf den Absatz in Großbritannien angewiesen.

„Die Zahlen sind als Untergrenze zu interpretieren, da die dem Export
indirekt zuzurechnende Beschäftigung in den Zulieferindustrien sowie die
exportabhängige Beschäftigung in Kleinunternehmen bei den Berechnungen
nicht berücksichtigt werden kann“, so Schrader.

Autoindustrie und Maschinenbau: fast die Hälfte aller Stellen des UK-
Exports

Im Branchenvergleich hat das Vereinigte Königreich für die Beschäftigten
in der Automobilindustrie und im Maschinenbau die höchste Relevanz. Fast
die Hälfte aller Industrie-Arbeitsplätze, die am Export nach
Großbritannien hängen, sind dort angesiedelt. In der Automobilindustrie
sind es 52.000 Stellen (30 Prozent), im Maschinenbau 31.000 Stellen (18
Prozent).

Schrader: „Es gibt allerdings keinen Automatismus, nach dem entsprechend
zu einem Rückgang des Exports nach Großbritannien auch in gleichem Ausmaß
Stellen verloren gehen. Unternehmen können sich alternative Absatzkanäle
suchen, eine solche Anpassung fällt unter Pandemiebedingungen ebenso wie
in Zeiten einer lahmenden Konjunktur aber natürlich umso schwerer.“

Trotz eines Exportrückgangs in den letzten Jahren zählt Großbritannien in
allen Bundesländern nach wie vor zu den wichtigsten Handelspartnern. Im
Fünfjahres-Zeitraum 2015 bis 2019 exportierte das Saarland 14 Prozent
seiner Ausfuhren ins Vereinigte Königreich, Bremen 8,6 Prozent, Sachsen-
Anhalt 8,1 Prozent. Der Bundesdurchschnitt lag bei 6,7 Prozent.
Schlusslicht war Brandenburg mit 3,3 Prozent.

Kiel Policy Brief: Klaus Schrader, Levke Jessen-Thiesen: „Deutsche
Arbeitsplätze und Brexit: Die Bedeutung des Exports nach Großbritannien
für die Beschäftigung in den deutschen Bundesländern“ (https://www.ifw-
kiel.de/de/publikationen/kiel-policy-briefs/2021/deutsche-arbeitsplaetze-
und-brexit-die-bedeutung-des-exports-nach-grossbritannien-fuer-die-
beschaeftigung-in-den-deutschen-bundeslaendern-0/
)