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Bei der bevorstehenden Bundestagswahl werden wohl mehr als ein Drittel der
deutschen Wählerinnen und Wähler ihre Stimme nicht an der Urne, sondern
per Brief abgeben. Bei der vorangegangenen Wahl 2017 waren es bereits 28,6
Prozent, und der Trend zur Briefwahl könnte sich durch die Corona-Pandemie
weiter verstärken. IT-Sicherheitsexperten des Karlsruher Instituts für
Technologie (KIT) sehen diese Entwicklung kritisch.

„Die Briefwahl ist anfällig für Manipulationen“, konstatiert Professor
Jörn Müller-Quade vom KASTEL — Institut für Informationssicherheit und
Verlässlichkeit am KIT. „Denn es gibt keine Möglichkeit für
Briefwählerinnen und -wähler, nachzuprüfen, ob ihre Stimmen wirklich
ausgezählt wird. Der Prozess muss sehr viel transparenter werden, wenn die
Briefwahl langsam die vorherrschende Form der Stimmabgabe wird“, fordert
der Sicherheitsexperte.

„Natürlich habe ich als Wählerin das Recht, ins Briefwahllokal zu gehen
und dort die Auszählung zu beobachten“, sagt Professorin Melanie Volkamer
von der Forschungsgruppe SECUSO – Security, Usability, Society am KIT.
„Doch wie praktikabel ist das, insbesondere in Zeiten einer Pandemie? Und
was tue ich, wenn meine Stimme dann nicht dabei ist?“ Ein Online-Wahlkanal
biete in dieser Hinsicht viele Vorteile, meint die Expertin. Hier könnten
Wählerinnen und Wähler einfacher sicherstellen, dass ihre elektronische
Stimme rechtzeitig ankomme. Auch lasse sich dank moderner
kryptographischer Verfahren mit unabhängigen Tools überprüfen, dass nicht
nur die eigene, sondern sogar alle Stimmen richtig ausgezählt würden.

Die Forschenden des KIT weisen im Vorfeld der Wahl auch darauf hin, dass
über die Sozialen Medien verbreitete Fake News kaum mehr als solche
identifizierbar sind. „Audio-, Bild-, Video- und sogar Text-Fälschungen
werden demnächst so gut sein, dass weder Menschen noch Algorithmen sie
zuverlässig von echten Quellen unterscheiden können“, nennt Professor
Thorsten Strufe, ebenfalls KASTEL, eine weitere Gefahr für den
Wahlprozess. Helfen könnte bei Social-Media-Posts das Beifügen von
Kontext-Informationen aus zuverlässigen manuellen Quellen. Ansonsten
müssten sich Nutzerinnen und Nutzer mit Anhaltspunkten wie Alter des
Artikels, Vertrauenswürdigkeit von Quelle und Autor behelfen, so der
Experte. „Eine automatische Hilfestellung bei der Erkennung und Erklärung
von Fake-News ist nicht in Reichweite.“ (mex)

Für weitere Informationen stellt die Pressestelle des KIT gerne den
Kontakt zu der Expertin und den Experten her.

Bitte wenden Sie sich an Dr. Felix Mescoli, Tel.: 0721 608-41171,
<Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!> oder an das Sekretariat der Abteilung
Gesamtkommunikation, Tel.: 0721 608-41105, E-Mail an <Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!>.

Im Portal „KIT-Expertinnen und Experten“ finden Sie weitere
Ansprechpersonen zu Highlights der Forschung am KIT und tagesaktuellen
Themen: <www.sek.kit.edu/kit_experten.php>