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TennisSabine Lisicki hat sich einen großen Traum erfüllt: Die Spielerin vom Porsche Team Deutschland erreichte in einem spannenden Tennis-Krimi durch ein hart erkämpftes 6:4, 2:6, 9:7 gegen die Polin Agnieszka Radwanska als erste Deutsche seit Steffi Graf 1999 das Finale von Wimbledon. Die 23-jährige Berlinerin spielt jetzt am Samstag gegen die Französin Marion Bartoli um den Sieg beim berühmtesten Tennisturnier der Welt.

„Ich war so aufgeregt und bin jetzt so glücklich über den Sieg", sagte Sabine Lisicki nach der Nervenschlacht auf dem Centre-Court im Südwesten Londons. „Es gab so viele Aufs und Abs. Das Spiel war unheimlich intensiv. Aber ich habe mit meinem ganzen Herzen gekämpft."

Vor zwei Jahren stand Sabine Lisicki schon einmal im Halbfinale des Rasenklassikers an der Church Road. Damals verlor sie gegen die Porsche-Markenbotschafterin Maria Sharapova aus Russland. Mit Agnieszka Radwanska, die als Nummer 4 der Weltrangliste 20 Plätze vor ihr geführt wird, hatte die wie schon bei ihrem Sensationssieg gegen Serena Williams erneut sehr entschlossen und selbstbewusst auftretende Deutsche anfangs weitaus weniger Probleme. Den ersten Satz gewann sie, nachdem sie ihrer Gegnerin beim Stand von 2:2 den Aufschlag abgenommen hatte. Doch im zweiten Durchgang ging plötzlich nicht mehr viel zusammen. Sabine Lisicki zeigte Nerven und brachte kein einziges ihrer Aufschlagspiele durch – ihre zwei Spielgewinne resultierten aus Breaks.

Der entscheidende dritte Satz war an Spannung nicht zu überbieten. Wieder verlor Sabine Lisicki ihr erstes Aufschlagspiel – die Polin führte 3:0. Doch die Deutsche gab nicht auf und zeigte jetzt wieder den Kampfgeist, mit dem sie schon in der Vergangenheit so manches wichtige Match noch aus dem Feuer gerissen hat. Endlich brachte sie mal wieder ihren Aufschlag durch und holte sich damit das Selbstvertrauen zurück. Die Berlinerin, die in Bradenton/Florida lebt, schaffte den Ausgleich und schlug beim Stand von 5:4 erstmals zum Matchgewinn auf. Doch Agnieszka Radwanska, die vor einem Jahr im Halbfinale gegen Angelique Kerber vom Porsche Team Deutschland gewonnen hatte, glich aus und ging – im Entscheidungssatz gibt es in Wimbledon keinen Tiebreak – ihrerseits zwei Mal mit einem Spielgewinn in Führung. Das entscheidende Break gelang Sabine Lisicki zum 8:7. Danach hatte sie drei Matchbälle. Den ersten konnte ihre starke Gegnerin noch abwehren, mit dem zweiten machte die Spielerin vom Porsche Team Deutschland nach 2:18 Stunden ihr erstes Grand-Slam-Finale perfekt. Die Zuschauer belohnten sie mit Standing Ovations für ihre grandiose Leistung.

„Ich bin vom Publikum getragen worden. Es ist so schön, hier zu spielen", sagte Sabine Lisicki, die nach dem bislang größten Erfolg ihrer Karriere vor Glück weinend auf der Bank saß. Doch nicht nur die Fans hatten die sympathische Berlinerin schon lange vor dem Halbfinale in ihr Herz geschlossen. Auch die britische Presse ist dem Charme der blonden Deutschen erlegen. „Sabine Lisicki ist der Darling der Fans", stellte „The Independent" fest, und der „Daily Mirror" schrieb: „Ihr Lächeln macht dieses Turnier noch schöner." Die Experten trauen ihr in diesem Jahr den ganz großen Coup zu. Die Amerikanerin Tracy Austin, vierfache Gewinnerin des Porsche Tennis Grand Prix und inzwischen Kommentatorin beim Sportsender ESPN, ist überzeugt: „Sabine hat die Reife und Abgeklärtheit, um diesen Weg zu Ende zu gehen."

Ihre Finalgegnerin am Samstag ist Marion Bartoli. Die Französin, aktuell die Nummer 15 der Weltrangliste, stand bereits 2007 im Endspiel von Wimbledon. Bisher haben sie vier Mal gegeneinander gespielt – drei dieser Begegnungen hat Sabine Lisicki gewonnen. Doch so weit wollte sie in der Stunde ihres großen Triumphs nicht denken. „Ich genieße heute den Moment", sagte sie, „und ab morgen konzentriere ich mich aufs Finale."

(wts) / Bild: Rainer Sturm / pixelio.de