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Statement – Asyl und Migration: Die EU muss attraktivere Angebote machen

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Matthias Lücke (https://www.ifw-kiel.de/de/experten/ifw/matthias-luecke/),
Koordinator des MEDAM-Projekts zu Asyl und Migration und Senior Researcher
am Kieler Institut für Weltwirtschaft, sagt anlässlich der informellen
Videokonferenz der Ministerinnen und Minister der EU-Mitgliedstaaten für
auswärtige Angelegenheiten und für Inneres über Migrationspolitik:

„Die EU kann mit ihren Forderungen an Drittstaaten im Bereich Migration
nur erfolgreich sein, wenn sie ihnen attraktive Angebote macht. Damit
Herkunfts- und Transitländer die irreguläre Migration unterbinden, muss
die EU ihnen in anderen Bereichen entgegenkommen: wesentliche
Erleichterungen beim Reisen in die EU – bis hin zu Visaliberalisierung –
und mehr legale Wege zu Ausbildung, Studium und Arbeit in der EU.

Die EU-Mitgliedstaaten sind sich einig, dass die Herkunfts- und
Transitländer mehr tun sollen, um die irreguläre Migration nach Europa zu
verhindern. Auch sollen sie ihre Staatsangehörigen zurücknehmen, wenn
diese nicht in Europa bleiben dürfen. Nun spricht nichts dagegen, dass die
verschiedenen Ressorts in der Europäischen Kommission und den
Mitgliedstaaten diese Forderungen künftig mit einer Stimme vertreten
wollen. Doch für eine erfolgreiche Zusammenarbeit muss die EU-Seite
anerkennen, dass sie mit ihren Forderungen die Partnerländer vor große
ökonomische und politische Herausforderungen stellt. Weniger irreguläre
Migration bedeutet weniger Rücküberweisungen von Ausgewanderten an ihre
Heimatländer und dort mehr Armut. Und keine Regierung in den
Herkunftsländern gewinnt Unterstützung in ihrer Wählerschaft, indem sie
die Auswanderung ihrer Staatsangehörigen behindert oder deren Abschiebung
aus dem Ausland fördert.

Die EU-Seite kann daher mit ihren Forderungen nur erfolgreich sein, wenn
sie in wirklich umfassende und ausgewogene Partnerschaften investiert.
Unsere Erfahrungen mit den Westbalkanstaaten zeigen, dass die irreguläre
Migration in die EU in enger Zusammenarbeit mit den Partnerländern
verringert werden kann.“

Weiterführende Informationen zum Projekt "Mercator Dialogue on Asylum and
Migration (MEDAM)": https://www.medam-migration.eu/de/.