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Die Marmorierte Baumwanze Halyomorpha halys wurde über das Portal bereits an zwei Stellen in Hamburg gemeldet.  Dr. Martin Husemann  LIB Hamburg, M. Husemann
Die Marmorierte Baumwanze Halyomorpha halys wurde über das Portal bereits an zwei Stellen in Hamburg gemeldet. Dr. Martin Husemann LIB Hamburg, M. Husemann

Immer mehr gebietsfremde Insekten, Fische oder Vögel lassen sich
langfristig in und um Hamburg nieder. Das Fundstellenportal www.neobiota-
hamburg.de für Hamburg und Umgebung, das über gebietsfremde sowie invasive
Arten informiert, erhält weitere Zuschüsse und wird ausgebaut. Auf dem
Portal können Bürgerinnen und Bürgern Funde direkt melden.Mit den
zusätzlichen Geldern sollen die Inhalte noch besser mit den behördlichen
Datenbanken vernetzt und noch einfacher für Nutzerinnen und Nutzer
zugänglich gemacht werden. Von der Beteiligung von Bürgerinnen und Bürger
konnte die Forschung am Leibniz-Institut zur Analyse des
Biodiversitätswandels (LIB) bereits profitieren.

Bürgerwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler, die sich an dem Projekt
beteiligen, haben bereits mehr als 500 Funde im Portal gemeldet.  Es
konnte so sogar eine noch bis dato unbekannte Art für Hamburg nachgewiesen
werden.

Weitere Partner sind die Hamburger Behörde für Umwelt, Klima, Energie und
Agrarwirtschaft (BUKEA), die Universität Hamburg sowie die BürgerStiftung
Hamburg, die das Portal im Rahmen des Themenfonds „NATUR erleben –
verstehen – schützen“ fördert.

Wirtschaftssenator Michael Westhagemann: „Die Wirtschaftsbehörde
unterstützt den Aufbau des Neobiota-Portals finanziell und inhaltlich
durch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der
Pflanzengesundheitskontrolle am Großmarkt. Die Bestimmung invasiver Arten
ist insbesondere für die Sicherheit unserer Flora und Fauna wichtig,
täglich werden unsere Pflanzen und Pflanzenerzeugnisse durch
Kontrolleurinnen und Kontrolleure untersucht und bei Befall EU-weit
gemeldet. Nun besteht auch die Möglichkeit für alle Hamburgerinnen und
Hamburger gebietsfremde Arten in das Portal einzugeben. Ein tolles
Projekt!“

Umweltsenator Jens Kerstan: „Das Interesse an dem neuen Portal in der
Öffentlichkeit ist groß. Ich freue mich sehr darüber, dass etwa 1.000
Besucherinnen und Besucher monatlich auf das Neobiota-Portal zugreifen und
sich informieren. Hier sind zahlreiche Arten beschrieben und mithilfe
einer Karte wird dargestellt, wo sie bereits entdeckt wurden. Das Portal
hilft dabei, bereits bekannte gebietsfremde Arten zu identifizieren. Eine
wunderbare Hilfe für die vielen Hamburger Bürgerwissenschaftlerinnen und
-wissenschaftler.“

Das Fundstellenportal und die Seite des „AHlert -Nord“-Monitoring-
Programms der Umweltbehörde für Imkerinnen und Imker sind offenbar
besonders beliebt. Im Rahmen des Monitorings in Kooperation mit den
Ländern Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern
kontrollierten in diesem Jahr  53 Imkerinnen und Imker ihre Bienenstöcke
auf Anflüge der Asiatischen Hornisse und meldeten über das Portal Ihre
Beobachtungen. Darüber hinaus finden sich auch Informationen auf der
Website.

Initiiert wurde das Projekt von einem Team um Dr. Martin Husemann, Leiter
der Sektion Hemimetabole und Hymenoptera am Standort Hamburg des LIB: „Je
mehr Menschen sich beteiligen, desto vollständiger zeichnet sich auf der
virtuellen Karte ab, wo in Hamburg gebietsfremde Arten zu finden sind.
Zudem können wir durch die Meldungen Ausbreitungen nachvollziehen und
Früherkennung neuer Arten leisten.“ Das helfe dabei, die heimische
Biodiversität genauer zu verstehen, Bedrohungen zu identifizieren und
langfristig das Ökosystem in Hamburg besser zu schützen. Zudem sei
denkbar, dass das Angebot künftig auch über die Region hinaus genutzt
werden könne.

Dass das Portal funktioniert und angenommen wird, zeigt auch der
Erstnachweis der Marmorierten Baumwanze Halyomorpha halys, die über das
Portal bereits an zwei Stellen in Hamburg gemeldet wurde. Die ursprünglich
aus Asien stammende Art ist im Süden Europas mittlerweile ein gefürchteter
Schädling im Obstanbau und hat sich auch im Süden Deutschlands bereits
fest etabliert – auch wenn sie hier bisher weniger Schaden anrichtet. Aus
diesem Grund ist es wichtig, die Verbreitung der Art weiter zu verfolgen
und hiermit speziell zur Meldung dieser Art aufzurufen.

Auch die Asiatische Hornisse Vespa velutina kommt weiterhin in Hamburg
vor. Bisher wurde in diesem Jahr nur ein Volk nachgewiesen – demnach
weniger als im letzten Jahr. Das verringerte Vorkommen ist vermutlich,
neben dem kalten Winter, auch das Resultat der gezielten
Bekämpfungsmaßnahmen, die auch durch die Meldungen über das Portal möglich
geworden sind. Um die Art weiter einzudämmen, ist die Umweltbehörde auch
auf Meldungen aus der Bevölkerung angewiesen: Vor allem jetzt im Herbst wo
die Blätter fallen, sind die Nester, die oft hoch in den Baumkronen sind,
besser zu finden.