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Bisher kein schöner Anblick, aber man kann etwas daraus machen  Foto: Bojan Sabev
Bisher kein schöner Anblick, aber man kann etwas daraus machen Foto: Bojan Sabev

Die Gemeinden am Ammersee kämpfen schon längere Zeit mit Laden-Leerstand.
Studierende der Hochschule München haben sich im Rahmen eines Lehrprojekts
mit dieser Herausforderung auseinandergesetzt und Ideen für ein
Leerstandsmanagement entwickelt.

Im Rahmen des Semestermoduls „Real Projects – Circular Society“ haben sich
fünf Studierende aus unterschiedlichen Fakultäten zusammengefunden, um
positive Veränderungen anzustoßen. Das Team setzte sich zusammen aus
Studierenden des Bauingenieurwesens, der Betriebswirtschaft, des Tourismus
und aus dem Studienfach Soziale Innovation, sodass sie die Thematik aus
vielfältigen Blickwinkeln betrachteten. Ansprechpartner vor Ort war die
Lokale Aktionsgruppe Ammersee e.V. (LAG), die lokales Wissen einbrachte
und Kontakte herstellte.

Raum nutzen, Gemeinden stärken
„Eine Gemeinde ist ein aktiver Organismus, der seine Umgebung zum Besten
nutzen möchte“, war der Ansatz der Studierenden zur Dringlichkeit des
Themas Leerstand. Wenn leerstehende Räume aktiv genutzt werden, kann das
zum Erhalt der Gemeinden und vor allem der Kultur vor Ort beitragen. Das
ermöglicht eine gemeinsame Identität und verbindet Menschen mit ihrer
Region oder Gemeinde. Entsprechend ihres angewandten Ansatzes führten die
Studierenden bei den Bürgern der Region eine Umfrage durch, nahmen Kontakt
zur Politik auf und machten sich vor Ort ein Bild der Situation.

Wie Leerstand nutzen?
Aus Sicht der Bürger besteht dringender Handlungsbedarf: 72,6 Prozent der
Befragten sehen die Veränderungen in ihren Gemeinden eher negativ in Bezug
auf bezahlbaren Wohnraum, Läden und Handwerksbetriebe im Ort. Viele hätten
gerne mehr Raum für Kultur, soziale Projekte, temporäre Läden oder einen
Markt für lokale Produkte. Immerhin gut ein Drittel der Befragten kann
sich mit dem Konzept von öffentlichen Werkstätten anfreunden.

Mit Workshops und Leerstandsplattform zu Ergebnissen
Die Studierenden kommen zu dem Entschluss, dass ein regelmäßig
stattfindender Workshop mit Bürgern und Bürgermeistern sicherstellen
sollte, den Leerstand und die Gemeinde so zu gestalten, wie es sich die
Bevölkerung vorstellt.
Bei der vorgeschlagenen Methode „World Café“ wird ein Dialog aller
Stakeholder der Region gefördert. Dies ist eine bewährte Alternative zu
herkömmlichen Konferenzen, weil sie den Austausch zwischen den Teilnehmern
fördert. Es entstehen Kleingruppen, die sich wie in einem Café platzieren
und eigenständig neue Ideen und Perspektiven erarbeiten. Gerade bei dem
Thema Leerstand in der Region ist es wichtig, dass sich möglichst viele
verschiedene Personen vernetzen, austauschen und so neue, kreative und von
der Bevölkerung wirklich gewünschte Ideen entstehen können.

Nach einer Ausstellung und einer gemeinsamen Diskussion der Ergebnisse
sollen die Teilnehmer dann auf den zweiten Teil des Lösungsansatzes der
Studierenden hingewiesen werden: die Lehrstandsplattform. Mit diesem
Online-Tool können gemeindeübergreifend Leerstände aufgezeigt und
verwaltet werden. Anbieter und Nachfragende vernetzen sich und nehmen dann
leichter aktiv an der Gemeindegestaltung teil. Ob aus leerstehenden
Gebäuden „Begegnungsstätten für Jung und Alt“ oder „Gastronomie und
Gewerbe“ oder etwas völlig anderes entsteht, zeigt die Zukunft. Auf jeden
Fall sind die akademischen Verantwortlichen der HM von diesem Ansatz
überzeugt: Die Projektarbeit erhielt eine glatte 1,0. Durch Corona und die
Semesterferien wurde das Projekt zwar ausgebremst, aber das Projektteam
ist mit der LAG noch in Verbindung, um das Projekt weiterzuverfolgen und
den Workshop mit allen Beteiligten umzusetzen.