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Sebastian Eck mit Liederbuch Halleluja, Miriam Niekämper mit PANINI-Sammelbild der Goldenen Madonna, Florian Bock mit Dialogkreuz, Lea Torwesten mit „Geiz ist gottlos!“-T-Shirt (von links)  Michael Schwettmann
Sebastian Eck mit Liederbuch Halleluja, Miriam Niekämper mit PANINI-Sammelbild der Goldenen Madonna, Florian Bock mit Dialogkreuz, Lea Torwesten mit „Geiz ist gottlos!“-T-Shirt (von links) Michael Schwettmann

Aus verschiedenen Blickwinkeln beschreiben 29 Autorinnen und Autoren aus
unterschiedlichen Fachrichtungen die Geschichte des Bistums Essen: anhand
von Gegenständen, vom kleinen RuhrWort-Kugelschreiber bis zur Nikolaus-
Groß-Kapelle.

„Mit dem Buch möchten wir zeigen, dass es nicht die eine allgemeingültige
Geschichte gibt, sondern dass diese immer vom Betrachter abhängt“, erklärt
Prof. Dr. Florian Bock, der gemeinsam mit Miriam Niekämper und Lea
Torwesten von der Katholisch-Theologischen Fakultät der Ruhr-Universität
Bochum sowie Dr. Sebastian Eck, Kustos an der Universität Duisburg-Essen,
das Buch „Geschichte(n) des Bistums Essen in 30 Objekten“ herausgegeben
hat. Es ist Mitte Oktober 2021 im Aschendorff Verlag erschienen.

Das wissenschaftlich fundierte Werk verbindet Objektgeschichte(n) mit der
Bistumsgeschichte und richtet sich sowohl an Fachleute als auch an
interessierte Laien. „Es ist uns wichtig, dass sich Besucher und Gläubige,
die ihr Christsein hier im Bistum leben, in dem Buch wiederfinden“,
erläutert Florian Bock. Dazu soll auch die Vielfalt der ausgewählten
Objekte beitragen.

So finden sich im Buch unter anderem Alltagsgegenstände wie das PANINI-
Sammelbild der Goldenen Madonna, aber auch Symbole für das (christliche)
Zusammenleben und Zusammenhalten, wie die Jubiläums-Grubenlampe der
„Gemeinsamen Sozialarbeit der Konfessionen im Bergbau“ und das
Dialogkreuz: ein Metallkreuz, das als Symbol häufig im Zentrum wichtiger
Zusammenkünfte zur Entwicklung des Bistums Essen stand und steht.

Aus einer ganz besonderen Werbeaktion für die Weihnachtskollekte stammt
das „Geiz ist gottlos!“-T-Shirt des Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat. Es
sollte auch jüngere Menschen zum Spenden motivieren. Über die Grenzen des
Bistums Essen hinaus, das Teile des Ruhrgebiets und des Sauerlands
gleichermaßen umfasst, war und ist das Liederbuch Halleluja beliebt. Sein
Inhalt war speziell an die Bedürfnisse der Gemeindemitglieder angepasst
worden.

„Wir haben uns sehr viel Mühe beim Aussuchen der Objekte gegeben“, sagt
Lea Torwesten. Trotzdem zeigen diese natürlich nur einen kleinen
Ausschnitt der Geschichte(n). „Deshalb laden wir die Leser ein, uns
Erzählungen über Objekte aus der Diözese aus ihrer eigenen Perspektive zu
schicken“, erklärt Florian Bock.

Diese sollen dann auf einer extra dafür eingerichteten interaktiven
Sammelplattform veröffentlicht werden, auf der die Möglichkeit besteht,
sowohl Objektbeschreibungen als auch Fotos hochzuladen und sich anzusehen.
„Dass es nach dem Buch noch weitergeht, entspricht unserem Verständnis,
dass Geschichte zur Zukunft hin offen ist“, erklärt Sebastian Eck.

Eine Besonderheit des Schriftstückes ist sein Aufbau, wie Lea Torwesten
erklärt: „Man kann das Buch nicht nur von vorne nach hinten lesen. Jedes
beschriebene Objekt steht mit mindestens einem anderen Objekt in
Verbindung“. Diese Verbindungen stehen als Verweise im Buch. „Unsere
Verweisstruktur funktioniert wie ein zweites Inhaltsverzeichnis, das den
Leser an die Hand nimmt und mit ihm von einem Objekt zum anderen springt“,
verdeutlicht Sebastian Eck.

Was macht das Bistum Essen so besonders? Und wodurch wird es im Innersten
zusammengehalten? Diese zentralen Fragen werden von den Autorinnen und
Autoren, die aus allen Teilen des Ruhrgebietes stammen und unter denen
sich Medienschaffende, Museumspädagogen und Mitarbeitende der Diözese
befinden, sehr vielschichtig beantwortet. Eine Besonderheit nennt Miriam
Niekämper: „Schon vor der Gründung des Bistums und auch später haben sich
viele Laien in Verbänden oder Orden sehr stark sozial engagiert.“

Sebastian Eck ergänzt: „Der Katholizismus im Bistum Essen ist allein
aufgrund seiner Entstehungsgeschichte und der gesellschaftlichen Situation
hier im Ruhrgebiet von Anfang an sehr plural. Die Menschen der
unterschiedlichen Konfessionen haben sehr eng nebeneinander gewohnt und
auch in der Sozialarbeit miteinander kooperiert.“ Zudem ist das Ruhrbistum
aus drei verschiedenen Diözesen zusammengesetzt. Diese Vielfältigkeit, die
das Bistum ausmache, spiegele sich auch in der Auswahl der Objekte und
Autoren wider.

„In diesem Bistum sind Dinge viel früher und moderner gelaufen als
woanders. Das hier war immer eine Reformdiözese, ein Experimentierfeld“,
erklärt Florian Bock. So könne man auch das Zusammenleben der
evangelischen und katholischen Christen an der Ruhr bezeichnen. „Wichtig
für das 21. Jahrhundert ist, dass die Solidarität, die als christlicher
Wert vielleicht auch als besonderes Merkmal für den Katholizismus an der
Ruhr steht, weiter fortgeführt wird – auch wenn wir immer weniger Christen
und Christinnen werden“, betont Florian Bock.