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Pro-Kopf-Ausgaben für Forschung und Entwicklung in Deutschland  Zuse-Gemeinschaft
Pro-Kopf-Ausgaben für Forschung und Entwicklung in Deutschland Zuse-Gemeinschaft

Die Koalitionäre in spe von SPD, Grünen und FDP
haben das Ziel bekräftigt, den Anteil von Forschung und Entwicklung (FuE)
am Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Deutschland auf 3,5 Prozent zu steigern,
gegenüber aktuell rund 3,2 Prozent. Im EU-Ranking steht Deutschland damit
schon heute gut da. Doch wie sieht es mit den Forschungsausgaben innerhalb
Deutschlands aus? Hier gibt es enorme Unterschiede zwischen den Regionen
und auch innerhalb von Bundesländern, wie die neue Infografik der Zuse-
Gemeinschaft zu den FuE-Pro-Kopf-Ausgaben in Deutschland zeigt.

Die regionalen Unterschiede bei den FuE-Ausgaben sind immens. Dicht hinter
dem Regierungsbezirk Stuttgart mit Pro-Kopf-Ausgaben für Forschung und
Entwicklung von knapp 4.000 Euro pro Jahr liegt die Statistische Region
Braunschweig - Heimat des Volkwagen-Stammwerks in Wolfsburg - mit FuE-
Ausgaben von mehr als 3.900 Euro. Die beiden Regionen bringen es bei den
Pro-Kopf-Aufwendungen für FuE damit auf jeweils etwa das Dreifache des
Bundesmittels von 1.325 Euro. Es handelt sich um die jüngsten verfügbaren
Daten, die die Zuse-Gemeinschaft auf Basis von Angaben des Statistischen
Bundesamtes für 2019 ermittelt hat. Am anderen Ende der Skala liegen
Regionen in Nord- und Ostdeutschland mit Werten im niedrigen bis mittleren
dreistelligen Bereich.

Auch wirtschaftlich relativ starke Gebiete wie z.B. die Statistische
Region Hannover - der ehemalige Regierungsbezirk um die Landeshauptstadt -
oder die Region Unterfranken liegen mit Werten von rd. 947 Euro bzw. rd.
1.200 Euro pro Kopf unter dem Bundesdurchschnitt bei den FuE-Ausgaben.
Gleichzeitig sind jedoch z.B. diese beiden Regionen von
Innovationsförderung aus dem erfolgreichen Programm INNO-KOM des
Bundeswirtschaftsministeriums ausgeschlossen. Der Grund: Der Zugang zu
INNO-KOM ist an die Struktur-förderkulisse der Gemeinschaftsaufgabe
Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur (GRW) gekoppelt. „Diese
Kopplung von INNO-KOM an die GRW-Förderkulisse ist nicht zielführend, denn
sie ist ein Hindernis für die dringend notwendige verstärkte Teilhabe des
Mittelstandes am Innovationsgeschehen in Deutschland. Gemeinnützige
Forschung für die Industrie muss bundesweit gefördert werden können“,
fordert Jansen.

Bestätigt sieht sich die Zuse-Gemeinschaft mit ihrem Vorschlag durch Daten
zu den Kooperationen der Institute. „Mehr als 70 Prozent der
Kooperationspart-ner unserer Mitglieder sind in Regionen außerhalb des
Institutssitzes angesiedelt. Das zeigt: Forschungstransfer für den
Mittelstand gelingt überregional“, erklärt Jansen. Mit Blick auf die Ziele
der künftigen Bundesregierung mahnt Jansen: „Eine Steigerung der
staatlichen FuE-Ausgaben darf nicht Selbstzweck sein. Vielmehr muss der
gelingende Transfer von Innovationen in Wirtschaft und Gesellschaft der
Gradmesser sein. Wir brauchen daher mehr transferorientierte staatliche
Förderung seitens des Bundes. Die neue Bundesregierung muss hier handeln.“

In der Regionalstatistik zu bedenken sind allerdings statistische
Unsicherheiten, so bei der Verbuchung der FuE-Ausgaben von
Großunternehmen.dominieren Forschung und Entwicklung in der deutschen
Wirtschaft traditionell, etwa die Forschungsarbeit von Großunternehmen aus
der Autoindustrie. Gemeldet werden Forschungs- und Entwicklungskosten
häufig dort, wo der jeweilige Sitz der Gesellschaft ist. Andere Standorte
und deren Regionen werden in der Statistik dann entsprechend
unterrepräsentiert.