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Die Hochschule Biberach (HBC) stärkt die Bioökonomie in der Lehre und
verbindet die Nachhaltigkeitsausrichtung mit dem Bau. Zum Wintersemester
hat die Hochschule erstmals eine Professur für „Bioökonomie und
Zirkulärwirtschaft“ besetzt. Damit will die HBC den
Nachhaltigkeitsgedanken in der Lehre stärken und Potenziale der
Bauwirtschaft für positive Beiträge für den Klimaschutz ausschöpfen. Denn:
dem Bausektor werden knapp 40 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen
zugeschrieben. Über den Holzbau lässt sich hingegen sogar ein positiver
Klimaeffekt erzielen. Wissenschaftliche Studien sehen daher große
Potenziale der Bauwirtschaft als „Kohlenstoffsenke“.

Die Professur ist an der Fakultät für Bauingenieurwesen und
Projektmanagement angesiedelt. Den Ruf erhielt Dr. Jan Grossarth, der sich
seit vielen Jahren mit dem Themenfeld der Nachhaltigkeitspolitik befasst.
Der Wissenschaftsjournalist und Autor arbeitete als leitender Redakteur
für die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ zu Fragestellungen der
Bioökonomie. Zuletzt war er als Stabstellenleiter im
Bundesagrarministerium inhaltlich etwa mit der Ackerbaustrategie der
Bundesregierung befasst. Er verfasste Bücher und wissenschaftliche
Beiträge zu Fragen nachhaltiger Innovation der Agrar- und
Ernährungswirtschaft. Eine konsequente zirkuläre Ausrichtung der
landwirtschaftlichen Stoffströme ist auch der Leitfaden des 2019 von ihm
herausgegebenen Bandes „Future Food. Die Zukunft der Welternährung“. Die
Land- und Forstwirtschaft ist die wichtigste Ressourcenbasis der
Bioökonomie. Aber auch die Nutzung von Rest- und Abfällen ist zentral –
zumeist unter der Verwendung innovativer biotechnischer Verfahren.

Bezogen auf die Bauwirtschaft ist unter Zirkulärwirtschaft die konsequente
Ausrichtung auf Wiederverwertbarkeit der eingesetzten Materialien und
Baustoffe zu verstehen. Der politische Rahmen – etwa das Bauordnungsrecht
oder staatliche Förderkredite – sind entscheidend für die Zukunft des
zirkulären Bauens. Auch diese Themen beschäftigen die neue Professur.

Professor Grossarth sieht die Bioökonomie als eine Chance, Nachhaltigkeit
nicht überwiegend mit Verzicht zu verbinden, sondern mit Technik und
Innovation. Themenfelder seiner Professur sind zum Beispiel die
Potenziale, über die Verwendung nachwachsender Rohstoffe CO2 im
Gebäudebestand zu binden, eine konsequente energetische Bilanzierung des
Baus – Stichwort Lebenszyklusanalysen von Gebäuden – und der politische
Rahmen der ökologischen Transformation. Dabei „sind die Lehrangebote nicht
nur für Studierende der Fakultät Bauingenieurwesen und Projektmanagement
interessant, sondern können auch von Teilnehmenden aus den Studiengängen
Energie-Ingenieurwesen, Architektur sowie BWL Bau und Immobilien gehört
werden“, erläutert Dekan Professor Dr.-Ing. Matthias Bahr.

Jan Grossarth, 1981 in Heidelberg geboren, studierte bis 2007
Volkswirtschaftslehre an der Ludwig-Maximilians-Universität München mit
den Schwerpunkten Wirtschaftsgeschichte und Statistik. Nach seinem Examen
arbeitete er bis 2019 für die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Grossarth
promovierte 2018 an der Universität Regensburg mit einer
kulturwissenschaftlichen Studie über agrarökologische Diskurse. Neben
seiner Professur an der Hochschule Biberach ist Grossarth Mitglied einer
Forschungsgruppe an der LMU München, die sich mit ethischen Fragen der
Bioökonomie befasst.