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Die Wünsche der Bevölkerung für ihre Stadt der Zukunft unterscheiden sich
deutlich vom heutigen Bild der Städte. „Urbane Wildnis“ findet die größte
Zustimmung. Daneben sind weniger Abfall, geringerer Ressourcenverbrauch
sowie angemessener, ausreichender und bezahlbarer Wohnraum gefragt.

Berlin. Eine Kommune, die dem Verlust der Artenvielfalt entgegensteuert,
vielfältige Lebensräume für Flora und Fauna bietet und diese auch auf neue
Weise in bebaute Flächen integriert – eine solche „Urbane Wildnis“ steht
ganz oben auf der Wunschliste der deutschen Bevölkerung, wenn man sie nach
ihrer bevorzugten Vision einer Stadt der Zukunft fragt. Dies ist eines der
Ergebnisse einer repräsentativen Bevölkerungsbefragung, die die
Bertelsmann Stiftung und das Deutsche Institut für Urbanistik (Difu)
zusammen mit dem Meinungsforschungsinstitut Kantar Public durchgeführt
haben. Den geringsten Anklang unter den zur Auswahl stehenden
Zukunftsvisionen fand die „Sharing City“, in der die Menschen Besitz und
Konsum auf das Wesentliche konzentrieren, diverse Dinge häufiger teilen
und leihen, anstatt sie zu kaufen.

Für die Befragung wurden neun Zukunftsvisionen zur Diskussion gestellt.
Diese beschrieben vereinfacht, wie die Stadt der Zukunft organisiert und
beschaffen sein könnte. Wohin soll sich die (Stadt-)Gesellschaft
entwickeln und wie soll sie organisiert sein? Abgefragt wurden positiv
geprägte Zukunftsbilder für die nachhaltigere Stadt von morgen. „Um das
große Thema Nachhaltigkeit in die praktische Politik der Kommunen zu
integrieren, braucht es die Unterstützung der Bevölkerung“, so
Projektleiterin Dr. Jasmin Jossin vom Difu, die die Befragung konzipiert
und die Ergebnisse in einem Monitorbericht aufbereitet hat. „Die
Bürgerschaft in den Städten lässt sich aber nicht allein durch
Negativszenarien, wie den Folgen des Klimawandels, mobilisieren. Vielmehr
ist sie auch auf positiv besetzte Zielvorstellungen angewiesen“, so
Jossin.

Auf die Zukunftsvision der „Urbanen Wildnis“ folgt in der Wertschätzung
der Bürger:innen direkt die „Abfallfreie Stadt“. Dieses Modell orientiert
sich am Prinzip der Kreislaufwirtschaft und reduziert die Ressourcen- und
Energieverbräuche auf das notwendige Minimum. An dritter Stelle wird
„Wohnraum für alle“ genannt – also eine Stadt, die allen Menschen in
Zukunft einen ausreichenden, angemessenen und bezahlbaren Wohnraum bietet.

Deutlicher Handlungsbedarf bei der Umsetzung vor Ort

Neben der positiven Bewertung der verschiedenen Visionen für die Stadt von
morgen offenbart der Monitorbericht des Deutschen Instituts für Urbanistik
(Difu) auch erheblichen Handlungsbedarf. Denn der Umsetzungsstand aller
neun abgefragten Visionen liegt jeweils deutlich hinter ihrer
Erwünschtheit.

Auch wenn die „Urbane Wildnis“ das Konzept ist, das aus Sicht der
Befragten schon heute am stärksten umgesetzt ist, zeigt sich eine
deutliche Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Die größte Diskrepanz
zwischen der Erwünschtheit in der Zukunft und dem aktuellen
Umsetzungsstand findet sich jedoch beim Konzept „Wohnraum für alle“.
Dementsprechend zeigt sich hier der größte kommunale Handlungsbedarf. Die
geringste Notwendigkeit, aktiv zu werden, sehen die Befragten bei der
„Sharing City“, der von ihnen am wenigsten gewünschten Zukunftsvision.

Jugendlichen und jungen Erwachsenen sind Klimafragen am wichtigsten

Die Vorstellungen der jungen Menschen im Alter von 14 bis 27 Jahren
unterscheiden sich in einigen Aspekten deutlich von denen der befragten
Gesamtbevölkerung. Klima, Umwelt und Energie sind ihnen besonders wichtig.
Auch die Vision der „Selbstversorgenden Stadt“ findet bei ihnen mehr
Zuspruch. Ebenfalls sehr wichtig ist ihnen die „Autofreie Stadt“. Sie
thematisieren deutlich häufiger soziale Themen und das gesellschaftliche
Miteinander im Zusammenhang mit ihren Wünschen an die nachhaltigere Stadt
der Zukunft. Direktdemokratische Angebote finden sie wünschenswerter als
andere Altersgruppen.  Nun gilt es, diesem starken Wunsch nach
Partizipation nachzukommen.

Der Text ist selbstverständlich frei zur Weiternutzung - über ein
Belegexemplar bzw. einen Beleglink an die Difu-Pressestelle würden wir uns
sehr freuen.

Kurzinfo: Deutsches Institut für Urbanistik
Das Deutsche Institut für Urbanistik (Difu) ist als größtes
Stadtforschungsinstitut im deutschsprachigen Raum die Forschungs-,
Fortbildungs- und Informationseinrichtung für Städte, Kommunalverbände und
Planungsgemeinschaften. Ob Stadt- und Regionalentwicklung, kommunale
Wirtschaft, Städtebau, soziale Themen, Umwelt, Verkehr, Kultur, Recht,
Verwaltungsthemen oder Kommunalfinanzen: Das 1973 gegründete unabhängige
Berliner Institut - mit einem weiteren Standort in Köln (Bereich Umwelt) -
bearbeitet ein umfangreiches Themenspektrum und beschäftigt sich auf
wissenschaftlicher Ebene praxisnah mit allen Aufgaben, die Kommunen heute
und in Zukunft zu bewältigen haben. Der Verein für Kommunalwissenschaften
e.V. ist alleiniger Gesellschafter des in der Form einer gemeinnützigen
GmbH geführten Forschungsinstituts.